10 Verlierer der Bundesliga-Hinrunde 2011/12

Verlierer gehören zum Fußball dazu, denn man misst sich, um den besseren zu ermitteln. Manches Mal trifft es Vereine, Spieler oder andere Beteiligte aber besonders hart. Hier kommen die zehn größten Verlierer der Bundesliga-Hinrunde:

Verlierer der Bundesliga-Hinrunde: Die Top 10

1

Die Psyche

Psychische Krankheiten sind nun endlich auch in der Fußball Bundesliga gesellschaftsfähig geworden. Ob man darüber froh sein soll, darüber kann man streiten. Dass immer mehr Menschen nervlich und stressbedingt zusammenbrechen oder rechtzeitig die Reißleine ziehen müssen, ist besorgniserregend. Positiv ist, dass sich mittlerweile auch Fußballer trauen, etwa ein Burn-out-Syndrom in der Öffentlichkeit zuzugeben. So nahm sich etwa der Cottbuser Stürmer Martin Fenin freiwillig eine Auszeit, die wohl mindestens bis Ende der Saison dauern wird, weil er infolge von Depressionen, Alkoholsucht und Medikamentenmissbrauch aus einem Fenster gestürzt war und sich eine Hirnblutung zuzog. Hannovers Ersatztorwart Markus Miller verschrieb sich eine Pause von drei Monaten und stand im Dezember wieder in einem Pflichtspiel im Tor – hoffentlich nicht zu früh. Am schockierendsten war jedoch der Fall des Schiedsrichters Babak Rafati: Kurz vor dem von ihm zu pfeifenden Spiel zwischen Köln und Mainz wurde bekannt, dass der Hannoveraner versucht hatte, sich in seinem Hotelzimmer das Leben zu nehmen. Psychische Probleme sind auch hier die offensichtliche Ursache. Auch im Sport geraten Menschen in Drucksituationen, denen nicht alle nervlich gewachsen sind. Es ist fraglich, inwieweit hier eine Trendwende eingeleitet werden kann.

2

Felix Magath und der VfL Wolfsburg

Einer Gruselsaison folgt Felix Magath. In Wolfsburg atmeten sie alle auf. Der Meistertrainer von 2009 würde den VfL wieder in die Erfolgsspur oder wenigstens ins gesicherte Mittelfeld führen. Doch nicht nur das Ansehen des als gewitzten Taktiker verehrten und unerbittlichen Schleifer verschrienen Manager-Trainers hat nach seiner Entlassung auf Schalke gelitten. Auch seine Glückssträhne scheint plötzlich gerissen. Denn geändert hat sich nach den ersten 17 Spielen der neuen Saison wenig. Der VW-Klub hängt im Tabellenkeller fest und hält sich durch einige mühevolle Heimsiege gerade so stetig über der Abstiegszone. Magath wirkt nach Neiedrlagen in Pressekonferenzen zusehends ratloser und setzt erneut auf eine expansive Transferpolitik aus der ein aufgeblähter Kader ungeahnten Ausmaßes entstehen könnte. Kriegt Felix damit noch einmal die Kurve?

3

Die Ultras

Die Fankultur in Deutschland steckt in einer gewissen Krise. Zwar ist die Stimmung in den Stadien hierzulande immer noch vergleichsweise gut, doch die Atmosphäre wird kritischer. Weniger Abwechslung auf den Rängen, mehr Anspruch und Unmutsbekundungen, seltener eine echte Hexenkesselstimmung, die zu einer Gänsehaut führt. Die Ultrabewegung vereint vielerorts die treuesten Anhänger zu einer Gemeinschaft, die das Fandasein noch lebt und den Klub zu einem guten Teil mit prägt. Aus diesen Gruppierungen wird jetzt vermehrt Widerstand gegen zu strenge Sicherheitsvorkehrungen und Willkür von Ordnungshütern und Polizisten laut. Reaktionen reichen von friedlichen Protestgesängen bis hin zu Gewaltaktionen und dem Abbrennen und Abschießen verbotener Pyrotechnik gegenüber den Sicherheitskräften und Gegnerfans. Liga, Verbände, Vereine und Fansprecher müssen sich bald sinnvolle Maßnahmen einfallen lassen, um die zahlreicher werdenden Eskalationen wie beim Pokalspiel Dortmund gegen Dresden wieder einzudämmen. Ein Ausschluss von Dynamo ist dabei jedenfalls eine höchst fragwürdige Variante

4

Markus Babbel

Eigentlich war es ein hervorragendes Jahr 2011 für Herthas Coach. Zunächst gelang ihm souverän der direkte Wiederaufstieg und in der folgenden Bundesligasaison haben die Berliner sofort wieder Fuß gefasst, als wären sie gar nicht eine ganze Spielzeit weg gewesen. Der 2:1-Triumph beim amtierenden Meister Borussia Dortmund bildete dabei einen besonderen Höhepunkt. Lohn ist bisher Platz elf und ein kleines Polster auf die Abstiegsränge. Doch Markus Babbel wurde kurzfristig doch noch zu einem ganz großen Verlierer der Bundesliga-Hinrunde , denn plötzlich ist nun Schluss für ihn. Widersprüchliche Aussagen über Babbels weitere Vertragspläne brachten ihn gegen Manager Preetz auf. Als man sich in der vergangenen Woche gegenseitig der Lüge bezichtigte, war das Tischtuch schon zerschnitten und das schnelle Ende absehbar. Bleibt noch die Frage, ob dieser unnötige Zwist der Hertha oder Markus Babbel mehr schaden wird…

5

Topstürmer in der Krise

Stefan Kießling war vor der letzten WM der treffsicherste deutsche Stürmer und stand kurz vor dem internationalen Durchbruch. Srdjan Lakic war in der vergangenen Spielzeit Kaiserslauterns Top-Torjäger, verhinderte so deren Abstieg und sollte beim Vfl Wolfsburg für neue Höhenflüge sorgen. Ryan Babel war ein vielversprechender Neuzugang in Hoffenheim, der in der niederländischen Nationalelf nur nicht zum Zuge kam, weil er Weltstars wie van Persie, Robben und Huntelaar vor sich sah. Doch alle drei versagten in der Hinrunde trotz regelmäßiger Einsätze völlig. Lakic machte nicht einen einzigen Treffer, Kießling traf ganze drei Mal, Babel hat immerhin 4 Treffer auf dem Konto, ist aber weit entfernt davon, Sturmleader zu sein. Sein Kollege Ibisevic schaffte mit halb so vielen Einsätzen 5 Treffer.

6

Michael Oenning und der Hamburger SV

In der Trainerfrage hat der Hamburger SV einmal mehr kein glückliches Händchen bewiesen. Mit der Verpflichtung Michael Oennings in der letzten Rückrunde und der Entscheidung, in der Sommerpause einen massiven Umbruch des Kaders einzuleiten, hatte man dem jungen Coach offenbar zu viel zugemutet. Nach vier Spieltagen und katastrophalen Leistungen in allen Mannschaftsteilen musste Oenning gehen. Noch eine ganze Weile grüßten die Hamburger anschließend vom letzten Platz der Bundesligatabelle. Erst als mit Torsten Fink nach wochenlangem Hin und Her ein dauerhaft neuer Trainer gefunden war, ging es langsam bergauf. Der HSV überwintert auf Platz 12. Den Ansprüchen eines so traditionsreichen Klubs genügt dies trotzdem nicht.

7

Borussia Dortmund

Vielleicht erscheint es ein wenig unfair, den Tabellenzweiten der Bundesliga unter den zehn Verlierern aufzulisten. Und natürlich sind die guten Leistungen in der deutschen Eliteklasse auch nicht der Grund dafür. Der BVB hat den Abgang von Nuri Sahin und den Ausfall von Lucas Barrios erstaunlich gut verkraftet und wird gemeinhin als gefährlichster Konkurrent der Bayern betrachtet. Den Unmut von Fans und Medien haben sich die Dortmunder trotzdem zugezogen. Denn im Gegensatz zu den Ligaspielen konnte der amtierende Meister in der europäischen Spitzenklasse nicht überzeugen. Trotz einer günstigen Auslosung wurden die Schwarz-Gelben in einer Gruppe mit Arsenal London, Olympique Marseille und Olympiakos Piräus enttäuschender Letzter und konnten damit zur guten Entwicklung deutscher Vereine in der UEFA-5-Jahreswertung nur wenig beitragen. Natürlich spielte auch die Unerfahrenheit eine Rolle. Doch im nächsten Jahr muss Jürgen Klopps Truppe beweisen, dass sie den deutschen Fußball international würdiger vertreten kann.

8

1. FC Nürnberg

Ist es wirklich gerecht, den 1. FC Nürnberg als Verlierer zu bezeichnen? Schließlich dürfte es doch wahrscheinlich gewesen sein, dass die Franken nach einer guten Saison fast einer Vorherbestimmung gleich wieder in die Niederungen der Tabelle zurückfinden würde. Aber als Club-Fan hofft man eben, dass derartige Entwicklungen eines Tages ein Ende haben werden. Doch ehrlicherweise standen die Chancen dafür von Anfang an nicht gut. Die Leistungsträger der letzten Saison wanderten nach Bremen, Dortmund oder Stuttgart ab und diesmal gelang es eben nicht, überall gleichwertigen Ersatz durch Leihspieler zu finden. Dieter Heckings Mannschaft kämpft also gewohnterweise wieder einmal gegen den Abstieg. Oder kehren sie den Trend diesmal früher um als sonst?

9

Papiss Demba Cisse

Im letzten Jahr fast Torschützenkönig in Freiburg, vor dieser Saison fast weg. Oder doch nicht? Papiss Demba Cisse hielt mit seinen Wechselgerüchten den Breisgau in Atem. Natürlich fühlte er sich zu höherem geboren als noch länger an der gemütlichen Dreisam zu spielen. Doch irgendwie kam kein Transfer zustande. Jedenfalls keiner, der Herrn Cisse oder dem Verein oder beiden zugesagt hätte. Nun wird der Senegalese noch mindestens ein halbes Jahr in Freiburg verbringen. Immerhin trifft er weiterhin wie er will – und ist trotzdem einer der Verlierer der Bundesliga-Hinrunde.

10

Peter Neururer und Lothar Matthäus

Es war ohenhin bisher keine Saison der Trainerwechsel. Nur in Hamburg gab es einen gewöhnlichen Rausschmiss wegen sportlichen Misserfolgs. Auf Schalke hatte der Wechsel krankheitsbedingte Gründe, in Berlin baute man sich diesen in gemeinschaftlicher arbeit selbst zusammen. Für Deutschlands Trainerfeuerwehrmann Nr. 1, Peter Neururer, und für Lothar Matthäus, den Dauer-Anklopfer an Vereinstore sind schwierige Zeiten angebrochen. Für den einen (Neururer) entfallen die entspannenden drei Monate, die man durchschnittlich pro Saison als Cheftrainer unter Vertrag steht, um anschließend die übliche Abfindung zu kassieren. Der andere wird sogar bei der Suche nach potentiellen Nachfolgern nicht mal mehr erwähnt. Bleibt nur noch die intensivere Flucht in die Expertenlogen der TV-Sender – oder in die Boulevardseiten der Zeitungen.

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