Der automatische Einparkassistent hat sich auf dem Automarkt noch nicht einmal flächendeckend durchgesetzt, da stellt Audi schon die nächste Stufe vor: Der Vorsprung durch Technik heißt in diesem Falle „Pilotiertes Parken“.
Wenn das Auto einparken kann, ohne dass man noch selbst lenken muss, warum muss man dann überhaupt noch drin sitzen bleiben und beschleunigen oder bremsen? Schließlich können moderne Autos dies mithilfe adaptiver Geschwindigkeitsregelungen auch allein. Allerdings bleibt einzuwenden, dass die Rechtsprechung mit dem technischen Fortschritt nur selten mithält, und so müssen sich die Ingenieure oft den Bürokraten beugen. Nicht aber beim pilotierten Parken, das in der EU als grundsätzlich zulassungsfähig erachtet wurde. Einzige Einschränkung: Links und rechts zu den Nachbarautos muss genügend Platz frei bleiben – so soll verhindert werden, dass der Fahrer eines modernen Fahrzeugs schon vorher aussteigt, in jede noch so schmale Lücke automatisch einparken lässt und den Nebenmännern das Türöffnen unterbindet.
In fast jede Lücke lässt sich pilotiert Parken
Wie gehabt läutet ein Knopfdruck zur Parkplatzsuche das automatische Einparken ein: Ist eine genügend große Parklücke aufgetan, wird der Wagen vom Fahrer gestoppt, über das shift-by-wire-Getriebe P eingelegt, die elektronische Parkbremse aktiviert und ausgestiegen, erklärt Matthias Burger, technische Entwicklung AUDI AG. „Jetzt noch die Park-App auf dem Smartphone starten, und den Button solange gedrückt halten, bis der Wagen in der vorher gewählten Parklücke steht.“ In Querparklücken vorwärts und rückwärts und Längsparklücken rückwärts, beide Male links und rechts vom Fahrzeug, lässt es sich pilotiert parken. Desweiteren kann mit Hilfe des pilotierten Parkens auch in enge Garagen eingeparkt werden. Der dauerhafte Tastendruck auf den Touchscreen vom Telefon dient der Sicherheit, um den Parkvorgang nötigenfalls sofort unterbrechen zu können.
Der Parkassistent darf nur nüchtern genutzt werden
Beim pilotierten Parken sorgen wie bereits jetzt beim automatischen Einparken zwölf Ultraschallsensoren und vier Umfeldkameras für den nötigen Durchblick. Hinzu kommt ein unterm Frontkennzeichen angebrachter Laserscanner mit 140° Erfassungswinkel und 80 Meter Reichweite. Quert ein Passant den Weg des eigenständig manövrierenden Fahrzeugs, stoppt dieses. Alles toll? Jawoll! Aber nicht zu früh freuen, bremst Burger die bei der Vorstellung im Ingolstädter Audi Werk aufkommenden Spekulationen ein: „Da hier am regulären Straßenverkehr teilgenommen wird, muss die uneingeschränkte Fahrtüchtigkeit absolut gewährleistet sein. Mal eben betrunken Umparken ist also weiterhin nicht drin.“
Ohne Schlüssel bleibt der Audi stehen
Und genau wie beim automatischen Einparken muss auch beim pilotierten Parken der Autoschlüssel mit von der Partie sein. „Ein abhanden gekommenes Smartphone erlaubt es dem neuen Besitzer also nicht, das Fahrzeug zu bewegen“, erklärt Burger weiter. Und wann ist es endlich soweit, nach Zielankunft sofort aussteigen und das Auto selbst parken lassen zu können? Auch das weiß der Audi-Ingenieur: „In zwei, drei Jahren werden wir das System anbieten – zunächst wie üblich bei bahnbrechenden Neuerungen in der Oberklasse. Allerdings wollen wir den neuartigen Parkassistenten alsbald auch in den darunter positionierten Fahrzeugsegmenten anbieten.“
Bilder: ©AUDI AG