Maries Beuteschema ist einfach zu beschreiben: Er muss Macht haben, Geld haben und sie muss von der Beziehung profitieren. Zwei-, dreimal Sex für einen Schritt auf der Karriereleiter, selbst vor Erpressung schreckt sie nicht zurück. Doch das Blatt wendet sich für die kaltherzige Frau als sie auf Leon trifft. Einen echten Loser. Bruder des Wirtschaftsmoguls Max und dessen Pilot. Das einzige, das Leon Max je voraushatte ist, dass die von Max verehrte Anne ihn geheiratet hat. Und jetzt eine Ehe mit ihm führt wie so viele. Harmoniesüchtig deckt Anne die abgekühlte Liebe mit einem Mantel des freundlichen Schweigens zu. Das ‚Ich liebe dich‘ wird zur Gewohnheit. Ein perfekter Nährboden für Marie. Doch dieser passiert etwas, womit sie nicht gerechnet hat: Zum ersten Mal in ihrem Leben verliebt sie sich und sie will Leon mit allen Mitteln für sich haben. Das gelingt ihr zunächst auch, doch Leon entscheidet sich letztendlich gegen sie. Die Verstrickungen von Liebe, Gegenspiel und unterdrückten Gefühlen finden ihren Höhepunkt, als Marie in ihrem Hass durchdreht.
Minimalistische Gefühlsregungen zeichnen die Rolle der Marie aus. Perfekt gelesen von Nina Petri, die der Figur die notwendige Kaltschnäuzigkeit verleiht. Aber auch Heikko Deutschmann und Charlotte Schwab sind gut besetzt. Ein gekonnter Seelenstriptease.
Die Autorin Christine Grän hat den Absprung von der Krimiautorin (sie ist die Schöpferin von Anna Marx, einem der ersten weiblichen Detektive in der deutschen Kriminalliteratur) perfekt vollbracht und ein Werk geschaffen, das zeigt, was geschieht, wenn Frauen ihr Selbstwertgefühl ausschließlich aus der Beziehung zu Männern definieren.
Christine Grän: „Hurenkind“, erschienen in der Downtown-Reihe von Hörbuch Hamburg im August 2009. Die gekürzte Lesung umfasst vier CDs mit einer Lauflänge von über fünf Stunden und kostet rund 15 Euro.