Geisterfahrer: Polizei fordert Krallen auf Autobahnabfahrten

Schon die bloße Vorstellung ist für viele Autofahrer beängstigend und lähmend: Wem auf der Autobahn ein Geisterfahrer entgegenkommt, dem bleibt kaum noch Zeit für ein Stoßgebet, geschweige denn für eine adäquate Reaktion. Innerhalb von Sekunden kann es zum ungebremsten Frontalzusammenstoß mit dem Falschfahrer kommen. In Deutschland verlieren pro Jahr etwa zwanzig Menschen auf diese Weise ihr Leben. Nach einer auffälligen Häufung solcher tödlichen Geisterfahrten im Oktober 2012 fordert die Polizeigewerkschaft nun den bundesweiten Einsatz von Reifenkrallen auf Autobahnauffahrten.

Unfälle durch Geisterfahrer sind selten. Aber sie enden meist tödlich.

Laut ADAC werden in Deutschland ca. 2000 Geisterfahrten jährlich gemeldet. Zwar handelt es sich bei der guten Hälfte dieser Schreckensmeldungen lediglich um einen Irrtum oder Telefonscherz – etwa 500 bis 1000 der Geisterfahrer-Meldungen sind aber leider begründet. Gleichwohl geben die Unfallstatistiken Entwarnung: Von den tödlichen Unfällen auf Autobahnen gehen nur drei Prozent tatsächlich auf Falschfahrer zurück. Sobald es aber doch zum Frontalzusammenstoß mit einem Geisterfahrer kommt, sind die Folgen in der Regel verheerend. In Deutschland verlieren pro Jahr etwa zwanzig Menschen auf diese Weise ihr Leben. Nach einer auffälligen Häufung solcher tödlichen Geisterfahrten im Oktober 2012 fordert die Polizei nun den bundesweiten Einsatz von Reifen-Krallen auf Autobahnabfahrten.

Autobahnauffahrten oft schlecht beschildert

Als Ursache von Falschfahrten gelten Alkohol und Drogen, schlechte Beschilderung von Autobahnauffahrten, Orientierungsverlust, Suizidalität und das bewusste Wenden mit dem Ziel, eine verpasste Autobahnausfahrt noch zu erwischen. Effektiver als die Stigmatisierung von Geisterfahrern als Selbstmörder und/oder geistig Verwirrte wäre aber wohl die Verbesserung der Verkehrsführung auf deutschen Autobahnen. Seit 2010 wird in Bayern deshalb ein Pilotprojekt mit großen Warntafel durchgeführt. Die entlang der Autobahn A8 an Auffahrten installierten signalgelben Hinweisschilder mit der Aufschrift „Stopp“ bzw. „Falsch“ sollen zeigen, inwiefern visuelle Hindernisse für Autofahrer tatsächlich eine Orientierungshilfe darstellen. Die messbaren Erfolge des Pilotprojekts werden laut Bundesverkehrsministerium noch in diesem Jahr ausgewertet und gegebenfalls zu einer bundesweiten Einführung der Maßnahme führen.

Polizei fordert den Einsatz von Krallen

Verbesserungsvorschläge zur Unfallvorbeugung an Autobahnkreuzen und Auffahrten hat die Polizeigewerkschaft zur Genüge: So könne man die Rampen durch Baumaßnahmen deutlicher voneinander abgrenzen, Beschilderungen besser beleuchten, Schilder mit höherer Reflexionsfähigkeit einsetzen und die Auffahrten mit riesigen Richtungspfeilen, elektronischen Warntafeln und Blinklichtern ausstatten. Die Deutsche Polizeigewerkschaft NRW geht aber noch weiter und fordert den Einsatz so genannter Krallen auf Autobahnabfahrten. Ein Auffahren auf die Autobahn in falscher Richtung hätte dann ein sofortiges Zerplatzen der Autoreifen zur Folge – die Gefahr, die vom Falschfahrer ausgeht, direkt gebannt. Die nur auf den ersten Blick rabiate Methode sei immerhin ein probates Mittel, um Todesfälle, schwere Verletzungen und Traumata zu verhindern. Der Einsatz von Krallen auf Autobahnen ist gleichwohl umstritten. So könnten die Krallen laut ADAC im Winter einfrieren und böten dann keinen ausreichenden Schutz. Außerdem gelangten infolge der Krallen auch Einsatzkräfte wie Feuerwehr und Rettenswagen nicht mehr auf kürzestem Weg zur Unfallstelle und würden so in ihrer (ebenfalls lebensrettenden) Arbeit behindert. Auch der ACE ist den Krallen gegenüber skeptisch eingestellt und beurteilt den Einsatz als „nicht verhältnismäßig“.

Radio hören und Augen auf im Straßenverkehr!

Autofahrer sollten sich von den teilweise hysterischen Medienberichten nicht verunsichern lassen und sich vor Augen führen, dass die Wahrscheinlichkeit, im Straßenverkehr einem Geisterfahrer zu begegnen, äußerst gering ist. Zur eigenen Sicherheit und Beruhigung ist es empfehlenswert, auf Autobahnen prinzipiell das Autoradio eingeschaltet zu lassen. Vor allem aber, so selbstverständlich das auch erscheinen mag, sollten Autofahrer eben immer aufmerksam, konzentriert und wach am Steuer sein.

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