Die Berliner Altmetall-Gazette „Oldtimerreporter“ hatte am Sonntag, dem 31. März zum Angrillen geladen – und Steak und Bratwurst landeten Reihenweise auf dem Rost. Primär standen freilich die Oldtimer im Fokus.
Nachdem das Areal beim Debüt im letzten Herbst auf dem Köpenicker Hof – einem historischen Gaswerk – auch ob des grandiosen Wetters aus allen Nähten platzte, stand nun wie versprochen die doppelte Fläche zur Verfügung. Platz für weitere Fahrzeuge wäre vorhanden gewesen, doch der kalte und graue Morgen hielt verständlicherweise viele von einem Besuch ab. Doch nicht die Menge macht’s, sondern die vielen, besonderen Einzelstücke mit ihren ganz speziellen Geschichten. So traf zum Nachmittag ein WAS 2105 „Shiguli“, hierzulande eher als Lada Nova bekannt, mit 1300-Kubik-Motor ein. Die strahlend weiße Karosse war elegant um ein schwarzes Vinyldach ergänzt worden – diesen Anschein nahm es zumindest. Tatsächlich handelte es sich um eine überaus fachmännisch ausgeführte Folierung mit der für Vinyl typischen haptisch erhabenen Ledernarbung. Da staunte so mancher, eine solche Folie war für so manchen unbekannt.
Angrillen und Opel gingen gut zusammen
In jedem Fall rar ist heutzutage der Opel Rekord P 2 Caravan. Den damaligen Gegebenheiten entsprechend offerierte Opel den P2 neben jenem Kombi auch als zwei- und viertürige Limousinen, als verblechten Lieferwagen, als das „rasender Kofferraum“ genannte Coupé sowie als vom Carossier Autenrieth aufgeschnittenes Cabrio. Der Caravan in Köpenick befand sich in einem prachtvollen Zustand und markierte den sachlichen Charme der frühen sechziger Jahre. Überhaupt war die Opel-Fraktion bei der Oldtimerreporter-Saisoneröffnung stark vertreten: Rekord C-Limousine und auf Commodore GS/E-Technik umgestrickter Caravan, Commo A Coupé mit Senator A1-Motor, ein sportlich aufgemachter Rekord E, ein traumhafter Kadett C-Zweitürer und ein kerniger Kadett D.
Auch Nutzfahrzeuge hießen die Oldtimerreporter willkommen
Unübersehbar begrüßte die einfahrenden Gäster der Oldtimerreporter das Drushba-Trassen-Diskomobil, das in den 70ern beim Bau des 550 km langen DDR-Abschnittes der Gasleitung den zahlreichen Freiwilligen die Freizeit versüßte. Mit vor Ort waren einige Mitglieder des einstigen Original-Teams, die in einer kleinen Talkrunde im Biergarten in ihren Erinnerungen kramten. Zwei weitere Robur waren dem Aufruf der Oldtimerreporter zum Fototermin, für das Jahr 2020 ist ein Kalender über die des von 1946 bis 1991 in Zittau ansässigen Herstellers geplant. Zudem gaben ein IFA W 50 mit Feuerwehraufbau, ein GAZ 51 der Roten Armee sowie zwei Chevrolet Pickups Aufschluss über historische Nutzfahrzeuge. Der frühe Vogel fing auch in Köpenick den Wurm, Frühaufsteher konnten sich einen N12-Hauber und einen F12-COE von Volvo 48 vor Augen führen.
Das Oldtimertreffen in Berlin etabliert sich
Die wechselhafte Witterung erbrachte ein reges Kommen und Gehen, insgesamt waren rund 200 Oldtimer im Köpenicker Hof. Citroëns wagten sich kaum auf den Platz, den Weg nach Köpenick hatten 2 CV, ein 11 CV und eine DS 21 angetreten. Folglich wurde der Concours zum 100 jährigen Firmen-Jubiläum auf das Oldtimer-Familientreffen am 8. September an selber Stelle umgelegt. Weniger wetterfühlig zeigten sich indes die Motorradfahrer, die Windgesichter ließen sich nicht abschrecken. So waren neben adrett hergemachten Zweirädern sogar Kräder der Vorkriegszeit von NSU und BMW zu begutachten. Zusätzlich zu den herausragenden wie bunt gemischten Fahrzeuge war die gute, kameradschaftliche Stimmung hervorzuheben – kein Wunder, dass die Oldtimerreporter schon freudig auf den 8. September warten.
Bilder: ©Arild Eichbaum