Josef Zinnbauer löst den glücklosen Mirko Slomka ab
Es ist nicht Thomas Tuchel geworden, dessen Name immer wieder durch die Hamburger Gazetten waberte – nein, Josef Zinnbauer übernimmt als Cheftrainer den Hamburger Sportverein „bis auf Weiteres“, wie es Klubchef Dietmar Beiersdorfer formulierte. Nach der Niederlage des HSV am dritten Spieltag in Hannover war die Uhr von Mirko Slomka abgelaufen. Dessen sportliche Bilanz fiel allerdings auch verheerend aus: Von 16 Ligaspielen als HSV-Trainer hatte Slomka gerade mal drei gewonnen, aber zehn verloren. Den Abstieg konnte er zwar in der vergangenen Saison verhindern, das allerdings ohne großes eigenes Zutun: Die letzten fünf Spiele verlor der HSV allesamt, hatte nur Glück, dass Braunschweig und Nürnberg am Ende noch weniger Punkte aufwiesen. Es folgten zwei quälende Unentschieden in der Relegation gegen den biederen Zweitligisten aus Fürth – danach war der HSV irgendwie in der Bundesliga verblieben, und keiner wusste so recht, warum.
Dann kam der Sommer, die HSV-Fußballprofis wurden aus dem Verein ausgegliedert, Didi Beiersdorfer kehrte als starker Mann zurück und holte für über 25 Millionen Euro gleich mal einen ganzen Sack neuer Spieler, darunter Hoffnungsträger wie Nicolai Müller aus Mainz und Lewis Holtby von den Tottenham Hotspurs aus London. Alles sollte besser werden, aber nichts wurde besser: Nach drei Spielen dümpelt der HSV mit einem Punkt (und null geschossenen Toren) gleich wieder auf dem letzten Tabellenplatz herum.
Zinnbauers HSV-Amateure in der Erfolgsspur
Nun soll also Zinnbauer das malade Bundesligaurgestein wieder auf den richtigen Weg bringen. Seine Qualifikation? Die von ihm trainierte zweite Mannschaft des HSV ist souveräner Tabellenführer in der Regionalliga Nord. Acht Siege am Stück zum Auftakt der Saison, dazu ein Torverhältnis von 27:5. Besser ist in dieser Liga noch kein Team aus den Blöcken gekommen, zudem spielt der HSV II bislang begeisternden Fußball: leidenschaftlich, druckvoll, schnell und torgefährlich. Alles Attribute, die der „große HSV“ vermissen lässt.
Die Berufung von Zinnbauer kann auch als geschickter Schachzug von Beiersdorfer gesehen werden, denn sie ist mit wenig Risiko verbunden. Hat der Nobody Erfolg, kann sich der HSV rühmen, ihm eine Chance gegeben zu haben. Bleibt der Erfolg aus – und davon ist zumindest in naher Zukunft bei Spielen gegen Bayern München und Borussia Mönchengladbach auszugehen – kann Zinnbauer wieder ins zweite Glied rücken, ohne seinen Namen gleich ruiniert zu haben.
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