Bei Studio Braun hat der Hamburger Heinz Strunk (alias Jürgen Dose) seine Wortgewandtheit bereits am Telefon bewiesen, nun kommt er ganz groß raus. Nach seinem Bestseller „Fleisch ist mein Gemüse" und dem darauf basierenden Theaterstück „Phoenix – Wem gehört das Licht" bastelt Strunk an seiner Hörspielkarriere. Alle Rollen seiner Kurzhörspiele werden von ihm selbst gesprochen, nach bester Helge Schneider Manier. Dabei versetzt er sich höchst glaubhaft in stupide rülpsende Kerle, in Terror-Klofrauen, die Männern hinterher stellen und „dreimal abschütteln" für Onanie halten („Ich hab's genau gesehen!") oder einen Typen der nach Bad Segeberg zieht, weil er das Autokennzeichnen (SE-X) so toll findet. Oft bleibt einem das Lachen im Halse stecken, bis es dann mit noch größerer Wucht aus einem heraus bricht.
Heinz Strunk schafft auf minimalistische Weise eine Stimmung aus Mitleid, Ekel und Lachen. Er selbst sagt in einem Interview: „Es geht um Kompression, kein Wort zu viel und keines zu wenig. […] Augenblicke der Wahrheit, in denen ein ganzes Menschenleben auf eine einzige signifikante Szene reduziert wird." Und damit ist eigentlich auch alles gesagt.
Das Hörspiel „Mit Hass gekocht" ist eine Art Best of aus den Jahren 1992 bis 2004. Daher sind auch einige Stücke von Strunks erster CD „Einz" (ich glaube von 2003) wieder mit dabei. Eine CD, die sich laut Strunk „sagenhaft beschissen" verkauft hat, so dass eine Wiederverwertung der Highlights nur recht und billig sei.
Ich konnte nicht über alles lachen, habe mich aber insgesamt gut amüsiert. Mein absolutes Lieblingsstück ist gleich das erste: „Die Zugansage". Als häufiger Bahnfahrer kennt man derartige Ansagen zu Genüge, denkt man anfangs, bis der Zugführer so richtig loslegt. Ich kann mir das bildlich vorstellen.
Der Strunk-Humor ist sicher nicht jedermanns Sache, aber wer es mal versuchen will: Reinhören kann man hier. Wer das Ganze auch noch sehen will, sollte sich die Tourdaten für seine Lesung mal anschauen.
Tourtermine ("Mit Hass gekocht" ):
21.09.06 Rostock, Mono
22.09.06 Lübeck, Filmhaus
23.09.06 Schwerin, Capitol Kino
24.09.06 Göttingen, Junges Theater
19.10.06 Kiel, Pumpe
22.10.06 Lüneburg, Vamos Kulturhalle
27.10.06 Bremen, Junges Theater Übersee
28.10.06 Bielefeld, Kamp
31.10.06 Hamburg, Zeise Kinos
02.11.06 Flensburg, Max
07.11.06 Halle, Neues Theater/ Kulturinsel Halle
08.11.06 Erlangen, E-Werk
20.12.06 Heidelberg, Karlstorbahnhof