Deutscher Fernsehpreis contra Deutscher Fernsehpreis

Der Deutsche Fernsehpreis geht ins 15. Jahr. Am 2. Oktober werden die Auszeichnungen im Kölner Coloneum vergeben, Sat.1 strahlt die Gala zwei Tage später aus. Bereits am 1. Oktober steigt eine Gegenveranstaltung, wenn die Deutsche Akademie für Fernsehen erstmals ihre eigenen TV-Preise verleiht.



Im Oktober 1998 riefen das ZDF, das Erste, RTL und Sat.1 gemeinsam den Deutschen Fernsehpreis ins Leben, um herausragende TV-Produktionen und deren Kreative zu ehren. Seit 1999 trifft sich die Branche an einem Herbstabend zur festlichen Gala in Köln, um zu feiern und sich der eigenen Bedeutsamkeit zu versichern. Der jeweils ausrichtende Sender, in diesem Jahr Sat.1, ist dabei bemüht, der Veranstaltung einen lockeren Glamour zu verleihen – getreu dem großen Vorbild, der Emmy-Verleihung in den USA.

Über Nominierungen und Preisträger entscheidet eine neun- bis zwölfköpfige Jury. Die Preise sind mit Ausnahme der Förderpreise undotiert. Geehrt wurden bis 2009 unter anderem Spielfilme, Serien, Mehrteiler, Shows, Informations- und Sportsendungen sowie Schauspieler, Regisseure, Drehbuchautoren, Reporter. Im Folgejahr entschied man sich zu einer Reform: Die meisten der an Personen geknüpften Auszeichnungen wurden gestrichen. Keine Preise also mehr für Nebendarsteller, Filmkomponisten, Drehbuchautoren, Cutter, Kameraleute oder Ausstatter. Neu gestiftet wurden ein Jurypreis und ein Publikumspreis.

Diese „Verschlankung“ ließ eine Menge Filmschaffende auf die Barrikaden gehen: Autorenverbände, Film– und Fernsehschauspieler und deren Agenturen wetterten heftig. Das Vorgehen spiegele eine „neue Haltung des öffentlich-rechtlichen Fernsehens wider, das sich weniger der Kultur als vielmehr dem Quotenerfolg verpflichtet“, so der „Verband deutscher Drehbuchautoren“. Es blieb nicht beim Protest. TV-Kreative sind eben – kreativ. Nach dem Motto „Man darf das Fernsehen nicht allein den Sendern überlassen“, gründeten sie im Dezember 2010 die Deutsche Akademie für Fernsehen mit Sitz in München und Köln. Das Haus zählt 500 Mitglieder, alle sind professionelle TV-Macher.

In diesem Jahr tritt die Akademie nun erstmals mit einer eigenen Verleihung gegen den Deutschen Fernsehpreis an. Jedes der Mitglieder hat in 20 Kategorien je fünf Nominierungsvorschläge einreichen dürfen. Jurys haben je drei davon ausgewählt. Die Abstimmung liegt dann wieder in den Händen aller Mitglieder. Die Akademie als das „schlechte Gewissen des Deutschen Fernsehpreises“? Gegen diese Sichtweise hat Akademie-Chef Gerhardt Schmidt nichts einzuwenden.

Die Überschneidungen bezüglich der Nominierten sind gering: Die Fernsehpreis-Jury hat Schauspieler und Publikumsliebling Matthias Brandt gleich vierfach ins Rennen geschickt
(u. a. für „Polizeiruf 110“), die Akademie nennt ihn gar nicht. Auch Lars Eidinger, Robert Atzorn und Jan Josef Liefers tauchen in der Liste der Akademie nicht auf; die setzt auf Fabian Hinrichs, Devid Striesow und Franz Xaver Kroetz. Einzig Tom Schilling kann für „Unsere Mütter, unsere Väter“ beide Preise abstauben. Weitere Doppelnominierte sind Stefan Raab für seine Talkshow „Absolute Mehrheit“ und Schauspielerin Susanne Wolff für das TV-Drama „Mobbing“.

Screenshot stammt von der Webseite http://www.deutscher-fernsehpreis.de/

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