Ein Thema, das im Rahmen der Diskussion um die Umweltbelastung von Dieselfahrzeugen immer wieder unter den Teppich gekehrt wird, ist der Schadstoffausstoß von Kreuzfahrtschiffen. Doch stimmt es wirklich, dass die 15 größten Kreuzfahrschiffe mehr Dreck verursachen als alle Autos auf der Welt zusammen, wie des Öfteren behauptet wird?
Um welchen Schadstoff geht es?
Der Vergleich der Schadstoffbelastung zwischen Kreuzfahrschiffen und Pkw stammt aus einer Kampagne des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu), darin hieß es ursprünglich „Die 15 größten Seeschiffe der Welt stoßen jährlich mehr schädliche Schwefeloxide aus als alle 760 Millionen Autos weltweit.“ Es geht also nicht um die Gesamtbelastung, sondern explizit um den Ausstoß von Schwefeloxid, ein Detail was mit der Zeit verloren ging. Zwar sind Schwefeloxide durchaus gesundheitsschädlich, der Vergleich hinkt dennoch: Während viele Schiffe auch heute noch mit Schweröl angetrieben werden, welches seit 2015 noch bis zu 0,1% Schwefel beinhalten darf, ist in heutigem Pkw-Treibstoff wenig bis gar kein Schwefel mehr enthalten.
CO2 Ausstoß
Wichtiger für einen Vergleich ist der Blick auf andere Stoffe, die Umwelt und Gesundheit schädigen können, wie beispielsweise Stickoxide, Feinstaub und der Ausstoß des Treibhausgases CO2.
Bei ersteren schneiden Kreuzfahrtschiffe zwar auch nicht gut ab, allerdings ist das Verhältnis weniger extrem als bei den Schwefeloxiden. Fakt ist aber, dass es kein anderes Verkehrsmittel gibt, welches pro Person weniger CO2 ausstößt als ein Kreuzfahrschiff. Es wäre also grundsätzlich falsch, dem Schiffsverkehr einen Großteil der CO2-Belastung zuzusprechen, denn tatsächlich macht dieser nur etwa drei Prozent davon aus, während es bei Kraftfahrzeugen ganze 17 Prozent sind.
Die vom Nabu ermittelten Daten stimmen zwar, allerdings sind die an die Medien herangetragenen Schlussfolgerungen kontrovers, denn um einen einfach zu handhabenden Vergleich zu generieren, werden oftmals verschiedene Schadstoffwerte in einen Topf geworfen und daraus einfach ein Durchschnittswert ermittelt.
Belastung an Häfen
Aus dem vorangegangenen Faktencheck zu schließen, Schiffe seien doch gar nicht so schädlich für Umwelt und Gesundheit, ist aber ebenfalls nicht richtig. Die Belastung mit Stickoxiden und Feinstaub sowohl an Bord als auch in Häfen und in Küstennähe liegt weit über den Grenzwerten die sonst im Straßenverkehr zugelassen sind. Das es hierfür noch keine konkreten Vorlagen gibt, ist vor allem der Tatsache zuzuschreiben, dass Grenzwerte nur global festgelegt werden können – ein Prozess der meist sehr lange dauert. Vom technischen Standpunkt her ist es nämlich durchaus möglich, Schiffe mit etwaigen Katalysatoren oder Abgasfiltern auszustatten und somit die Emissionen einzudämmen.
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