Heute kam ich in den Genuß einer Pressevorführung des neuen Films Sunshine, der am 19. April in die Kinos kommt. Es war für mich gleich eine doppelte Premiere, denn ich kannte auch das Kino noch nicht. Das Neue Gabriel liegt in der Nähe des Hauptbahnhofs und ich war schon oft daran vorbeigefahren, aber noch nie hineingegangen. Der Kinosaal macht einen gediegenen, sehr modernen Eindruck. Alles ist in Dunkelblau gehalten, als wollte man bewußt einen Kontrast zu dem sonnigen Frühlingstag vor der Tür und dem gezeigten Film herstellen. Um mich herum sitzen „Kollegen“ vom Fach – Filmkritiker. Alle Unterhaltungen drehen sich ausschließlich um Filme, die man vor kurzem gesehen hat. Gut zu wissen, dass Filmkritiker gerne ins Kino gehen.
Wie geht es mir nach diesem Film? Ich fühle mich sehr nüchtern, und das nicht nur, weil der Film um 11 Uhr lief und ich jetzt dringend etwas essen müsste. Sunshine hat mir auf den Magen geschlagen. Da gibt es Bilder von über und über mit menschlicher Asche bedeckten Räumen und halbverbrannten Menschen. Skalpelle werden als Mordinstrument eingesetzt und ein kleiner Motor bringt die Klinge zur Vibration, bevor man zusticht. Ein Mini-Kettensägenmassaker. Im Raumschiff, dass das verlöschende Sonnenfeuer durch Atombomben wieder entfachen soll, herrscht verdammt viel Lärm. Eigenartiger Weise auch im luftleeren Raum um das Raumschiff herum. Da rauscht es, klappert es, röhrt es. Erstaunlich, wie sich Schallwellen dann doch übertragen…Worauf will ich hinaus? Der Film gefällt mir nicht. Es stellen sich zu viele unangenehme Assoziationen zu zwei Film Genres ein, die ich nicht schätze. Eines ist der U-Boot Film, geprägt durch Das Boot. Ein anderes ist der Horrorfilm, den lehne ich komplett ab. In Sunshine geht es klaustrophobisch zu. Luken und Schleusen des Schiffs werden ständig dicht gemacht, mal gegen Sauerstoffverlust, mal gegen Feuer, mal gegen Freddy Krüger. Ja, den gibt es auch an Bord. Ein halbverbrannter, ehemaliger Astronaut einer früheren Mission zu Sonne hat sich an Bord geschlichen und läuft jetzt Amok. Wer die Parallele zu „Nightmare on Elm Street“ nicht erkennt, sollte seine Sonnenbrille abnehmen. Dieser Charakter ist völlig unmotiviert, außer durch den erzielten Horroreffekt.
Fazit: Der Film weiß nicht, was er erzählen will, deckt zu viele Genres gleichzeitig ab und zieht sich durch mangelnde Stringenz in die Länge. Der Zuschauer bleibt entsprechend ratlos zurück. Sunshine zeigt vor allem Aggressitivät, Gewalt und Horror. Eine Atombombe von „der Größe Manhattans“ soll in die Sonne geflogen werden. Allein diese Bombe ist doch schon ein Alptraum! Meine Empfehlung: Lichtschutzfaktor 100.
A bientôt,
Jean Gérard
Selbst eine Bombe von der Größe Manhattens könnte die Sonne nicht wieder entzünden. Dafür ist Manhatten einfach zu klein, oder die Sonne viel zu Groß. ;-)GrüßeHakansiehe auch WeBloG
Wie kann man ein Filmblog führen, wenn man das Horror-Genre komplett ablehnt?
ich habe den Film auch bereits gesehen und fand in v.a. visuell sehr beeindruckend. Über die Story läßt sich streiten, zumindest über einige Ansätze, aber als großer Danny Boyle Fan hat mich auch dieser Film wieder begeistert.
Komme gerade aus dem Kino und bin begeistert. War im Vorfeld nicht sicher, ob ich einen Film mit dieser Thematik überhaupt sehen will. Aber dieser Film ist ein echter Danny Boyle. Die Filmsprache ist gewaltig, vom Anfang bis zum (gelungenen) Ende. Die Musik (Underworld) macht die Spannung teilweise fast unerträglich. Nur die letzte Szene des Filmes ist leider etwas zu amerikanisch/pathetisch. Zum Glück ist sie nur kurz und die Musik im Abspann (I am Kloot) macht das wieder wett.