Hit Song Science analysiert Rhythmus, Harmonien, Melodie und andere Merkmale eines Liedes und gleicht sie mit einer Datenbank ab, in der die Muster von Hits aus 30 Jahren Charts gesammelt sind. Danach spuckt HSS eine Wertung aus. Daumen hoch oder runter, das entscheidet seit einiger Zeit in manchen großen Plattenfirmen über Release oder Ablage. Norah Jones‘ Erfolg etwa soll HSS vorausgesagt haben, während das Label skeptisch war.
Das Ganze ist zunächst gar nicht so teuer, wie man glauben könnte – einen Song kann man bei HSS für rund 40 Euro testen lassen; mit Mengenrabatt kommt ein ganzes Album aber bereits auf circa 4000 Euro. Wer schließlich so arbeitet, wie es laut „Guardian“ der Produzent von Anastacia und Jennifer Lopez tut, muß wohl richtig blechen: Am Ende eines jeden Tages im Studio gehen die bearbeiteten Tracks an HSS, am nächsten Morgen ist die Bewertung da und kann berücksichtigt werden. Kosten, die – so werden es die Power Points in den oberen Etagen versprechen – im Marketing wieder eingespart werden können.
Die BBC hat gerade in einem leider recht knapp geratenen Beitrag ein paar prominente Vertreter des Business‘ gefragt, was sie von der Software halten. Ausgiebige Erklärungen sind nicht dabei, wir erfahren aber zumindest, daß Moby HSS spitze findet und die Songwriting-Partnerin von James Blunt drauf, äh, pfeift.
Ob der Einzug der Statistiker in die Musikproduktion nun das Ende letzter Kreativität bedeutet (und MySpace etc. noch wichtiger werden) oder unbekannten, aber hitbegabten Bands eher Chancen auf einen Release verschafft als elendes A&R-Klinkenputzen, weiß man nicht so genau. Aber spätestens wenn Apple die Software in GarageBand integriert, werden wir ja ohnehin alle unsere eigenen Schlagerschreiber (und müssen dann eben kurz Pause machen vom Eigener-Programmdirektor-Sein). Ju. Hu.
[via micafilter – übrigens auch über diesen Beitrag hinaus ein Spitzen-Musiknewsblog!] [Edit: Die BBC spricht vom „Programm“ Platinum Blue Music Intelligence; Platinum Blue ist eigentlich die Firma, die verschiedene Dienste rund um „Song Service“ anbietet – HSS und Platinum Blue sind mehr oder weniger dieselben Leute und derselbe Laden.]
bäääääähhhh!!!mit dem Kram bekommt man jegliche jugendliche Rebellion kaputt. Alles wird gleich!