Wein-Rivalität: Burgund gegen Champagne

Um die Rivalität der Regionen Champagne-Ardenne und Burgund zu verstehen, muss man sich nicht unbedingt nur eine Meinung zum jeweiligen Wein gebildet haben, man muss auch die politische, wirtschaftliche und soziale Dimension des Dauerstreits verstehen.

Ein wesentlicher Ursprung der Nebenbuhlerschaft liegt im Absolutismus begründet, genauer mit den Vorlieben des Sonnenkönigs persönlich, Louis XIV, und dessen Position als Zentrum nicht nur des politischen Lebens im Frankreich des siebzehnten und frühen achtzehnten Jahrhunderts, sondern auch von Mode und Geschmack – und eben auch des Weins.

Favorit des Sonnenkönigs: Weinanbaugebiet Champagne-Ardenne

Louis XIV (1638 – 1715) herrschte als absolutistischer König über jeglichen Aspekt des Lebens seiner Untertanen und alles, was er tat, wurde begeistert von seinen Höflingen aufgenommen. Und da Louis am liebsten den Wein aus der Champagne-Ardenne Region trank, wurde er zur Mode. Die wirtschaftliche Kraft des Geschmacks des Königs wurde entsprechend genutzt, um die Absätze zu steigern, aber auch um im Gegenzug, sich die anhaltende Gunst des Roi Soleil zu sichern. Hierzu wurden Heerscharen von Adligen, Beamten, Doktoren und anderen Offiziellen auf die Seite der Champagner gezogen, die den hohen Wert des Weins priesen.

Als es Louis aber in späteren Jahren gesundheitlich schlechter ging, schlug sein neuer Hausarzt Guy-Crescent Fagon vor, einmal den Wein aus Burgund als Heilmittel zu probieren – nicht, da dieser von höherer Qualität war, sondern, um sich politisch von seinem Vorgänger Antoine d'Aquin abzusetzen und an Einfluss im Staat zu gewinnen. Da es dem Sonnenkönig schnell besser ging – ob dies am Burgunder-Wein lag oder nicht –, änderte sich die Mode schlagartig und Burgund konnte mit der Hilfe von Paris und Versailles in kurzer Zeit seinen Absatz verdoppeln.

Wein und Gesundheit: frühe Marketingkampagne aus Burgund

Der Gesundheitsansatz in der Vermarktung beider Weine war schon zu Louis‘ Zeiten etabliert, eskalierte zu dieser Zeit allerdings. Denn nun beauftragten beide Anbaugebiete Ärzte und Medizinstudenten, Abhandlungen über die positiven Wirkungen des einen Weins bei gleichzeitiger Verdammung des anderen zu schreiben. Tatsächlich wäre es im Zuge der Rivalität beinahe zu einem Bürgerkrieg gekommen und die Streitigkeiten legten sich erst etwas, nachdem man in der Champagne beschloss, sich in der Produktion auf das zu beschränken, was man noch heute am ehesten mit der Region verbindet: Der Champagner, dessen Geschichte auf den Mönch Dom Perignon zurückgeht.

Dieser arbeitete zeitlebens daran, die sprudelnden Bläschen aus dem Weißwein herauszuhalten, da die Flaschen dazu neigten, zu explodieren. Durch die Weiterentwicklung englischer Glasbläser konnten allerdings Flaschen produziert werden, in denen die Lagerung des Champagners besser funktionierte und mit dem Ende der puritanischen Herrschaft Cromwells erfreute sich der Schaumwein zunächst in England und später auch in Frankreich großer Beliebtheit. Im Vertrag von Versailles 1919 wurde sogar festgelegt, dass ausschließlich der Schaumwein aus der Champagne diesen Namen tragen darf.

Champagner beendet Rivalität der Winzer

Kenner mögen die Unterschiede feststellen, doch heute hat sich der Streit größtenteils gelegt, während es aber auch weiterhin eine gewisse Rivalität gibt, die jedoch nicht weiter ausgeprägt ist, als die zwischen zwei benachbarten Weingütern. Letztlich ist es wie schon zu Louis XIV Zeiten eine reine Geschmacksfrage oder aber man entscheidet sich gleich zwischen Rotwein aus Burgund und Champagner.

Eine Meinung

  1. Frederik Schweiger

    Die Regionen in Frankreich sind ja nicht nur was den Wein anbelangt sehr unterschiedlich; man denke da nur an Wirtschaftsleistung etc. Aber im Endeffekt ist es wie im Artkel beschrieben Geschmackssache, welchen Wein man bevorzugt. Obwohl ich persönlich sagen muss, dass der Wein aus Burgund mir persönlich eindeutig besser schmeckt. Alkohol mit Gesundheitsthemen zu verbinden – da bin ich allerdings im skeptisch.

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