Weto ‚Schattenspieler‘: Alternative Rock mit einem Hauch von Gothic

Weto und Schandmaul

Es ist schon schwierig, wenn aus einer Band plötzlich zwei werden. 1993 waren es nur Weto – darunter Thomas Lindner und Martin Duckbaum -, die im Eigenvertrieb immerhin ein Livealbum auf die Beine brachten. 1998 jedoch entstand die mittlerweile berüchtigte Folkrock Kombo Schandmaul, eine letzte Weto EP im Jahre 1999 wurde noch veröffentlicht und dann schmiss man sich in Leinenhemden und an mittelalterliche Melodeien, keine Zeit mehr für Weto.

Das sollte sich jedoch 2005 ändern, als Thomas und Martin angeheitert im Tourbus entschieden, dass man doch die guten alten Zeiten wieder etwas aufleben lassen könnte. Kurzum, mit einigen anderen Schandmaul Mitgliedern wurde die Rockband neu aufgezogen und kaum 1 Jahr später gab es mit „das 2weite Ich“ ein neues Album. Für das aktuelle Werk brauchte es zwar etwas länger, aber nun erblickt auch endlich „Schattenspieler“ das Licht der Welt (bzw. den Schatten der Welt?).

Schattenspieler

Düster ist es, keine romantisierten Säuseleien, wie sie gerne mal in diesen musikalischen Kreisen durch die Boxen tönen, besonders textlich hebt sich Lindner als Balancekünstler hervor, zwischen frei Schnauze und lyrischen Erinnerungen an die märchenhaften Schandmaul.

jeder kämpft für sich allein, jeder fischt für sich im Trüben („Eiszeit“)

Gezeichnet wird eine nüchtern betrachtete Gesellschaft, die keine Gefallen leistet und Außenseiter nur duldet, wenn sie für sich bleiben. Zwischen Metaphern von Feuer („Feuertanz“, „Ausgebrannt“) und der eisigen See („Eiszeit“, In das Licht“) scheint es nur Extreme zu geben, kein Moment der Entspannung. Die findet man jedoch musikalisch, denn während die Texte herrisch über die beklemmende Realität der Hektik und Spannung erzählen, sind die Songs selbst – so hart die Metalgitarren und Syntheziser kreischen mögen – überraschend eingängig, dabei jedoch nicht beliebig. Allzu experimentell werden die Rocker nie, dafür sind sie relativ melodieverliebt und eine glasklare Produktion verhilft dem Sound, die Brücke zwischen Schandmaulfans und Gothicwave zu schlagen. Ein wenig Metal, ein wenig Wave und viel Rock – wer nicht mehr braucht, der wird mit „Schattenspieler“ definitiv ein perfektes Album für die dunklen Herbst- und Wintertage in den Händen halten und mit „Zwei Raben“ scheinen sie sich dann auch das Licht am Ende der Schatten zum Abschluß des Albums gesucht haben, denn in diesem Liebeslied ist ausnahmsweise einmal Hoffnung der ausschlaggebende Impuls.

[youtube FPZeOotp5M0]

Tracklist:

01. Eiszeit
02. Feuertanz
03. Was bleibt
04. In das Licht
05. Orient und Okzident
06. Glaubst du noch
07. Krank
08. Schattenspieler
09. Reise
10. Ausgebrannt
11. Zwei Raben
12. In das Licht (Radio ed.)

Veröffentlicht wird das Album am 26.8.2011 und wer danach Lust auf mehr bekommen hat, der kann sie im Monat der Hexen und Geister auch live auf Tour erleben.

Tourdaten:

16.10.11 München – Backstage/Werk
18.10.11 Nürnberg – Hirsch
19.10.11 Stuttgart – Die Röhre
20.10.11 Köln – Werkstatt
21.10.11 Berlin – K 17
25.10.11 Leipzig – Moritzbastei
26.10.11 Hamburg – Marx/kleine Markthalle
27.10.11 Hannover – Musikzentrum

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2 Meinungen

  1. Das es Gothic immernoch gibt wundert mich stark, ich dachte die wären untergegangen, beziehungsweise hätten die Vorherrschaft des Rock endlich akzeptiert. Die Musik ist aber gar nicht mal so schlecht, danke für die Vorstellung

  2. „Weto – darunter Thomas Lindner und Martin Duckbaum -“
    der „Duckbaum“ heißt immer noch „Duckstein“…

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