Die Versicherungs- und Finanzbranche ist in den letzten beiden Jahrzehnten sehr in Verruf geraten, weil es viele Vermittler gab, die zwar verkäuferisch gut geschult, allerdings fachlich unqualifiziert waren. Im Jahre 2007 wurde in Deutschland die Versicherungsvermittlerrichtlinie eingeführt. Diese besagt, dass sich nicht mehr jeder Finanzberater oder Versicherungsvertreter nennen darf. Es ist nun von Nöten eine Prüfung zum Versicherungsfachmann/ -Fachfrau vor der IHK abzulegen (schriftlicher und mündlicher Test). Das ist die Mindestqualifikation, um als Versicherungsvertreter oder Finanzberater tätig werden zu dürfen. Allerdings gab es hierzu einige Ausnahmen. So braucht beispielsweise keiner eine Prüfung nachweisen, der bereits über Jahre hinweg in der Branche tätig war. Die fallen nämlich unter eine sogenannte Alte Hasen Regelung. Zusätzlich bieten viele Gesellschaften eine Haftungsübernahme für Ihre Vermittler an. Auch diese Personen brauchen dann keine Prüfung ablegen.
Um zu verdeutlichen, wie vielfältig die Versicherungs- und Finanzberatung ist, möchte ich hier kurz die wichtigsten Produkte darstellen, die man als Berater anbieten kann:
Hausrat-, Haftpflicht-, Rechtsschutz-, Wohngebäude-, Todesfall-, Risikolebens-, Riester-, Renten-, Berufsunfähigkeits-, Unfall-, Kranken-, Pflege-, Geschäftsversicherungen, Bausparverträge, Immobilienfinanzierungen, KFW Förderungen, Sparkonten, offene Fonds, geschlossene Fonds, Aktien, CFD's, etc.
Die Vielfalt an Produkten wird noch um die Vielfalt an Gesellschaften ergänzt, die es am Markt gibt. Um eine wirklich fachlich gute Beratung bieten zu können, muss man sich langfristig auf bestimmte Bereiche spezialisieren. Wir haben damit ein Ausschlusskriterium für Finanzberater, jemanden der alles kann und alles bietet, gibt es nicht.
Woran kann man einen ausgebildeten Berater erkennen?
Grundsätzlich kann man sich in zwei Bereichen beraten lassen. Zum einen geht es in die Versicherungs- und Vorsorgeberatung und zum Anderen in die Kapitalanlageberatung.
Reine Versicherungsvertreter sollten einen der folgenden Ausbildungsgrade haben:
– Versicherungsfachmann
– Versicherungskaufmann/ Kaufmann für Versicherungen und Finanzen
– Versicherungsfachwirt/ Fachwirt für Finanzberatung
Reine Bankberater sollten einen der folgenden Abschlüse nachweisen können:
– Bankkaufmann
– Bankfachwirt
Nun ist es aufgrund der Vielfalt an Produkten häufig notwendig, auch andere Bereiche in Teilen zu kennen. So kann eine fondsgebundene Rentenversicherung Sinn machen. Ein Berater muss sich dazu aber mit Rentenversicherungen und mit Fondsanlagen auskennen und diese gelegentlich überprüfen, um eine gute Auswahl und Betreuung sicherstellen zu können.
Um die Berater daraufhin zu schulen, wurden vor einigen Jahren Allfinanzabschlüsse wie die folgenden eingeführt:
– Fachberater für Finanzdienstleistungen
– Fachwirt für Finanzberatung
– Bachelor of Economics (Financial Advisory Services)
– Master of Sales Management
Vorsicht sollte geboten werden, wenn andere Abschlüsse auf den Visitenkarten stehen. Begriffe wie „Vorsorgefachmann“, „Rentenfachmann“, „Vermögensberater“ sind oft nur interne Bezeichnungen für ihre Vermittler und sind kein Qualitätskriterium.
Im Folgenden kurz zusammengefasst, wie man vorgehen kann um die meisten „schlechten“ Berater auszusieben:
Ein Artikel leider in reiner Schwarz-Weiß-Malerei. Entweder fachlich kompetent o d e r sympathisch – was ist das denn für eine Bewertungsmaßstab? Ansonsten wird Beratungsgüte offensichtlich nur an Produkten festgemacht. Wo bleibt der Kunde selbst? Egal ob Anlage oder Vorsorge: Wichtigstes Kennzeichen eines guten Beraters ist a) Zeit für den Kunden und b) gründliche Analyse des Ist- und Soll-Status bei den Kundenfinanzen. Darauf aufbauend eine für den Kunden nachvollziehbare Strategie und erst ganz zum Schluss die Umsetzung der vereinbarten Strategie mit den passenden Produkten.
Nur dieses Verfahren macht den ganzen Beratungsprozess für den Kunden transparent. Das kann a) nur der qualifizierte Berater und er sollte dabei b) quasi automatisch die nötige Empathie für den Kunden mitbringen. Fachwissen und Seriosität schließen nicht aus, dass der Berater gleichzeitig auch noch nett ist.
Hallo MoneyNavigator, zu allererst vielen Dank für den Kommentar. Ich kann in allen Punkten nur zustimmen. Leider dürfte es dem Kunden häufig schwer fallen die von dir angesprochenen Punkte zwischen zwei Beratern unterscheiden zu können. Ich habe versucht Punkte darzulegen, die man auch als Laie nachvollziehen kann. Ich möchte aber mit dem Beitrag keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben. Er soll viel mehr ein Einstieg sein für künftige Beiträge hinsichtlich von Beratungsqualität und Kompetenz