Gleich nach Erfindung des Buchdrucks begann sich in Frankfurt die Büchermeß zu entwickeln, auf der sich Gelehrte und Schriftsteller herumtrieben. Fast so wie heute also.
Na ja, eigentlich bevölkern heute vor allem Verleger, Agenten, Händler und Journalisten die Messehallen. Inzwischen ist auch das Fernsehen dabei, was alles natürlich noch ein bisschen wichtiger macht. Eine Woche voller Gespräche, Lesungen, Deals, Interviews und Party. Jede Menge Begleitveranstaltungen. Jede Menge Stars (dieses Jahr u.a. Zadie Smith, Donna Leon, Frank Schätzing und ja auch Günter Grass). Jede Menge Preisverleihungen (u.a. Friedenspreis des Deutschen Buchhandels und Deutscher Buchpreis). Und ein Gastland (Indien).
Als Normal-Besucher zahlt man erträgliche 9,50 € für den Tag und die knapp 170.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche. Die Organisatoren haben genug Marketing-Fibeln gelesen, um inzwischen die Buchmesse-Kappe, die Buchmesse Lese(!)tasse und das unvermeidliche Buchmesse-T-Shirt im Buchmesse-Shop anzubieten. Wie niedlich.
Hier werden Bücher kaum gelesen, eher betrachtet. Klingt komisch, ist aber so. Weil es eben vor allem ein großer Branchentreff ist, mit viel Essen, viel Trinken und viel Smalltalk. Kontakte pflegen nennt man das. Manchmal sogar Verhandeln. Wie auch immer: Es funktioniert. Und alle können sich mal wieder in den wunderbaren Watte-Glauben packen, dass die Welt sich um ihre Bücher dreht.