Sowohl die Berliner Charité als auch die Krankenhäuser des Klinikbetreibers Vivantes haben die Impfung von jüngeren Mitarbeiterinnen mit dem AstraZeneca-Impfstoff ausgesetzt. Zuvor war es in den letzten Tagen nach Impfungen erneut zu schweren Krankheitsfällen mit Blutgerinnseln im Gehirn gekommen.
Notwendiger Schritt
Wie eine Sprecherin der Berliner Universitätsklinik Charité mitteilte, ist der AstraZeneca-Impfstopp ein notwendiger Schritt, da es in der Zwischenzeit deutschlandweit erneut zu sogenannten Hirnvenenthrombosen bei Frauen gekommen ist. Dabei handelt es sich um eine Vorsichtsmaßnahme – bisher sei es zu keinen Komplikationen nach Impfungen der Belegschaft gekommen. Bisher wurden an die Mitarbeiter der Charité 16.000 Impfungen verabreicht, der überwiegende Teil davon erhielt das Vakzin AstraZeneca.
Auch in Nordrhein-Westphalen befürworteten die Leiter von fünf der sechs Uni-Kliniken des Landes die Unterbrechung der Impfungen jüngerer Frauen mit dem Corona-Impfstoff.
Erneute Aussetzung des Impfstoffs
Bereits Anfang März wurden Impfungen mit AstraZeneca vorübergehend gestoppt, nachdem es in mehreren Fällen zu Thrombosen in den Hirnvenen Geimpfter gekommen war. Nachdem sowohl die Ständige Impfkommission in Deutschland als auch die Europäische Arzneimittelagentur Ema sich für die Weiterverwendung des Impfstoffs ausgesprochen hatten, wurde er zunächst wieder verwendet.
Nachdem in NRW vor kurzem zwei weitere Todesfälle gemeldet wurden, hatte das Bundesland zuerst die Impfung von Frauen unter 55 Jahren mit AstraZeneca unterbunden.
Bundesweit über 30 Fälle von Sinusvenenthrombosen
Nach Angaben des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) sind in Deutschland bisher 31 Fälle von Thrombosen in den Hirnvenen nach einer AstraZeneca-Impfung bekannt geworden. In neun Fällen war der Krankheitsverlauf tödlich. Betroffen waren laut PEI in erster Linie Frauen im Alter von 20 bis 63 Jahren, lediglich zwei Männer entwickelten nach einer Impfung dieselbe Erkrankung. Laut Zahlen des Robert-Koch-Instituts (RKI) wurden bundesweit bisher mehr als 2,7 Millionen Dosen des AstraZeneca-Vakzins verimpft, zwei Drittel davon an Frauen.
Auch München verkündet Impfstopp
Nachdem die Krankenhäuser Berlins die Vergabe von Astrazeneca-Impfdosen an Frauen unter 55 Jahren gestoppt haben, zog die Hauptstadt Bayerns umgehend nach. In München sollen bis auf weiteres keine Menschen unter 60 Jahren mit dem Vakzin behandelt werden. Auch dies sei eine vorsorgliche Maßnahme, um Impfkomplikationen weitgehend auszuschließen, wie ein Sprecher der Stadt mitteilte.
Die Maßnahme betrifft in erster Linie geplante Impftermine im Isar-Klinikum sowie im Impfzentrum, in den Alten- und Servicezentren Münchens wird der Wirkstoff weiter verabreicht.
Weitere Bundesländer und Kreise haben sich zwischenzeitlich ebenso zu entschieden, AstraZeneca nicht mehr an gefährdete Bevölkerungsgruppen zu verimpfen. So setzt das Land Brandenburg ebenfalls das Impfen von Unter-Sechzigjährigen mit dem Wirkstoff aus, und im Kreis Heinsberg (NRW) erhalten Frauen unter 55 nur noch den Biontech-Impfstoff.
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