Story in Das fünfte Evangelium
Im Jahre des Herrn 1174 ist Saladin noch damit beschäftigt, die islamischen Stämme unter sich zu vereinen und die Heilige Stadt Jerusalem wieder zurück zu erobern. Zu dieser Zeit steht die Stadt noch unter der Führung der Christen und Balduin IV ist König und versucht trotz seiner jungen Jahre und seiner Erkrankung an Lepra seinem Volk angemessen zu führen.
Aufgrund seines Alters, wurde jedoch ein Regent für Jerusalem eingesetzt, welcher dem König Arbeit abnehmen soll. Milon von Plancy übernahm diese Regenschaft die durch seine Arroganz bestimmt war und den Unmut des Adels und der Orden auf sich zog. Als Plancy in einer Seitenstraße von Jerusalem tot aufgefunden wird, wird Wilhelm von Tyrus mit der Aufklärung des Falls beauftragt. Dass der Regent von Jerusalem, ermordet wird, kann viele Gründe haben und hat auch für den einen oder anderen persönliche Vorteile wie zum Beispiel Raimund von Tripolis, der die Regenschaft übernimmt. So einfach gestaltet sich die Angelegenheit aber nicht, den bei der Überprüfung des Leichnams, fällt Wilhelm sofort auf, dass auf Plancy nicht nur mehrfach eingestochen wurde, sondern auch die Augen ausgestochen wurden. Die Art der Verstümmlung ist eine gängige Strafe für jemanden der zu viel wusste oder gesehen hat. Somit nehmen Wilhelm und sein Schützling Balduin die Suche nach dem Mörder auf und stoßen schnell auf weitere Geheimnisse.
So finden die beiden heraus, dass junge Sarazenen-Mädchen entführt werden und zuerst sieht es auch, als gäbe es keinen Zusammenhang zwischen den Vorfällen, was sich jedoch schnell ändert und Wilhelm und Balduin nicht nur in Lebensgefahr bringt, sondern auch in die Ruinen von Petra führt. Die Frage bleibt aber immer noch, was konnte Milon von Plancy wissen, dass man ihn dafür umbrachte und welche Rolle spielen die Assassinen, der Orden der Templer und ein Mann namens Zerberus in diesem Fall.
Jean-Luc Istin Hausaufgaben gemacht
Jean-Luc Istin hat entweder ein Faible für das Mittelalter oder hat seinen Hausaufgaben sehr gründlich gemacht. Fast alle seiner Figuren basieren auf Personen die tatsächlich gelebt haben und dann auch noch korrekterweise um das Handlungsjahr der Geschichte. So ist Wilhelm von Tyrus einer der bedeutendsten Geschichtsschreiber dieser Zeit und verbracht auch viel Zeit mit dem damaligen König von Jerusalem. So ist es auch richtig, dass zu dieser Zeit Saladin noch damit beschäftigt war die Stämme unter sich zu vereinen, war erstens erfolgreich sein sollte und zweitens ein paar Jahre darauf die Eroberung Jerusalems mit sich bringen sollte. Als Einstieg in diese tolle und spannende Story wählte Istin den Mord an Milon von Plancy der ebenfalls geschichtlich dokumentiert ist und man bis heute nicht weiß, wer der oder die Mörder waren.
Natürlich mischt sich im Laufe der Geschichte auch Einiges aus Istins-Fantasie unter, aber auch die Elemente fügen sich perfekt in das Gesamtkonzept ein. Das Spiel mit geschichtlichen Fakten, christlichen Mythen und den Ideen des Autors funktionieren wunderbar und schaffen eine spannende und authentisches Leseerlebnis.
Bisher sind Band 1 und 2 erschienen und ich habe mich dafür entschieden die beiden Bände gemeinsam zu besprechen. Nur wenn man die Bände gemeinsam betrachtet sieht man das Potenzial in den Geschichten, meiner Meinung nach kann man sie auch gar nicht Einzelnen betrachten. Im
Das fünfte Evangelium „Die Hand der Fatima“
Der erste Band bring der Autor alle seiner Figuren auf dem Spielfeld in Position und bringt einzelne Informationen gekonnt an den Leser. So kann es beim ersten Lesen vielleicht zu etwas Verwirrung oder Unverständnis kommen, aber sobald man den zweiten Teil gelesen hat, wird einiges klar. In „Die Hand der Fatima“ werden nicht nur die einzelnen Story-Elemente gekonnt platziert, sondern man erhält auch einen guten Eindruck von der damaligen politischen Lage.
Das fünfte Evangelium „Die Höhle des Zerberus“
Im zweiten Band beginnen die ersten Züge der Figuren auf dem Spielfeld und es kommt langsam etwas Licht ins Dunkel. Die ersten Seiten des Bandes beschäftigen sich aber erst mal mit einem der Charaktere aus dem ersten Band – Zeberus. So erfährt man sein Herkunft und wie er in die Dienste des Templers Odo von Saint-Amand, der seines Zeichens der achte Großmeister des Ordens war, kam. Auch Saladin werden deutlich mehr Seiten im zweiten Band gewidmet und man bekommt einen guten Einblick in die Pläne der Sarazenen. Apropos Sarazenen: Auch Saladin sind die verschwunden Mädchen nicht entgangen, was man im ersten Teil noch nicht ahnt. Der Band endet natürlich offen und macht neugierig auf dritten und vermutlich letzten der Serie.
Für die Zeichnungen in „Das fünfte Evangelium“ ist Thimothèe Montaigene und für die Farben Èlodie Jacquemoire verantwortlich und beiden liefern eine tolle Arbeit ab. So schafft es Montaigene mit seinen Zeichnungen ein authentisches Kreuzzugs-Gefühl, was von der mehr als passenden Kolorierung unterstrichen wird. Das Zusammenspiel der beiden Künstler schafft ein tolles Gesamtkunstwerk mit beeindruckenden Perspektiven und unterschiedlichen Szenarien. So schaffen es die beiden auch ein wenig Grusel mit zu bringen und auch imposante Schlachtszenen á la Hollywood darzustellen. Auch der realistische Stil von Montaigene passt perfekt zum Gesamtkonzept und mit seinem feinen Strick untermalt er die von Istin geschaffenen Charaktere.
Mein Fazit:
Nach dem ich den ersten Band von „Das fünfte Evangelium“ gelesen hatte, war ich etwas verwirrt, da es für meinen Geschmack zu viele offene Fragen und Ungereimtheiten gab, welche beim Lesen des zweiten Bandes schnell verflüchtigten. Ich stehe voll auf Geschichten aus dieser Epoche und bin wirklich erfreut, dass Istin hier historisch dokumentierte Persönlichkeiten und Ereignisse mit Elementen aus der christlichen Mythologie und den Apokryphen zu einer extrem stimmungsvollen Geschichte verstrickt und das ganze mit seiner Fantasie anreichert. Ich bin wirklich auf den dritten Band gespannt.
Wie bereits erwähnt, ist meine Empfehlung auf jeden Fall beide Bände zu lesen, da einer allein weniger sinnvoll ist. „Das fünfte Evangelium“ ist sicherlich nicht nur für Geschichtsfreaks geeignet, sondern für jeden der auf gute und anspruchsvolle Comic-Unterhaltung steht.
Das Fünfte Evangelium Bd. 1: Die Hand der Fatima (ISBN 978-3-86869-043-9 )und Das Fünfte Evangelium Bd. 2: Die Höhle des Zerberus (ISBN 978-3-86869-044-6 )von Jean-Luc Istin und Thimothée Montaigne erscheint beim Splitter Verlag mit jeweils 48 Seiten für 13,80 Euro
Weiterführende Links
Leseprobe Band 1: http://www.splitter-verlag.eu/das-funfte-evangelium-bd-1-die-hand-der-fatima.html
Leseprobe Band 2: http://www.splitter-verlag.eu/das-funfte-evangelium-bd-2-der-pakt.html