(Ein Abend im) Bloodrayne

Einen BollFilm zu schauen ist wie einen Marathon zu laufen: man kann froh und ein bisschen stolz sein, wenn man die Tortur durchgestanden hat. Nachdem ich schon das zweifelhafte Vergnügen mit House of the Dead und Alone in the Dark hatte, war es nun an der Zeit, sich den soeben auf DVD erschienenen neuesten Streich des German Nicht-Wunderkind anzutun: Bloodrayne. Wie die eingangs erwähnten Werke basiert auch dieses auf einem bekannten Computer- bzw. Videospiel, hat jedoch – wie bei Boll üblich – bis auf den Titel und die namensgebende Titelheldin so rein gar nichts mit dem Spiel an sich zu tun.

Denn wo man in den Spielen mit der Halb-Vampirin Rayne ganzen Horden von fiesen Nazi-Schergen den Lebenssaft aussaugt, verfrachtet der Film die Story ins rumänische Mittelalter, wo Rayne zunächst nicht mehr als eine schaurig-blutrünstige Jahrmarkts-Attraktion ist, dann aber doch freikommt, damit sie sich an ihrem Vater, dem Vampirkönig, rächen kann, weil jener ihre Mutter vergewaltigte. Und damit diese Story noch spannender und innovativer wird, heften sich an Raynes Fersen zwei Vampirjäger. Kaum zu glauben, dass Boll Schauspieler wie Ben Kingsley (Haus aus Sand und Nebel) für diese krude Geschichte gewinnen konnte, der hier jedoch (aus Verzweiflung?) eine wirklich unterirdische Leistung abliefert. Kaum besser sind die Darstellungsversuche (von Leistung mag ich hier schon gar nicht mehr sprechen) von Michelle Rodriguez (The Fast & The Furious), Michael Madsen (Kill Bill) und Rayne-Darstellerin Kristanna Loken (Terminator 3). Zudem tauchen kurzzeitig Billy Zane (Titanic), Udo Kier (der mit Freude in jedem miesen Film mitspielt) und sogar Meat Loaf auf.

Die Inszenierung gleicht sich diesem Niveau ebenfalls an: die gelungenen Einstellungen kann man jedenfalls an einer (halben) Hand abzählen, die Kämpfe sind dilettantisch, die Splatterszenen plakativ und unmotiviert in Szene gesetzt – Hauptsache es spritzt irgendwie viel Blut. Wirklich sinnlos. Hinzu kommt die langweilige Erzählweise und Dialoge auf unterem Soap-Niveau. Schon nach 30 Minuten hatte ich das starke Bedürfnis, die DVD auf dem Schandhaufen der Filmgeschichte zu verbrennen.

Leider ist Bloodrayne nicht so schlecht, dass er schon wieder gut ist und man im Rahmen eines gepflegten Trashfilm-Abends Spaß haben könnte. Diesen Film kann ich wirklich niemandem empfehlen. Lauft lieber einen Marathon!

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Eine Meinung

  1. Die Warnung kommt einen Tag zu spät: habe den Film gestern mit Kumpels gesehn — und wir fanden ihn alle grottig 🙂

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