Nach Tommy Jauds „Resturlaub“ (Regie: Gregor Schnitzler), kommt nun ein neuer Film aus dem Frankenland in die Kinos: „Dreiviertelmond“, inszeniert von Christian Zübert, der auch das Drehbuch schrieb.
Der Nürnberger Taxifahrer Hartmut Mackowiak (Elmar Wepper), ist ein granteliger, konservativer 65-jähriger, der durch den plötzlichen Auszug seiner Frau Christa (Katja Rupé), aus der Bahn geworfen wird. Er versteht nicht, warum seine Frau ihn verlassen hat.
Eines Tages steigt eine türkische Mutter mit ihrem Kind in sein Taxi. Die Frau versucht ihrer Tochter Hayat (sensationell: Mercan Türkoglu) etwas Deutsch beizubringen und Hartmut mischt sich in das Gespräch ein. Freundlich belehrend lässt er aber auch ein paar herablassende Sätze über die Türken fallen, was die Mutter zu der Bemerkung „Nazi“ veranlasst.
Hartmut ist einer der „Bescheid weiß“. Der eigenbrötlerische, grämische Kauz wundert sich nicht schlecht, als plötzlich die kleine Hayat bei ihm im Auto sitzt. Außer „Grüß Gott“ und „Nazi“ kann sie kein Wort deutsch und Hartmut weiß nichts mit ihr anzufangen. Also bringt er sie erst einmal nach hause…
Dies ist der Beginn einer wundersamen Beziehung eines verdrossenen Mannes, der nichts anderes will, als sein altes Leben wieder zurück zu bekommen und der 6-jährigen, die plötzlich völlig alleinstehend nicht weiß, wohin sie gehört und auf Hilfe angewiesen ist. Doch vielleicht ist es letztlich Hayat, die Hartmut hilft, seinem Leben eine neue Wende zu geben.
Dreiviertelmond: Eine kleine Geschichte mit großem Herz
Christian Zübert hat es geschafft, authentische Personen auf die Leinwand zu bringen, die in ihrer Konstellation ungewöhnlich aber sehr glaubhaft sind. Wepper spielt den stereotypen, vorurteilsbehafteten Taxifahrer so unleidlich, dass man überrascht ist, als man an ihm nach und nach Züge wahrnimmt, die Hilflosigkeit, Verwirrung und Ratlosigkeit offenbaren. Wobei die Wandlung des Charakters, bis hin zu einer gewissen Zuneigung zu Hayat, dass wirklich interessante an „Dreiviertelmond“ ist. Ihm zur Seite, als Counterpart, steht Mercan Türkoglu, die erst quasi im letzten Augenblick durch Zufall für den Film gefunden wurde. Was sich als enormer Glücksfall erweist. Mercan spielt so natürlich und unbedarft, dass man ihr nicht anmerkt, dass sie zum ersten Mal vor einer Kamera stand. Ihre Trotzköpfigkeit, ihr wortwörtliches festhalten an etwas, was ihr Sicherheit verspricht und ihr lebhaft, natürliches Spiel, ist eines der Standbeine des Films. Man spürt, wie sie unvoreingenommenes Vertrauen zu Hartmut aufbaut.
Fazit: Leider haben es deutsche Filme unverdienterweise im Kino sehr schwer. Da wird es diesem Film nicht anders ergehen. Obwohl es lohnenswert ist ihn sich, mit seiner kleinen aber feinen Geschichte und seinen sympathischen Schauspielern, im Kino anzusehen.
Ab 13. Oktober 2011 im Kino!
Dreiviertelmond
Deutschland 2011
Länge: 94 Minuten
Bild: Cinemascope
Ton: Dolby Digital
Drehbuch & Regie: Christian Zübert
Hartmut Mackowiak: Elmar Wepper
Hayat: Mercan Türkoglu
Gülen, Hayats Mutter: Ivan Anderson
Christa Mackowiak: Katja Rupé
Verena Mackowiak: Marie Leuenberger
Nezahat, Hayats Großmutter: Özay Fecht