Walthamstaw, das nur wenige Meilen von der Londoner City entfernt ist, hat seine Geschichte in einer Galerie und einem Museum aufbewahrt. Hier erfahren Sie mehr über einen der einflussreichsten Künstler des vorletzten Jahrhunderts und über das damalige Leben.
Doch was gibt es in dem ländlichen Walthamstaw, das erhalten werden müsste? Zuerst einmal eben das ländliche Flair. Nur sechs Meilen aus London herausgefahren, und die Zeit scheint zurückversetzt. Darüber hinaus präsentiert Wiltham Forest seine Geschichte und die des vielseitig talentierten Künstlers William Morrison.
Ein Besuch in der William Morris Gallery
William Morris, geboren im März 1834, war Sozialist, Poet, Künstler und Handwerker. In seiner Kindheit verbrachte er viel Zeit in der dicht bewaldeten Gegend, die sich seit dem Mittelalter nicht verändert hatte. Hier entwickelte er einen Sinn für Ästhetik, gewann seine Vorlieben für das Mittelalter und die Gotik. In Oxford vertiefte er sein Wissen über die Englische Gotik und verfeinerte seinen romantischen Sinn für Schönheit.
Für Morris war Kunst ausschließlich und für sich allein eine Sache. Ob er Poesie betrieb, Sitzgelegenheiten designte oder Teppiche anfertigte, für ihn war das alles eins. Deshalb hinterließ er auch ein so vielgestaltiges Werk. Dennoch haben all die unterschiedlichen Materialien, die er zu Kunstwerken verarbeitete, eines gemeinsam, was sich in der Arts and Crafts Bewegung fortsetzte: menschlicher Wert und menschliches Leben.
Die Arts and Crafts Bewegung, für welche er richtungweisend war, wollte den billigen, maschinellen Massenfabrikaten der Industrialisierung etwas entgegensetzen. Gläser und Tapeten, Bücher und Lehnsessel gleichermaßen gestaltete er deshalb mit größter Mühe zur Ästhetik.
Morris übersetzte die Odyssee ins Englische, entwarf Kirchenfenster, wurde vor allem für seine Gedichte berühmt – ‚Earthly Paradise‚ gehört zu seinen berühmtesten. Er entwickelte aber auch theoretische Texte über die Ziele der Kunst (Aims of Art) und verfasste eine Vielzahl sozialistischer Texte, welche heute online auf marxists.org nachgeschlagen werden können.
Die William Morris Gallery befindet sich in dem Haus seiner Jugendzeit, wo viele seiner Werke ausgestellt sind. Die Bibliothek mit Werken von und über William Morris sowie der Sammelbestand sind nur nach Absprache besuchbar.
In der Gallery herrscht reger Betrieb. Jeder Besucher kann sich an Workshops beteiligen, für die alle Materialien bereitgestellt werden: Kalligrafie-Workshops, Buchillustrationen im Stile viktorianischer Kinderbücher, die Gestaltung von Buchzeichen oder Ansichtskarten, Laternen basteln für Halloween, die Bearbeitung von mittelalterlichen Kostümen usw. Dieses Jahr wird außerdem die Ausstellung Inspired by William Morris Werken lebender Künstler aus und um London eine Plattform geben, welche von Morris inspiriert sind.
Eine Meile weiter: das Vestry House Museum
1730 als Arbeitshaus erbaut, diente das Vestry House später als Polizeistation und gelangte danach in Privatbesitz. 1930 übergab die damalige Besitzerin das Haus der Stadt. Daraufhin wurde beschlossen, in dem historischen Bau ein Museum über die Geschichte der Stadt einzurichten. Zusammen mit der Gallery bilden die Räumlichkeiten das kulturhistorische Fundament Walthamstaws.
Bestaunen kann man dort unter anderem das erste britische Auto, das mit Benzin betrieben wurde, das Bremer car. Außerdem zu besichtigen gibt es eine zeitgenössische Kostümgalerie und die Rekonstruktion eines für 1890 typischen Empfangszimmers. Ausgestellt werden auch Produkte wie Spielzeug oder Holzvertäfelungen, und es wird thematisiert, wie ortsansässige Hersteller das Bild der Stadt prägten.
Öffnungszeiten der William Morris Gallery:
- mittwochs bis sonntags, 10 bis 17 Uhr
- von 24. Dezember bis 1. Januar geschlossen
Öffnungszeiten des Vestry House Museum:
- mittwochs bis sonntags, 10 bis 17 Uhr
- von 24. Dezember bis 2. Januar geschlossen
Eintritt frei.