Die in Japan als Nikkeijin bezeichneten Auswanderer, die in den 1920er Jahren ihr Glück in Brasilien versuchten sind ein zentrales Thema in Bernardo Carvelhos neuem Roman. Nicht nur werden die Straßenzüge São Paulos beschrieben sondern auch die Integration und zwiegespaltene Persönlichkeit der japanischen Einwanderer zwischen ihrer Ursprungskultur und den Traditionen und Gewohnheiten der Kultur in der sie leben. Noch dazu kommen Irrungen und Wirrungen im eigenen Leben.
São Paulo vs. Land der aufgehenden Sonne
Darauf referiert schon der Titel des Romans „In São Paulo geht die Sonne unter“ im Gegensatz zu Japan, dem Land der aufgehenden Sonne, wie es auch so schön genannt wird. Besonders das japanische Viertel in São Paulo und die japanische Stadt Tokyo sind essenzielle Bestandteile der Erzählung, in der eine Sushi-Bar-Besitzerin und ein Werbetexter, beide mit japanischen Wurzeln aufeinandertreffen und die Erzählung einer Dreiecksbeziehung beginnt, die ebenfalls mit der Geschichte des Autors verknüpft wird, weil er unbedingt wissen muss, was passiert ist.
Dabei liest sich der Roman allerdings nicht platt herunter. Der Plot wird zu einem Verwirrspiel, das interessante Seiten Brasiliens die man nicht kennt, wenn auch etwas verwoben mit der Geschichte der japanischen Einwanderer.
Übliche Brasilien-Stereotype weitgehend ausgelassen
Favelhas und Samba werden kaum angeschnitten auch wenn man den Eindruck hat, dass es immer ein weinendes und ein lachendes Auge beim Betrachten der beiden unterschiedlichen Kulturen gibt. Besonders wenn der japanische Autor Jun’ichiro Tanizaki mit einbezogen wird.
Nacherzählung, Erzählung, Karikatur, Satire irgendwie findet man ein bisschen was von allem in diesem Buch. Ich mag es.
Bernardo Carvalho
„In São Paulo geht die Sonne unter“
Luchterhand Literaturverlag