Country Roman – Steve Earle: I’ll never get out of this world alive

Steave Earle ist ein New Yorker Musiker und zwar nicht irgendeiner, sondern einer, der mit seiner Country-Musik einigen Erfolg hat. Und mit einer ebenfalls erfolgreichen Musikerin verheiratet ist. In siebter Ehe übrigens! Die Aussage von Steve Earle: I'll never get out of this world alive ist nicht nur bezeichnender Titel seines ersten Romans, sondern auch der seines neuesten Albums.

Steve Earle: I'll never get out of this world alive – Soft ist etwas anderes

Es geht um Doc, ursprünglich ein angesehener Arztfamilienspross mit den besten Ambitionen und einem festen Platz in der gehobenen Gesellschaft, heute abgestürzter Junkie ohne Zulassung. Sein heimliches Sprechzimmer ist das Hinterzimmer einer heruntergekommenen Kneipe am South Presa Strip in San Antonio, Texas. Übrigens der Heimatort des Autors. Docs bester Freund ist sein Dealer, seine Patienten sind größtenteils Huren, sein alltägliches Brot der Tripper und die Abtreibung. Und sein dauernder Begleiter: Hank. Hank ist der reichlich reale Geist des God of Country, Hank Willams, der sturzbesoffen und zugeknallt in Docs Armen starb und nun keine Ruhe findet.

Letztendlich geht es um die Sterblichkeit

Hank ist zänkisch und nervig für Doc, für den Leser ist der grummelige und spitzzüngige Zwischenwelter reichlich amüsant. Doch als Graciela in beider „Leben“ auftaucht, ist Schluss mit lustig. Das Mädchen hat eine besondere Gabe und in diesem Zusammenhang auch die Möglichkeit, Hank zu sehen. Bzw. den Geist an sich wahrzunehmen. Graciela verändert die Welt um sie herum, und wirkt ein wenig wie eine Momo für Nutten, Zuhälter, Drogensüchtige und Heruntergekommene aller Art. Ihr Einfluss verändert auch Doc und seine Beziehung zu Hank. Bis die Kirche von der Sache Wind bekommt…

Bittersüß wie ein Countrysong

Dieser Roman ist ein unglaublicher Erstling. Mit außergewöhnlichem Titel – wobei man gut daran tat, ihn nicht zu übersetzten – , nicht gerade alltäglichem Plot und einer Schreibweise, die einen von Anfang an in seinen Bann zieht. „Ein Roman voller uralter Weisheiten und unvergesslicher Figuren, bittersüß wie ein Countrysong“ – so steht es auf dem Booklet und treffender könnte man es auch in einer Rezension nicht formulieren. Die Eifersüchteleien des Geistes, die seine Zuneigung zu Doc noch unterstreichen, dessen Reaktion darauf – die Art und Weise wie Steave Earle mit dem Thema Freundschaft umgeht ist vielschichtig und die Freundschaften, die in diesem Buch so treffend beschrieben werden, sind, wenn auch ungewöhnlich, so doch wie aus dem Leben gegriffen. Man merkt, dass der Autor kein unbeschriebenes Blatt ist, dass sein Leben Ecken und Kanten hatte und dass er ein Spezialist darin ist, diese Ecken und Kanten, diese Menge an Lebenserfahrung zu Kunst zu machen. Ein Buch, das man unbedingt gelesen haben sollte!

Steve Earle: I'll never get out of this world alive, erschienen beim Karl Blessing Verlag im Juli 2011, gebunden zu haben für knapp zwanzig Euro.

Das gleichnamige Album, das während des Schreibprozesses entstanden ist, ist bei Blue Rose Records erschienen.

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