Die deutsche Wirtschaft schwächelt – und das könnte negative Konsequenzen für den Arbeitsmarkt haben. Darauf deuten aktuelle Zahlen des Münchner Ifo-Instituts hin.
Beschäftigungsbarometer sinkt auf größtes Minus seit mehr als zwei Jahren
Die Wirtschaft befindet sich in der Rezession, und im Herbst könnte sich das negativ auf den Arbeitsmarkt auswirken. Darauf weist das Münchner Ifo-Institut mit aktuellen Zahlen hin. Das Beschäftigungsbarometer des Instituts gab aktuell um 1,2 Punkt auf 97,1 Punkte nach. Das ist der tiefste Wert seit dem Februar 2021, als die Wirtschaft von der Coronakrise gebeutelt wurde.
Als Folge denken vor allem Industrieunternehmen über Entlassungen nach, so die Ifo-Experten. Das betrifft in erster Linie die chemische Industrie, aber auch die Metallbranche. Gleichzeitig versucht der Handel, mit weniger Arbeitnehmern auszukommen.
Flaute bei den Neueinstellungen
Während einige Branchen Entlassungen in Erwägung ziehen, ist bei fast allen eine steigende Zurückhaltung bei Neueinstellungen zu verzeichnen. So planen nur noch wenige Dienstleistungsunternehmen die Besetzung offener Stellen – laut den Ifo-Experten sind das in erster Linie die Tourismus– sowie die IT-Branche.
Ungewöhnlich ist hingegen die Entwicklung im Baugewerbe: Trotz der durch Preissteigerungen beim Material sowie durch gestiegene Kreditzinsen hervorgerufenen Rezession in der Branche gibt es noch keine größeren Auswirkungen auf die Anzahl der Beschäftigten. Die Tendenz, Mitarbeitende zu entlassen, ist hier noch gering.
Negative Konjunkturprognose
Obwohl die deutsche Wirtschaft ihre Rezession im zweiten Quartal dieses Jahres mit einem leichten Wachstum abgeschlossen hat, gibt es keine wirkliche Aussicht auf Besserung. So ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP) nach Prognosen von Wirtschaftsfachleuten im Zeitraum April – Juni im Vergleich zum ersten Quartal 2023 lediglich um 0,1 Prozent gewachsen.
Die Aussichten für die zweite Jahreshälfte geben ebenfalls kaum Anlass zum Optimismus. Darauf weist auch die aktuelle Prognose des internationalen Wirtschaftsfonds hin, die auf eine Verschlechterung der ökonomischen Entwicklung in Deutschland hindeutet.
Langzeitentwicklung mit vielen Höhen und Tiefen
Die konjunkturelle Entwicklung Deutschlands war bereits seit den Achtzigerjahren von zahlreichen Höhen und Tiefen geprägt. Nach der Wiedervereinigung erlebte Deutschland in den Neunzigerjahren einen wirtschaftlichen Aufschwung, der von Exporten und Investitionen angetrieben wurde.
In den Zweitausendern litt die Wirtschaft unter strukturellen Herausforderungen, aber erholte sich ab 2010 mit starkem Wachstum und sinkender Arbeitslosigkeit. Die Covid-19-Pandemie führte jedoch 2020 zu einem Konjunktureinbruch, der jedoch durch staatliche Hilfsprogramme abgefedert wurde.
Die deutschen Exporte und die Industrieproduktion erholten sich seit dem Jahr 2021 deutlich, aber die wirtschaftliche Entwicklung bleibt anfällig für global negative Entwicklungen wie den Ukrainekrieg oder den Klimawandel.
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