Die Eingewöhnung des Kindes im Kindergarten

Sie möchten Ihr Kind in einer Kita betreuen lassen? Dann nehmen Sie sich ausreichend Zeit, um Ihrem Kind bei der Eingewöhnung in der neuen Umgebung zu helfen. Mindestens zwei bis drei Wochen sollten Sie dafür einplanen. So kann das Kind in Ihrer vertrauten Anwesenheit den Kita-Alltag kennenlernen.

Kindergarten: So klappt die Eingewöhnung!

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Ihre Anwesenheit

Gerade am Anfang einer Eingewöhnung ist es ein Muss, dass Sie bei ihrem Kind bleiben und gemeinsam mit ihm den Kindergarten entdecken. Aus der Sicherheit Ihrer Nähe heraus kann Ihr Kind den Kindergarten, die Räume, andere Kinder und die ErzieherInnen kennenlernen und auf Erkundung gehen. Deshalb sollten Sie ausreichend Zeit für die Eingewöhnung einplanen, bevor Sie wieder mit der Arbeit beginnen. Anfangs werden Sie nur ein oder zwei Stunden mit ihrem Kind im Kindergarten sein. Diese Zeit wird dann nach und nach ausgedehnt, bis das Kind schließlich einen ganzen Kitatag erlebt. Schon nach ein oder zwei Tagen werden in der Regel kurze Trennungsversuche gemacht, die dann individuell verlängert werden können. Dabei kommt es darauf an, wie gut sich ihr Kind von der Erzieherin trösten lässt.

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Ängste und Befürchtungen bei Eltern, Kindern und Erzieherinnen

Manche Eltern werden sich fragen, ob die Erzieherinnen zu einer Art Konkurrenz für sie selbst werden. Oder ob die Fachkräfte in der Kita ihr Kind verstehen und mögen werden. Sie werden sich vielleicht auch fragen, ob es ihrem Kind in der Kita gut geht, ob es seine Eltern vermisst und es ohne sie zurecht kommt. Vielleicht werden sie auch Angst haben, von ihren Ängsten und Befürchtungen offen zu sprechen. Dafür sollte jedoch gerade in der Eingewöhnungszeit bzw. im Aufnahmegespräch Raum sein, da ein Austausch über diese Themen nicht nur für die Eltern, sondern auch für die Erzieherinnen wichtig ist. Denn auf der anderen Seite fragen sich auch Erzieherinnen, ob die Eltern sie akzeptieren werden und ob diese bereit sind, offen mit ihnen sprechen. Auch steht häufig die Frage im Raum, ob die Erzieherin als Partnerin gesehen wird oder als Konkurrentin und wie die Eltern die Arbeit der Erzieherin bewerten. Das Kind wiederum wird sich fragen, ob die Eltern wiederkommen, wenn sie es morgens in die Kita bringen und dann gehen. Für Kinder ist ein gutes Verhältnis zwischen Eltern und Erzieherin sehr wichtig, da sie deutlich spüren, wenn zwischen diesen „die Chemie“ nicht stimmt. Zeigen Sie Verständnis für den Forscherdrang ihres Kindes und seine Neugier auf die neue Umgebung, aber auch für seine Angst vor dem Unbekannten.

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Die Bezugserzieherin

Bei fast allen Eingewöhnungsarten wird eine Bezugserzieherin für das Kind bestimmt, die während der ganzen Eingewöhnungszeit zuverlässig für das Kind da ist, seine Pflege und Betreuung übernimmt und es tröstet, wenn es traurig ist. Zwischen der Bezugserzieherin und dem Kind entsteht im Idealfall eine enge Bindung, die jedoch nicht so innig wird wie die Bindung zu den Eltern. Entgegen mancher Befürchtung wird die Bezugserzieherin also nicht zu einer Konkurrentin für die Eltern.

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Das Berliner Modell

Bei diesem häufig angewandten, von Sozialpädagogen entwickelten Modell wird die Eingewöhnungszeit in folgende Phasen unterteilt:

  1. Grundphase: Die ersten drei Tage
    Mutter oder Vater und Kind verbringen eine Stunde im Kita-Gruppenraum. Die Eltern verhalten sich eher passiv, die Erzieherin abwartend und beobachtend. Es findet noch kein Trennungsversuch statt.
  2. Vierter und fünfter Tag
    Der Elternteil verabschiedet sich und verlässt den Raum, bleibt aber in der Nähe.
    Die Trennungsdauer sollte max. 30 Minuten lang sein.
  3. Stabilisierungsphase ab dem vierten Tag
    Die Erzieherin übernimmt immer mehr die Betreuung, Trennungsversuche werden verlängert. Der Elternteil bleibt sicherhaltshalber in der Kita. Nach einer bis zwei Wochen ist diese letzte Phase abgeschlossen, wenn sich das Kind sicher von seiner Bezugserzieherin trösten lässt.
    Die Eingewöhnungsdauer kann je nach dem Verhalten des Kindes auch auf zwei bis drei Wochen verlängert werden. Dies ist ratsam, wenn das Kind häufig den Blick- und Körperkontakt zur Mutter sucht oder Trennungsversuche schwierig werden, weil das Kind weint oder schreit und sich durch die Erzieherin nicht beruhigen und trösten lässt.
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Andere Eingewöhnungsformen

Viele Kindertagesstätten und Kinderläden haben eigene Konzepte entwickelt für den Start der Kinder in ihrer Einrichtung. Manche stellen diese auf ihrer Website vor oder informieren Eltern darüber in Aufnahmegesprächen. Vor allem in Krippen sind kindzentrierte Konzepte empfehlenswert. Denn gerade die jüngsten Kinder leisten quasi „Schwerstarbeit“, wenn sie sich an eine völlig neue Umgebung mit fremden Menschen und anderem Tagesablauf als zuhause gewöhnen.
Das Eingewöhnungskonzept der Hamburger Krippe Mamamia unterscheidet etwa die folgenden drei Phasen:

  1. Beobachtungsphase: Die Erzieherin verhält sich eher passiv, beobachtet Elternteil und Kind, spricht mit dem Elternteil über das Kind und kommentiert dessen Handlungen. Vater oder Mutter stehen im engen Kontakt mit dem Kind, es gibt noch keine Trennung.
  2. Mitmachphase: Hier übernimmt die Erzieherin kleine Aufgaben und Aktionen am Kind. Im Beisein der Mutter erlebt das Kind den Tagesablauf. Nun finden auch erste Trennungsversuche von geringer Dauer statt. Das Kind erlebt dabei die Sicherheit, dass sein Elternteil verlässlich zu ihm zurückkehrt.
  3. In der letzten Phase erfolgt der Rollentausch: Die Mutter übernimmt die Rolle der Beobachterin. Jetzt beschäftigt sich die Bezugserzieherin intensiv mit dem Kind, versorgt und betreut es, während sich Mutter oder Vater im Raum befinden.
    Manche Eingewöhnungsformen setzen übrigens voraus, dass die Eltern sechs bis acht Wochen Zeit dafür einplanen, diese sind allerdings nicht häufig anzutreffen. Die meisten Eingewöhnungen dauern maximal drei Wochen.
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Was es zu beachten gilt

  • Gerade am Anfang hilft es vielen Kindern, wenn sie einen vertrauten Gegenstand von daheim mit in die Kita nehmen dürfen, z.B. ein Lieblingsstofftier, ein „Schnuffeltuch“ oder einen speziellen Schnuller. Die meisten Erzieherinnen stellen sich darauf ein und achten auf solche Gegenstände. In vielen Kitas ist außerdem ein regelmäßiger „Spielzeugtag“ üblich, an dem die Kinder ein Spielzeug von zu Hause mitbringen dürfen.
  • Ungünstig ist es, die Eingewöhnungszeit zu unterbrechen, z.B. durch mehrere Urlaubstage. Die Kinder müssen sich anschließend aufs Neue an die Kita gewöhnen.
  • Im Durchschnitt werden Kinder, die neu in einer Kindertagesstätte sind, häufiger krank, da sie hier mit sehr vielen anderen Kindern und auch Erwachsenen in näheren Kontakt kommen. Am häufigsten sind Erkältungen und Schnupfen. Aber auch Kinderkrankheiten werden hier manchmal „herumgereicht“. Sollte ihr Kind ernsthaft erkranken, wozu natürlich auch Fieber zählt, darf es nicht in der Kita bleiben, sondern muss zuhause gepflegt werden. Im Zweifelsfall ist es ratsam, einen Kinderarzt aufzusuchen. Übrigens haben die Erkrankungen auch eine gute Seite – dadurch werden die Abwehrkräfte des Kindes trainiert.
  • Wenn Ihr Kind an einer chronischen Krankheit leidet und Medikamente benötigt, braucht die Kita eine Vollmacht von Ihnen und eine Medikamentenverordnung vom behandelnden Kinderarzt, damit die Erzieherinnen ihrem Kind die Medikamente verabreichen dürfen. Dies ist ansonsten (außer den Eltern) allein medizinischem Fachpersonal vorbehalten, welches es allerdings in den wenigsten Kitas gibt.

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