Ford Focus ST Test: Auch mal STeil gehen

Worum es beim Ford Focus ST Test ging? Krach und Kurven! Von beidem lieferte unser in Performance Blue gehaltenes Schrägheck bei der Probefahrt durchs Bergische Land reichlich.

Nach Einstieg und Motorstart war die erste Amtshandlung beim Ford Focus ST Test das Tippen des Fahrmodi-Schalters auf dem unten abgeflachten Sportlenkrad: Natürlich gedachten wir in S wie Sport zu fahren, obgleich die miesen Straßenverhältnisse eher Normal erfordert hätten. Denn in S lenkt das neueste der Fords ST-Modelle nicht nur noch direkter, sondern ist ob elektronischer Dämpfungskontrolle auch deutlich härter abgestimmt, erfordert mithin Nehmerqualitäten der Insassen. Wir stecken gerne ein, dank dem dem Focus ST Diesel vorenthaltenen elektronischen Sperrdifferential ist mangelnde Traktion kein Thema, jeden Tritt aufs Gas wandeln die Michelin Sport 4 S in direkten Vortrieb um. Zahllose Kurven und Serpentinen lassen sich dank Torque Vectoring überaus flott und ohne nennenswerte Seitenneigung durcheilen. Links, rechts, Gas – wooo!

Der neue Focus ST ist ein Performer vor dem Herrn

Verhalten im Grenzbereich? Vermutlich untersteuern, das ließ sich im Ford Focus ST Test aber nicht feststellen. Hier etwas auszuloten zu wollen hätte Lappen, Mensch und Maschine ernsthaft gefährdet. Bringen wir doch lieber die Anwohner um ihre Ruhe! Eine kaum befahrene Landstraße ist schnell gefunden, die Launch Control des Performance-Pakets zu Euro in den Einstellungen irgendwann auch. Kupplung treten, auf 5.000 Touren jubeln und Feuer frei! Mit infernalischem Gebrüll schießt der Focus ST 2019 an diesem warmem Sommertag vehement und nur wenig elegant nach vorn, zerrt wild an der Lenkung und tritt bei vollem Ladedruck noch einmal gehörig nach. Mundwinkel heraufziehend wie für die Performance günstig wirkt sich dabei die Möglichkeit des Flat Shiftings aus, bei getretener Kupplung die Gänge auch bei dauerhaft getretenem Gaspedal durchzuprügeln.

Mit dem Ford Sport treiben

Doch um fair zu sein, muss die Sechsgang-Box beim Ford Hot Hatch kaum geprügelt werden, ist sie doch gut geführt und recht leichtgängig. Warum man aber im unteren Tempobereich das Schaltgestänge unbedingt hören muss, weiß nur Ford allein. Schaltfaulheit bestraft der 2,3-l-Turbo-Vierzylindern nicht, ohne Einbußen an Laufkultur schiebt dank 420 Nm Drehmoment zwischen 3.000 und 4.000 Touren kräftig nach vorn, dank des vom Ford GT abgeleiteten Systems zur Verkleinerung des Turbolochs ist immer massig Druck vorhanden. Die Nennleistung von 280 PS liegt bei 5.500 Umdrehungen an, womit der Kölner bei den heißgemachten Kompaktwagen recht weit oben mitspielt. Unter Ausreizung aller Ressourcen und Assistenten ballert er in 5,7 Sekunden von 0 auf 100 und erreicht ohne große Umstände 250 abgeregelte Sachen Spitze.

Leisetreten beim Ford Focus ST Test nicht gefragt

Dass der neue Ford Focus ST in den Modi S und Race erheblich kerniger auspufft und Gangwechsel bei fortgeschrittenem Drehzahlniveau allen Anwesenden mit einem selbstbewussten Schuss aus den feisten Edelstahl-Endrohren kenntlich macht, steigert den Fahrspaß nur noch weiter. Sportlenkrad und vor allem die Recaro-Sportsitze mit Mittelbahnen in Wildleder-Optik sorgen für entsprechendes Ambiente. Letztere halten Oberschenkel und Hüfte fest an Ort und Stelle, die Schultern genießen trotz allem ein guten Maß an Bewegungsfreiheit. Das optionale Head-up-Display hält die Augen auf der Straße, recht so. Auf geht’s in die zweite Runde, broooooaar und weg! Der ermittelte ST-Verbrauch lag übrigens bei knapp 10l/100 km – was soll’s, Spaß kostet nun mal.

Der Ford Focus ST Preis startet bei 31.900 Euro

Unverzichtbar scheint nach dem Ford Focus ST Test das Design-Paket zu 500 Euro. Die darin enthaltenen roten Bremssättel nett, die elektrische Verstellung und Sitzheizung vorn willkommen, die Voll-LED-Scheinwerfer und -Rückleuchten hilfreich. Und die 8×19-Zöller? Gegen über den serienmäßigen 18-Zoll-Alus mindern sie anhand der damit einhergehenden 235/35er Pneus zwar den Abrollkomfort, sind aber prima für Handling und Optik. Die Verarbeitung des Interieurs kann sich sehen lassen, die Oberflächen bieten in Qualitätsanmutung, Haptik und Chic jedoch Luft nach oben. Das Volant dürfte Ford im Kranz gern weniger polstern, und es statt perforiertem Glattleder noch viel lieber in die Alcantara-Konkurenz der Mittelbahnen kleiden. Abgesehen davon? Ein Riesenspaß!

Bilder: ©Arild Eichbaum

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