Angst, dass die passenden Worte fehlen, wenn es drauf ankommt? Wie absurd! Dass Sie ein anderes Publikum in einer anderen Umgebung ansprechen müssen und damit notwendigerweise andere Themen auf den Tisch zu bringen, ergänzt sich wundervoll mit einer Qualität Ihrer Rede, die Pflicht ist: dass sie individuell ist, von Herzen kommt und an die Anwesenden gerichtet ist.
An den besinnlichen Tagen sollte das Publikum ohnehin auf Ihrer Seite sein. Jeder möchte feiern und wohltuenden Worten lauschen – sofern sie ernst gemeint sind. Kritische Worte sind tabu.
Sehen Sie sich nur einmal an, wie ungezwungen und gut gelaunt man im Verein eine Weihnachtsrede halten kann:
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Erschrocken? Aber nicht doch! Der Mann macht alles richtig und hat in der gelösten Stimmung – die er nicht verspielen darf – leichtes Spiel. Er baut die Moral auf, indem er ironisch den gescholtenen Gegnern gratuliert, gleichzeitig erinnert er dabei an vergangene Kämpfe im letzten Jahr. Das schweißt das Kollektiv zusammen und macht jeden im Verein noch einmal stolz auf sich selbst und den anderen. Er muss nicht einmal viele Worte verlieren!
Weihnachtsrede halten: So wirds gemacht!
1
Was ist eine Weihnachtsrede?
Die Weihnachtsrede wird dem genus demonstrativum zugeordnet. Deutsche Namen für diese Gattung: Festrede, Lob- und Tadelrede. Wie Lob und Tadel gehören auch Freude und Trauer (beispielsweise Beerdigungen) in diese Gattung. Die entscheidenden Merkmale sind: Gegenwartsbezug, Klarheit des Redeanlasses, auch Impetus und Ziel der Rede sind klar. Die Stimmung, der durch den Anlass vorgegeben ist, soll wachgerufen und verstärkt werden.
2
Es weihnachtet sehr – also schaffen Sie eine Stimmung der Freude und der Wärme. Sie müssen Ihr Publikum von nichts überzeugen, aber Sie dürfen aus dem Vollen Ihres Könnens schöpfen, um Ihr Publikum zu stimulieren. Stilus simplex – Sie können es aber auch schlicht machen. In Anbetracht der gebotenen Redekürze für die meisten Redner die bessere Wahl!
3
Anfang, Mitte oder Ende – der Zeitpunkt Ihrer Rede
Wo Ihre Weihnachtsrede hingehört, ist eher eine Frage des Rahmens, in dem Sie gehalten werden soll. Im gehobenen Rahmen wird die Weihnachtsfeier mit einer Rede eröffnet.
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Im Betrieb können Sie die Weihnachtsrede halten, wie Sie möchten. In der Mitte – kürzer – oder am Ende auch gern ausladend mit einem Abschiedsgruß. Hat Ihre Weihnachtsfeier ein festes Programm? Wenn nicht, dann stören Sie nicht den natürlichen Fluss, den Ihre Feier nimmt.
5
Bei der Weihnachtsrede im Verein hängt der richtige Zeitpunkt wieder davon ab, wie gehoben die Veranstaltung ist. Im obigen Beispiel wäre der Zeitpunkt quasi egal. Der Redner scheint einen späteren Zeitpunkt gewählt zu haben, an dem die Stimmung wohl am größten war, aber das Fest noch nicht zum Erliegen kam. Die meisten Mitglieder waren noch anwesend und das Ende der Feier war offen.
6
Begrüßung
Erst einmal alle Anwesenden nett begrüßen. Verschaffen Sie sich Aufmerksamkeit. Es muss Ruhe einkehren. (Rechnen Sie in einem Bierlokal mit höherem Aufwand.)
7
Thema zum Anlass der Feier
Der Anlass der Feier ist jedem klar: Weihnachten. Was der besondere Grund für Sie ist, Weihnachten zu feiern und was Sie auf den Tisch bringen möchten, das können Sie direkt ansprechen. Sie können aber auch zuerst ein themenverwandtes Gleichnis erzählen und dann zum Punkt kommen.
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Das Ziel der Rede ist, den Menschen Ihre Leistungen ins Gedächtnis zu rufen und Ihnen Respekt zu zollen – wie es sich für eine Lobrede gehört.
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Denken Sie sich eine Kernbotschaft aus, welche Sie zu Beginn der Rede vorbereiten.
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Jahresrückblick
Welche Hürden gab es dieses Jahr? Was haben Sie gemeistert? Erinnern Sie an die Highlights des Jahres.
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Lob aussprechen: den Menschen Respekt zollen
Nennen Sie einzelne beim Namen, die etwas Tolles für die Firma geleistet haben oder jeden Tag leisten. Küren Sie die Helden des Betriebs. Schenken Sie Ihnen Beachtung.
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Formulieren Sie in der 1. Person. Sie reden als Sie selbst zu Ihren Leuten. Ganz persönlich. Das ist ganz wichtig, wenn Sie Personen ansprechen.
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Selbstverständlich gilt aber auch das nicht immer. Nach einer Kaskade von Lobhudeleien aus der Ich-Perspektive messen Sie dem Letzten einen höheren Stellenwert bei, indem Sie ihn passiv antexten: „Es muss noch eine ganz große Nummer in unserer Lottobude gelobt werden…“, „Ein Hansdampf auf allen Servern soll keine unerkannte Schnittstelle bleiben, ich habe ihn noch nicht erwähnt: der Max…“
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Spätestens im lobenden Teil könnten Sie eine Anekdote bringen, die mit den Highlights des Jahres, mit den Belobigten oder beidem zu tun hat.
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Wünsche und Aussichten für die Zukunft
Die Festrede ist eine Gegenwartsrede. Unstrittige Sachverhalte bis zur Gegenwart werden im Hier und Jetzt geschildert. Von der Gegenwart aus können Sie sich zum Ende Ihrer Rede in die Zukunft versetzen. Was wollen Sie noch erreichen? Was wollen Sie heute feiern?
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Führen Sie hier Ihre Kernbotschaft aus. Die Botschaft einer Festrede muss lange gültigen Charakter haben. Ein Wunsch, den jeder haben sollte. Eine bewährte Qualität Ihrer Belegschaft oder Freunde, die sich auch in Zukunft halten soll. Auch anderes ist denkbar.
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Gemeinsames Jubilieren
Gratulieren Sie sich und den Anwesenden für das, was Sie sind und was Sie haben. Stoßen Sie gemeinsam an.