Biologie und Theologie 2

Zunächst ein etwas gewagter Gedanke, aber ich glaube, dass da etwas dran ist: Ohne den jüdisch-christlichen Schöpfungsglauben gibt es keine Naturwissenschaften. Die aufgrund der Unterscheidung zwischen Schöpfer und Geschöpf sind die Geister aus der Welt ausgezogen. Dadurch, dass nicht unter jedem Stein ein Dämon lauert und nicht auf jedem Berg eine Gottheit verehrt wird, konnten die Menschen mit der Erforschung der Natur beginnen. Sterne und Berge und Kühe und Pflanzen sind keine Götter, sondern sind, wie die Menschen von Gott gemacht. Wir sind nicht der Willkür von Wettergottheiten ausgesetzt, sondern können das Wetter erforschen und vorhersagen. Die Beispiele ließen sich vermehren ,wichtig zu sehen ist aber, dass die Tabus durch den Schöpfungsglauben aufgehoben sind – was aber natürlich nicht von der Verantwortung entbindet, mit der Schöpfung ordentlich umzugehen!
 
Ein Weiteres: Die Biologie, als Beispiel, ist eine Erfahrungswissenschaft, die ihre Sätze aus der Anschauung der Natur gewinnt. Die Theologie interessiert sich dagegen für die Sätze, die der christliche Glaube aufstellt (Theologie erforscht also nicht Gott!). Sie ist eine hermeneutische und keine empirische Wissenschaft. Die Frage lautet z.B.: Was meint der christliche Glaube, wenn er sagt, Christus sei von den Toten auferstanden. Es geht also um das Verstehen und nicht um das Erklären.
 
Jedoch: Theologie ist nicht der Christliche Glaube. Sie ist bestenfalls eine Funktion des Glaubens, und zwar als Selbstauslegung. „Was meinen wir, wenn wir von Gott reden?“ Der Glaube selbst ist keine Wissenschaft. Es auch schwierig, den christlichen Glauben als „Wissen“ zu bezeichnen. Er ist eine Gewissheit, allerdings eine, die nicht durch Experimente zu belegen ist, die sich aber in der Praxis, also im Leben des Einzelnen und Zusammenleben bewähren muss. „Was hilft im Leben und im Sterben?“ Durch Argumente ist eine Solche Gewissheit nicht herzustellen, weil sich der Glaube als Antwort versteht, und zwar als Antwort auf die Anrede durch Gott. Man nennt das auch Offenbarung. Zu beschreiben, was Offenbarung ist, ist Sache der Theologie. Dem Gläubigen genügt es zu wissen, dass ihm etwas offenbar geworden ist, worauf er künftig sein Leben gründen will und was ihm das Sterben leichter machen wird.
 
Und schließlich: Alles, was Menschen wissen von der Welt und was ihnen gewiss ist, ist an Menschen gebunden. Soll heißen: man kann nicht neben sich treten und die Welt neutral und objektiv betrachten. Alles Wissen ist an die Perspektive gebunden. Biologen betrachten die Welt mit biologischen Verfahren, biologischen Instrumenten und mit biologischen Methoden. Darum kommen dann auch immer nur biologische Ergebnisse heraus. Im biologischen Werkzeugkoffer befinden ich keine theologischen Instrumente (und umgekehrt). Wenn es da eine Vermischung gibt, dann kommt nichts Gutes dabei heraus. Versuchen Sie mal, mit dem groben Hammer eine Taschenuhr zu reparieren!
 
Allerdings kann der Biologe sein Labor abschließen und dann Sonntags in die Kirche gehen. Er vollzieht damit einen Perspektivenwechsel. Die Welt ist dann nicht mehr durch die Evolutionstheorie bestimmt, sondern ist Schöpfung Gottes. Unter der Woche, während der Arbeitszeit im Labor ist sein biologisches Paradigma so leistungsfähig, dass es seine biologischen Fragen beantworten kann. Die Frage nach dem, was im Leben und im Sterben hilft, beantwortet sie nicht, will sie auch nicht.
 
Natürlich haben wir Sehnsucht danach, eine universelle Perspektive einzunehmen, die alles miteinander in einen Zusammenhang bringt und alles widerspruchsfrei erklärt. Der Glaube erhebt diesen Anspruch. Aber auch er ist immer an die Perspektive gebunden. Er hat das Ganze im Blick, darum ist er auch etwas anderes als eine Wissenschaft, aber – und das unterscheidet ihn von einer Ideologie – er schaut eben aus einer ganz bestimmten Richtung auf die Welt. Und dabei ist er selbst in sich selbst auch perspektivisch. Die Männer und Frauen, die den – in sich heterogenen – Kanon der Bibel zusammengestellt haben, wussten darum. Leider ist dieses Wissen immer wieder in Vergessenheit geraten und so ist auch aus dem christlichen Glauben immer wieder eine Ideologie geworden. Die universale Perspektive ist aber bisher nicht gefunden worden, und es wird sie auch in dieser Welt nicht geben – denn wer kann schon aus seiner eigenen Haut heraus?

5 Meinungen

  1. Tut mir leid, aber als Biologe kann ich nur den Kopf schütteln bei dem Mist den du verzapfst. MfGTobi

  2. Wie sagt Luther so schön? „Pack deine Augen in deine Ohren“. Damit meint er, daß das, was wir in der Bibel lesen, unseren Blick auf die Welt bestimmt. Gott offenbart uns dort, wie die Welt wirklich aussieht und vor allem, wie es um uns steht.Die Evolutionstheorie ist ein damit konkurrierendes Paradigma. Sie versucht, die Entstehung der Welt ohne die Existenz eines Gottes zu erklären. Oft wird dabei vergessen, daß es sich immer noch lediglich um eine unbewiesene Hypothese handelt. Manche Biologen tun aber so, als gäbe es dazu keine Alternative, als wäre das objektiv gewonnene Wahrheit.In Wirklichkeit steht hier aber Glaube gegen Glaube.

  3. Die Schöpfungstexte des AT wollten nie wissenschaftliche Aussagen über die Enstehung der Welt sein. Die Hauptaussage ist, dass die Welt nicht aus sich entstanden, sondern Geschenk Gottes ist. Die Schöpfungstexte zeigen uns die Stellung des Menschen in dieser Welt und seine Beziehung zu Gott, Mensch und Umwelt.Naturwissenschaft und Theologie sind auf dem besten Weg Partner zu werden. Sie ergänzen sich schon jetzt, wenn es z.B. um ethische Fragen geht. Ich finde, der Artikel fasst ein schwieriges Thema sehr gut zusammen. Allerdings sollte der Biologe, der in die Kirche geht sein Labor nicht abschließen, sondern weit offen lassen.

  4. Chefarztfrauenfreund

    Aus diesem Beitrag spricht mehr ;-)namlich1) Ignoranz, vor allem bezüglich der Philosophiegeschichte,. sonst würde nämlich die erste Hauptthese runtergeschluckt werden und vo Scahm die Ohren glühen.2) Arroganz, denn ohne sich mal umzuschauen, ob denn das, was einem da zufälligerweise qua Kulturkreis ind die Neuronen eingebimst wurde als Glauben, wirklich so einmalig sei. Der Mann geht halt stur davon aus, dass das Christsein schon was Besonderes ist. Stimmt auch: In diesem Fall was besonders Doofes weil sich selbst überschätzendes.Aber so sind sie, die gläubigen Christen: Halten sich für was Besseres und das wars. Ganz genau so wie ganz viele Gläubige anderer Religionen.Und die Beantwortung: Der beginn der Naturwissenschaften liegt in Mesopotamien, weit vor dem Christentum. Über Ägypten und Griechenland befruchteten diese alten Überlegungen und dieses Wissen dann via Islam das christliche Mittelalterliche Europa, das alles andere als Neuem gegenüber aufgeschlossen war.Christ sein und Naturwissenschaftler ist eindeutig ein Widerspruch. Wie man hier sieht 😉

  5. So schlecht ist der Artikel gar nicht und sowohl die Naturwissenschaft als auch der moderne Kapitalismus (siehe Max Weber ‚Die protestantiosche Ethik und der Geist des Kapitaliusmus‘) stehen im Zusammenhang mit der protestantischen ‚Revolution‘. Und ja., der Monotheismus mit seiner übergeordneten Perspektive (Bei den alten Griechen die hervorgehobene Stellung von Zeus) ist Ausgangspunkt unserer Logikentwicklung. Dies ist aber alles noch komplexer und nicht unproblematisch.
    Als ungläubiger Sozialwissenschaftler fallen mir inzwischen die naiv fundamentalistischen NaturwissenschaftlerInnen (s.o.) sehr viel mehr auf den Wecker als solche Texte von Christen, die zumindest versuchen sich selbst kritisch zu hinterfragen.

    Siehe dazu: http://www.ak-anna.org/naturwissenschaftskritik_alternativen/naturwissenschaften_kritik.htm

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