Das Einchecken ins Hotel – für viele Reisende ein Graus. Fragen wie „Haben die meine Reservierung überhaupt bekommen?“ sind keine Seltenheit und teilweise – durch die in den letzten Jahren stark zunehmende Zahl an Online-Reservierungen – sogar gerechtfertigt.
Gerne landen Reservierungen von Online-Hotelreservierungsportalen wie HRS, booking oder hotel.de im Spam-Ordner des Hotels, werden versehentlich gelöscht oder aufgrund von kurzfristiger Buchung gar nicht registriert.
Einchecken mit Kreditkarte – Warum?
Zudem verlangen viele Hotels für die Buchung eine Kreditkarte. Für viele Urlauber ist das ein Hindernis, zumindest aber ein Problem. Denn auch in der heutigen, schnelllebigen Welt hat eben nicht jeder eine Kreditkarte. Und wo bleibt da der Sicherheitsaspekt? Was passiert mit meinen Daten? Wird etwas von der Karte abgebucht? Wozu brauchen die meine Kreditkartendaten?
Meckern kann jeder. Betrachten wir das „Problem“ aber mal von der anderen Seite, aus Hotelsicht.
Versetzen Sie sich in die Rolle eines Hoteliers.
- Ein Kunde will über das Internet bei Ihnen buchen. Er will nicht, dass alle seine Daten ans Hotel übermittelt werden und gibt daher nur seinen Nachnamen an. Würden Sie spätestens hier nicht misstrauisch werden? Wenn der Gast nicht anreist, steht das Zimmer leer und Ihnen entgeht Umsatz. Sicherheitshalber bitten Sie daher den entsprechenden Online-Hotelreservierungsdienst, in Zukunft alle Kunden nach den Kreditkartendaten zu fragen. So haben Sie schon vor dem Einchecken eine Garantie. Sollte der Gast nämlich nicht anreisen, können Sie die Karte gegebenenfalls belasten, je nachdem, wie Ihre Stornierungsbedingungen aussehen.
- Ein Kunde bucht telefonisch bei Ihnen ein Zimmer zu einem Vorteilspreis. Dieser Preis ist günstiger als der normale, beinhaltet aber die Bedingung, dass sofort nach Buchung eine Kreditkartenabbuchung über den Gesamtbetrag des Aufenthaltes erfolgt. Das ist gang und gebe in der Hotellerie und bei der Buchung von Flügen. Wer früh bucht, bekommt einen guten Preis. Die Rezeptionistin fragt, noch bevor der potentielle Gast aussprechen kann, nach den Kreditkartendetails. Der Herr ist verwirrt, sträubt sich, weigert sich, seine Kreditkartendaten anzugeben und legt entnervt auf. Es kommt nicht zu einer Buchung. Vielleicht hätte die Mitarbeiterin besser erklären sollen, warum man die Kreditkarteninformationen im Voraus braucht und was es mit dem günstigen Preis auf sich hat: Wer früh bucht, sich also fest für einen Aufenthalt entscheidet, bekommt einen vorteilhaften Preis. Dafür ist man bei der Stornierung eben nicht mehr flexibel. Wer sich noch nicht sicher ist und vielleicht kurzfristig stornieren muss, der bucht lieber eine etwas teurere Rate. Oft muss man bei der flexibleren Rate keine Kreditkartendaten angeben („Stornierung bis 18:00 Uhr am Anreisetag möglich.“).
- Ein Herr kommt spätabends zu Ihnen ins Hotel an die Rezeption und möchte für diese Nacht kurzfristig ein Zimmer buchen. In der Fachsprache nennt man das „walk in“ – ein vorher nicht angemeldeter Gast. Sie lassen ihn das Anmeldeformular ausfüllen. Der Kunde ziert sich und schreibt lediglich seinen Vornamen in das entsprechende Feld. Er sagt, dass er die restlichen Felder am nächsten Tag nachtragen wird, weil er so müde ist. Am nächsten Morgen ist er dann, ohne zu bezahlen, verschwunden. Hätten Sie ihn beim Check In um die Angabe einer Kreditkarte gebeten, wäre das nicht passiert. Sie können die Karte dann gegebenenfalls noch belasten. Zumindest aber wirkt diese Sicherheitsmaßnahme abschreckend für Zechpreller.
- Sie möchten eine Gruppe von 20 Personen beherbergen. Weil die Herrschaften am Telefon so nett waren, hat Ihre Reservierungsleitung vereinbart, dass die Zahlung des Aufenthalts vor Ort beim Check Out stattfindet. Bei der Abreise fühlt sich keiner der Gäste mehr für die Bezahlung verantwortlich. Man verweist auf den Gruppenleiter, der nicht mit der Gruppe gereist ist. Telefonisch und per E-Mail ist er nicht zu erreichen. Deshalb legt der kluge Hotelier in den Richtlinien für Gruppenreisen fest, dass ein sogenanntes Deposit im Voraus angezahlt werden muss. Das ist meist nur ein Teil des Gesamtbetrages, den es zu verlieren jedoch schon schmerzen würde. Bei einer Stornierung oder o.g. Fall hat der Hotelier somit einen Teil des Umsatzverlustes ausgeglichen und steht nicht mit leeren Händen da.
- Eine Gruppe von Seminarteilnehmern tagt und übernachtet bei Ihnen im Haus. Die Firma hat festgelegt, dass die Übernachtungskosten inkl. Frühstück sowie die Tagungspauschale und die Tiefgaragenkosten übernommen werden (à conto). Der Rest (Minibar, Verzehr im Restaurant, Pay-TV, etc.) soll von den Teilnehmern direkt vor Ort beim Check Out bezahlt werden. Bei Abreise weiß niemand von dieser Regelung und verweist an die Firma. Weil Geschäftsleute nun mal Geschäftsleute sind, packen sie patzig ihre Koffer und gehen, ohne die noch ausstehenden Kosten zu begleichen. Deshalb lässt sich ein Hotelier auch von diesen Gästen beim Einchecken die Kreditkartendaten geben und verweist direkt bei Anreise sofort auf die Zahlungsmodalitäten, die mit der Firma vereinbart wurden. Missverständnisse werden dann zumindest minimiert.
Natürlich kann man sich einige Beispielfälle nehmen und die so lang ausformulieren bis es so aussieht, als wäre etwas ein Problem.Aber das, was viele Menschen aufregt und tausendfach jeden Tag in deutschen Hotels passiert, lassen Sie einfach mal weg:ich komme in ein Hotel, bezahle, und soll trotzdem eine Kreditkarte hinterlegen.Punkt aus. so einfach ist die Situation.Und genauso einfach ist die Begründung, die es hierfür geben kann:Der Hotelier hat Angst, dass ich ihn um die Kosten für die Erdnüsse in der Minibar prelle.Oder, dass ich tue, was selbst Rockstars seit 30 Jahren nicht mehr tuen: das Hotelzimmer verwüsten.Und jetzt hätte ich gerne ein Beispiel von anderen Branchen, in denen man sich traut einem zahlenden Kunden so viel Vorschuss-Misstrauen entgegenzusezten.