Das Volkswagen-Automobilforum Unter den Linden war schon immer ein Ort, der nicht ausschließlich Autos zeigt.
Vom 25. Juni bis zum 10. September 2010 gastieren 15 hochkarätige Exponate in der erlesenen, aber eben nicht direkten Gesellschaft von Bentley und Bugatti. Die Ausstellung „Poesie der Bewegung“ bringt ausgewählte Kunstwerke der Ars Electronica nach Berlin – wer wollte schon immer direkt am Objekt und nicht per Rückspulknopf sehen, wie eine heruntergefallene Teetasse zerspringt und wiederzusammengefügt wird?
Die Künstler Jonathan Schipper nahm den Scherbentanz mit einer Hochgeschwindigkeitskamera auf und fing an zu werkeln…
Selber komponieren im Automobilforum Unter den Linden
Was klar an der Ausstellung im Automobilforum Unter den Linden auffällt, ist die Einbindung von Beamern. Gut die Hälfte der Werke greift auf sie zurück. Überhaupt könnten die werke nicht unterschiedlicher sein:
Die „Machine with 22 Scraps of Paper“ und der „Thinking Chair“ von Arthur Ganson glänzen durch handwerkliche Ästhetik und selbst gefertigte Zahnräder. Gerade ersteres erinnert in seinem Bewegungsablauf massiv an den Verbrennungsmotor in einem Auto.
Um ein Vielfaches größer und technisch moderner ist das „Absolut Quartet“ von Jeff Liebermann und Dan Paluska: Spieler #1, der Besucher am Eingabeterminal, spielt eine kurze Melodie ein. Musikant #2 stellt eine robotergesteuerte Glasorgel dar, während Robo-Spieler #3 gezielt Gummibälle auf ein Xylophon-artiges Instrument, eine Marimba schießt. Musikant #4 rundet das Klangmeer mit Percussions ab. Unfassbar.
Poesie der Bewegung erzwingt eigenen körperlichen Einsatz
Anfassbar hingegen ist die Poesie der Bewegung im gegenüberliegenden, japanischen Teil der Ausstellung. Die Künstlergruppe minim++ ließ gemeinen Haushaltsobjekten unerwartete Handlungen angedeihen, die bei Berührung aktiviert werden.
„Perfect Time“ des Kollektivs h.o erfordert ständiges Nachschaufeln von Sand, auf den Animationen projiziert werden, während im „Garden“ von Kohei Asano Unmengen von Papierschnipseln in die Luft zu werfen sind. Sollten kleine wie große Kinder danach noch zu viel Energie haben, empfiehlt sich ein Gang in Lawrence Malstafs Sturm-Simulator „Nemo Observatorium“.
Mit Verweis auf hohe Einstrittspreise lässt sich ein Nichtbesuchen der Ars Electronica nicht entschuldigen – der Eintritt ist frei, die Exponate sind absolut sehenswert.
Automobilforum Unter den Linden
Unter den Linden 21
10117 Berlin
Montag bis Sonntag von 10 bis 20 Uhr