Die Briten haben ihre Schicksalswahl entschieden: Das Ergebnis ist ein Triumph für den Brexit-Premier und alle anderen Befürworter des britischen EU-Austritts. Die opponierende Labour-Partei hingegen hat eine krachende Niederlage erlitten.
Der Brexit wird absehbar
Am Tag nach der Wahl hat der britische Premierminister Boris Johnson das Ergebnis als „starkes Mandat“ für seinen Pro-Brexit-Kurs gewertet. Seine weitere Aufgabe sei es nun, das Land wieder zu einen und vorwärtszubringen. Nach Auszählung von 600 der 650 Wahlkreise errang seine konservative Partei mindestens 326 Sitze im Unterhaus. Das sichert dem Premier die absolute Mehrheit. Er ist nun in der Lage, sein mit der EU verhandeltes Brexit-Abkommen problemlos durchzusetzen. Hat das Unterhaus dem Abkommen erst einmal zugestimmt, wird der Austritt Großbritanniens aus der EU bis zum Fristablauf am 31. Januar 2020 wohl Realität.
Ergebnis-Schock für die Labour Party
Für Labour ist das Ergebnis dieser historischen Wahl ein Desaster. Nach den ersten Hochrechnungen der BBC kommt die britische Arbeiterpartei auf lediglich 199 der 650 Mandate. Für die Partei unter Jeremy Corbyn ist das eine klare Niederlage – mit Folgen: Bereits am Freitagmorgen kündigte der Labour-Chef an, seine Partei bei einer zukünftigen Wahl nicht mehr anführen zu wollen.
Corbyn wird aber trotzdem nicht gleich vom Posten des Parteichefs zurücktreten: Viel mehr will er den Neuordnungsprozess der Labour Party nach dem Wahldebakel zunächst mitbegleiten. Der ist auch dringend nötig, denn die Partei hat ein historisch schlechtes Ergebnis eingefahren, die vierte Niederlage gegen die Tories in Folge. Wie lange Corbyn noch Labour-Chef bleibt, ist indes fraglich: Am Ende der Wahlnacht forderten bereits erste Labour-Mitglieder seinen Rücktritt.
Schottland mit eigener politischer Agenda?
In den High- und Lowlands hat die schottische Nationalpartei SNP bei dieser Wahl die Nase ganz vorn. Der Sieg der SNP weckt Spekulationen über ein anstehendes Unabhängigkeitsreferendum der Schotten. Laut der schottischen Regierungschefin Nicola Sturgeon hat Premier Johnson zwar ein Mandat, um England aus der EU zu führen, aber keines, um dasselbe mit Schottland zu tun. Sturgeon ist hier der Meinung, dass das Land über sein Schicksal selbst bestimmen muss. Inwieweit das zu einer Abspaltung führt, bleibt abzuwarten.
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