AJAX wird sich nicht durchsetzen!

Klar, es gibt mittlerweile eine wüste Vielfalt an AJAX-Frameworks, mit denen Programmierern die Anwendung der Technologie vereinfacht werden soll. Soweit ich es überblicke ist keines davon vollständig. Will heißen, um sinnvoll zu arbeiten, muss man – wo möglich – entweder mehrere benutzen oder der Freak sein, der auch ohne "Hilfen" zum Ziel kommt. Diese Experten gibt es selbstverständlich. Einerseits jedoch um die breite Masse der vorhandenen Websites zu modernisieren nicht annähernd genügend und andererseits löst selbst eine höhere Verfügbarkeit dieser Spezialisten nicht das grundlegende Problem.

Wenn der Mittelständler Meier GmbH heute auf eine Agentur zukommt, um sich eine Website basteln zu lassen, fragt er nicht nach AJAX. Er fragt als erstes, bevor die Agentur auch nur annähernd den voraussichtlichen Leistungsumfang erahnen kann, nach dem Preis. Ein guter Agenturler wird natürlich versuchen, das Preisgespräch soweit nach hinten zu schieben, bis wenigstens die gröbsten Kalkulationsparameter offenbar werden. Der Kunde jedoch wird sich an der Preisfrage hartnäckig festbeißen und im günstigsten Falle nur ein wenig Geduld heucheln. Ich will das gar nicht beklagen, denn aus Sicht des Kunden ist die Frage nach dem Preis tatsächlich möglicherweise ein Startparameter. "Sagt der mir jetzt was mit X Tausend Euro, dann gehe ich gleich wieder. Brauchen wir gar nicht die Zeit zu verschwenden."

Also wird der Agenturler versuchen, das zur Verfügung stehende Budget heraus zu finden. Erstens wird dies den Kunden misstrauisch machen. "Der will wohl wissen, wieviel ich geben will, um dann genau da zu landen, das Schlitzohr." Zweitens wird sich der durchschnittliche Kunde solche Gedanken gar nicht gemacht haben. Der will halt eine Website. Hat ja fast jeder jetzt und seine Kunden fragen schon ständig danach. Wieviel Geld sowas kosten kann oder soll, ist ihm unklar. Allerdings liest er immer wieder in den Beilagen diverser Zeitungen, dass Domainhosting schon ab 20 Cent im Monat zu haben ist. Da kann so eine Website ja nicht besonders teuer sein. Agenturler und Kunde stehen sich gegenüber wie die sagenhaften Königskinder zu beiden Seiten des Flusses.

Kommt es nun doch zu einer Annäherung, weil der Agenturler inzwischen viele, viele Erfahrungen mit solchen Kunden, immerhin der breiten Masse aller denkbaren Kunden, gemacht hat, ist von vornherein klar, dass die Website aus finanziellen Gründen ein Kompromiss werden wird. Um Standardaufträge rationell abarbeiten zu können, verwenden Agenturen Standardwerkzeuge. Ich kenne im regionalen Umfeld keine Agentur, die nicht entweder Adobe Dreamweaver oder Adobe Golive für die Erstellung von Kundenwebsites benutzt. Von Hand codieren? Eventuell mit dem Crimson Editor oder Homesite? Viel zu langwierig!

Webeditoren wie Dreamweaver bringen eine bequeme Siteverwaltung mit Vorlagen und Bibliothekselementen unter einer handlichen grafischen Oberfläche zusammen. Sicher muss der Designer wissen, was er da eigentlich tut, also auch mal manuell in den Code eingreifen können. Im Großen und Ganzen jedoch bringen Webeditoren gravierende Zeitersparnisse. Und nur so lassen sich die Standardwebsites der KMU noch mit einer gewissen Rendite abarbeiten.

Nun kommt AJAX. Tolle Sache, wie auch CSS eine tolle Sache ist. Schon CSS haben die meisten Agenturen für Standardwebsites nicht in nennenswertem Maße genutzt und tun dies bis heute nicht, denn Tabellenlayouts sind schneller erstellt und weniger fehleranfällig als CSS mit den diversen Vererbungseffekten und der Browserabhängigkeit. AJAX wird von Webeditoren heutzutage noch nicht unterstützt. Und wie es aussieht, wird auch die nächste Generation der Editoren kein entsprechendes Framework integrieren. Selbst das kommende Expression Web von Microsoft, der Frontpagenachfolger wird diesbezüglich nicht den Markt revolutionieren. Dabei ist es noch die neueste Entwicklungsplattform. Dreamweaver steht auf dem Codefundament der späten neunziger Jahre. Danach hat es noch Jahre gedauert, bis überhaupt eine vernünftige Datenbankanbindung gewährleistet wurde, auch PHP wäre beinahe verschlafen worden.

Möglicherweise findet AJAX irgendwann seinen Weg in die großen Editoranwendungen. Bis dahin wird sich in dieser Frage nichts tun und nach meiner Erfahrung mit der nahezu nicht stattfindenden Nutzung von CSS für Standardlayouts, obwohl beispielsweise Dreamweaver inzwischen eine gute Unterstützung dafür bietet, gehe ich davon aus, dass sich auch nach einer etwaigen AJAX-Unterstützung durch die grafischen Editoren kein Durchbruch im Massenmarkt zeigen wird!

(Foto: www.pixelquelle.de / Fotograf: Claudia Hautumm)

Schreiben Sie Ihre Meinung

Ihre Email-Adresse wird Mehrere Felder wurden markiert *

*