Wie immer gab es viele Favoriten, viele, die einfach mal dran gewesen sein müssten. Diesmal ist es keine Überraschung. Der türkische Schriftsteller Orhan Pamuk hat das Rennen gemacht.
Noch vor kurzem stand er in der Türkei wegen "öffentlicher Herabsetzung des Türkentums" vor Gericht, wurde aber freigesprochen. Sein Buch "Schnee" hat zuletzt Kritiker und Publikum begeistert. Letztes Jahr erhielt der den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels und nun also den Preis aller Preise.
Keine Frage, der Preis ist völlig überbewertet. Aufgeblasen und etwas weltfremd. Oft spielen politische Gründe eine zu große Rolle. Und die Liste derer, die ihn nie bekommen haben und trotzdem zu den Großen gehören ist lang. Aber ich möchte auch nicht in der Jury (=Schwedische Akademie) sitzen und entscheiden müssen, wer "das Vorzüglichste in idealer Richtung geschaffen hat", wie es Stifter Alfred Nobel einst bestimmte.
Geht es bei anderen Preisen um Ermunterung zum Weiterschreiben, um (moralische und oft bitter nötige finanzielle) Unterstützung, so geht der Nobelpreis meist an jemanden, der sowohl hinsichtlich internationaler Anerkennung als auch hinsichtlich des Geldes bereits ausgesorgt haben dürfte. Er ist dann nur noch die offizielle Erhebung in eine Art Adelsstand. Denn danach ist man so unsterblich, dass man eigentlich die Brille abnehmen, sich im Schaukelstuhl zurücklehnen und auf den Tod warten kann.
Gerade eben ist bekannt gegeben worden, wem der schwedische König den Literatur-Nobelpreis 2006 übergibt. Es ist also Orhan Pamuk, der am 10.12., dem Todestag Alfred Nobels, in Stockholm mit viel zeremoniellem Pipapo geehrt werden wird. Und ich schmunzele in mich hinein: Was für ein herrliches Theater! (Vielleicht sollte man es aber auch nicht zu ernst nehmen…)
@ Autorin dieses blogs..Wissen sie, aber ich möchte nicht überheblich wirken, wenn ich ihnen ihre zu Tage gebrachte Urteilskraft hiermit aberkenne. Zumindest wenn es um den Beitrag für Herrn Pamuk geht. .Nach meiner Auffassung verstehen sie den Inhalt seiner Botschaft nicht. Das kann man Ihnen aber auch nicht übel nehmen. Sie denken nicht wie er..Heutzutage wollen die Leser eine leicht leserliche, verdauliche Kost präsentiert bekommen, die wahrscheinlich noch die Spitzenplätze im Buchladen eroberte, damit viele darüber reden können und sich in ihrer doch so gebildeten Meinung bestätigt fühlen..Der komplizierte Schreiber einer nicht leicht verständlichen Lektüre kann nicht einfach einen Nobelpreis bekommen. Klar, dass die zurzeit politische Lage diese Meinung verstärkt untermauert. Es verstehen eben nur wenige den eigentlichen Inhalt der Bücher von Orhan Pamuk. Vielleicht sollten diese Leser den Literaurlesenobelpreis bekommen. Die Jury in Stockholm hat ihn schon einmal verdient. Oder ist es genau das, was diese Jury ausmacht?.Es erscheint sehr populär über Überbewertung für verliehene Preise zu polemisieren. Zumal in Zeiten einer schlechten Vergangenheit eines Literaturnobelpreisträgers einem hierfür der Rücken gestärk wird..Ich gehe fest davon aus, dass sie das Buch nicht gelesen haben. Ich empfehle ihnen, es auch nicht zu lesen. Sie würden den Hintergrund nicht verstehen..Keine Frage: Der Beitrag ist völlig unnötig..αιλ
Warum denn gleich so aggressiv, Herr „Aufklärer“?Ich glaube, hier liegt ein Missverständnis vor – ich habe in diesem Beitrag mit keinem Wort die konkrete Wahl der Akademie kommentiert, mit der ich im Übrigen durchaus sehr zufrieden bin, da auch ich Orhan Pamuk für einen überaus guten Schriftsteller halte. Ich habe mich darin auch nicht mit seiner Botschaft auseinandergesetzt (Woher also die -mit Verlaub: reichlich arrogante- Annahme, ich verstünde sie nicht?)Vielmehr habe ich abstrakt ausdrücken wollen, dass eine gewisse Absurdität darin liegt, wie viel Bedeutung einem einzigen Literaturpreis in internationalen Medien beigemessen wird, während viele andere Preise, die teilweise auch sehr hochwertige Literatur bedenken, fast komplett ignoriert werden. Und Nachwuchspreise haben mitunter weitaus größere Bedeutung für den Autoren, da mit deren Vergabe teilweise entschieden wird, ob ein Autor überhaupt in vollem Umfang weiterschreiben kann oder nicht (weil er Taxi fahren muss o.ä.). Dagegen ist der Nobelpreis eine Würdigung des Gesamtwerks, der naturgemäss jemandem verliehen wird, der sich an sich (und zum Glück!) leisten kann, das Geld zu spenden.Im Übrigen habe ich sein Buch „Schnee“ gelesen. Auch wenn ich nicht unbedingt finden kann, dass diese Tatsache jetzt viel mit meinem Artikel zu tun hat.Ich denke nicht, dass man mir Urteilskraft absprechen oder Beiträge für komplett überflüssig erklären muss. Und sollte man dennoch meinen, sich solche Erklärungen leisten zu müssen, sollte man vielleicht den ach so schlimm überflüssigen Artikel vorher noch mal genau lesen.P.S. Ich glaube nicht, dass es in Orhan Pamuks Sinn ist, jemandem eine Meinungsäußerung verbieten zu wollen.
Janina, ich kann mich nicht daran erinnern aggressiv meinen Text verfasst zu haben. Noch bezweifle ich eine Aggressivität in meinem Text erkenn zu können. Aber es zeigt mir zumindest, wie sie meinen Text aufgenommen haben müssen. Ich bin im Übrigen ein sehr friedfertiger Zeitgenosse..Sie schreiben: ……….Keine Frage, der Preis ist völlig überbewertet. Aufgeblasen und etwas weltfremd………was sollen mir diese Worte sonst sagen?.Ihre Abstraktheit ist für mich dabei nicht so ganz erkennbar. Ihre allgemeine Interprätation dazu erkenne ich voll an. Ich kann sie leider für mich nicht voll nachvollziehen..Ich empfand es schon als wichtig auf das Buch „Kar“, wie es im Original ja heißt, hinzuweisen und den eigentlichen Sinn, der dahintersteckt, in Verbindung mit der Widerlegung ihrer Äußerung der Überbewertung, anzusprechen. Die Folge aus dem Inhalt dieses Buches spiegelt unlängst mehr wider, als nur ein Roman zu sein. Ich möchte als Schlagwort hier nur den Islamismus, die Integrationsfrage und den Kampf der Kulturen erwähnen. Die Tragweite wird ihnen nicht bewusst sein, weil sie sich mit diesen Themen vielleicht nicht befassen..Ich akzeptiere ihre Meinung über meine auch von mir selbst erkannten „überheblichen“ Urteilskraft ihrerseits.Ich habe ihnen versucht zu erklären, warum..Und zum Schluss haben sie komplett Recht, was sie in Orhans Pamuks Sinne schreiben. Ich habe meine Beurteilung auch lediglich auf diesen einen Beitrag bezogen..Ich möchte nur nicht, dass halbherzige Leser ihre Abstraktheit in eine noch komplett andere Weise interprätieren, um einen falschen Hass zu schüren. Zumindest nicht, wenn dieser nicht begründet werden kann. Herr Pamuks Buch ist selber nämlich ein willkommenes tool für mich und meine Aufgabe bezüglich o.g. Probleme. Er hat in beispielhafter Weise den Horizont seiner Landsleute übersprungen und hilft dadurch und durch seinen Nobelpreis natürlich, für eine Veränderung im Denken der Türken zu sorgen. Vielleicht auch im Denken anderer muslimischer Länder..So Janina, jetzt möchte ich auch nicht mehr, dass sie böse sind. Nehmen sie es wie Orhan Pamuk. Haben sie verdammt nochmal viel Spaß am Leben. Zum Ärgern ist es nämlich zu kurz..αιλ
Gerade weil ich so viel Spaß am Leben habe und mich nicht ärgern mag, schmunzele ich ja über Veranstaltungen wie den Nobelpreis, von dessen Vergabe weder Leben und Tod, noch Lebensglück einzelner Künstler abhängen sollte, auch wenn mitunter so getan wird, als wäre dies so. Ich bin, weiss Gott, die letzte, die möchte, dass der Literaturnobelpreis irgendeinem Bestsellerautoren zuerkannt wird!Tut mir leid, dass Äußerungen in Richtung „Aberkennen von Urteilskraft“ oder Unterstellungen von „Nichtverstehen seiner Botschaft und seiner Bücher“ auf mich leicht aggressiv wirken. Ich bevorzuge da Sätze, in denen MEINUNGEN dargestellt werden, ohne dem anderen etwas zu unterstellen oder ihn herabzuwerten. (Ja, ich empfinde es als Herabwertung, wenn ich Bücher lieber nicht lesen soll, da ich den Hintergrund ja sowieso nicht verstehen würde. Vielleicht weiss ich mehr über Orhan Pamuks Bücher, als Sie sich vorstellen können.)Da gefällt mir der Ton des letzten Kommentars schon viel besser! ;-)Nochmals: Die Wichtigkeit des Werks Orhan Pamuks war, wie gesagt, absolut nicht Thema meines Beitrags und es läge mir sehr fern, sie infrage zu stellen. Und eben weil sein Werk für sich selbst stehen und glänzen kann, muss so ein Preis nicht derart überbewertet werden, wie es in den Medien getan wird. Orhan Pamuk ist nicht erst durch den Nobelpreis ein großer Autor. – Freuen wir uns also gemeinsam über die Wahl der Schweden und hoffen wir, dass möglichst viele Menschen daraufhin seine Bücher lesen und verstehen werden!
Ich stimme darin völlig überein, dass der Nobelpreis überbewertet ist. Man sieht in den Medien zurzeit überall etwas über den Literaturnobelpreis und kaum etwas über den Man Booker Prize, der in diesem Jahr auch eine sehr lesenswerte Autorin zur Gewinnerin hat: Kiran Desai.Ich kann nichts zu Orhan Pamuk sagen, ich habe ihn nicht gelesen und, auch wenn er ein verdienter Schriftsteller sein mag, werde ich ihn wohl in nächster Zeit nicht lesen, werfen Sie mir Arroganz vor, aber ich halte es mit Marcel Reich-Ranicki.