So ging es mir persönlich, als ich im vergangenen Jahr den Artikel "Abgebloggt" des Autoren Johannes Boie auf sueddeutsche.de las. Boie beschreibt recht treffend, welche Probleme die deutsche Bloggerlandschaft im Vergleich zur amerikanischen hat. Dabei bezieht er ausreichend häufig Expertenmeinungen mit ein. Es tut weh, zu lesen, Blogs hätten keine gesellschaftliche Relevanz. Es schmerzt, zu hören, dass die permanente interne Selbstzerfleischung der Blogosphäre dieser ihr Potenzial für eine nutzbringende Fortentwicklung zwar nicht nimmt, aber blockiert. Aber .. es stimmt. Deshalb war ich am Ende Herrn Boie dankbar, dass er einen Finger in eine Wunde gelegt hat, die man als "Insider" eher nicht so leicht als solche erkennen würde, die aber, von außen drauf geblickt, geradezu offensichtlich ist.
Vor ein paar Tagen legte Johannes Boie unter dem Titel "Der Fluch der Öffentlichkeit" noch einmal nach. Er beschreibt, wie er aufgrund des Artikels "Abgebloggt" von führenden Vertretern der deutschen Blogjauchgrube persönlich auf das Schärfste angegriffen wurde. Besonders die üblichen Verdächtigen, alles voran der "Journalist" Stefan Niggemeier, der zwar ständig behauptet, dass die Bildzeitung lügt, sie aber in anderen Fällen gern und häufig als Quelle angibt, sowie der ganz offensichtlich öffentlichkeitsgeile Thomas Knüwer, für mich der Narziss unter den deutschen Bloggern latschten Herrn Boie ungerechtfertigterweise auf´s Schuhwerk.
Nun schlägt Herr Boie zurück, was ich persönlich übrigens schon viel früher getan hätte und entlarvt weite Teile Blogdorfs als "Orte, in denen anonym beleidigt, gehasst und Dummes geredet wird." Was soll man dazu sagen, außer er hat Recht? Schaue man doch mal in die Blogcharts hinein. Schaue man doch mal bei Niggemeier, Meyers Blogbarspelunke, Fixmbr und den ganzen anderen selbst ernannten Leadvocalisten, die jetzt übrigens wieder behaupten werden, sie hätten solches von sich selbst nie behauptet, vorbei und setze auch nur einen im Ansatz kritischen Kommentar ab. Mach mal!
Ich habe da schon etliche eigene Erfahrungen gemacht. Zeitweise hat mich das miese Betriebsklima in Blogdorf tatsächlich ans Aufhören denken lassen. Ich habe dann eine Jetzt-erst-Recht-Haltung eingenommen und so bin ich immer noch da. Ich bin jedoch sicher, dass Großkotze, wie die Genannten bereits einige angehende Bewohner Blogdorfs verbissen haben, wie räudige Dorfköter jeden, der ihr Revier betritt. Wer weiß, welcher Schaden der Blogosphäre dadurch entstanden ist und ob die Vermarktungsprobleme, auch zB bei adical nicht in erster Linie auf solch pöbelhaftes Verhalten und den daraus resultierenden Außenauftritt einer Gruppe, die eben als "die Blogger" empfunden wird, zurück zu führen sind. Vom Bestreben einer Professionalisierung kann unter solchen Bedingungen ja gar nicht geredet werden.
Was mich stets erneut erstaunt. Reißt im richtigen Leben jemand die Schnauze bis zum Anschlag auf und brüllt unflätige Flüche heraus, wenden sich die Menschen ab. Passiert das Gleiche in Blogdorf, gerät der Brüllaffe zum Quotenkönig und schart die Leser um sich.
Es muss sich dabei entweder um das Phänomen handeln, dass man auch bei jedem schwereren Verkehrsunfall beobachten kann. Alle fahren gaaanz laaangsam an der Unfallstelle vorbei und versuchen, freie Sicht auf die hoffentlich verstümmelten Leichen zu erhaschen. Helfen tut natürlich keiner!
Oder es handelt sich um das Phänomen, dass man ansonsten überall da beobachten kann, wo größere Gruppen Jungs jüngeren Alters zusammenkommen, vorzugsweise auf dem Spielplatz. Der Brutalste ist der Anführer, die anderen scharen sich um ihn. Hauptsächlich, damit sie nicht selber eins von ihm auf die Fresse bekommen.
Und das soll dann die Kultur des Bloggens sein, das "Geschichten erzählen", das selbst kritischere Blogger stetig für sich reklamieren? Nee, "Freunde der Blasmusik" (Zitat erkannt?), das ist schlicht und ergreifend Mist und es würde der deutschen Blogosphäre gut tun, wenn Blogger, wie die Genannten sich entweder auf die Grundregeln der Höflichkeit und der Fairness besinnen oder das Bloggen drangeben würden.
Soweit sich jetzt jemand über meine Wortwahl und die nachfolgende Aufforderung, die Grundregeln der Höflichkeit zu beachten, aufregen möchte. Es heißt: "When in Rome, do as the Romans do."
Ich will nicht versäumen, dass es natürlich auch gemäßigte Blogger gibt. Leute, deren Gehirne noch ordnungsgemäß funktionieren und die über mehr als zwei Synapsen verfügen. Das Ermutigende ist, dass diese Blogger zahlenmäßig deutlich überlegen sind. Leider haben sie nicht annähernd die Reichweite der üblichen Verdächtigen, die dadurch weitgehend ungestört ihr Werk der Vernichtung Blogdorfs vorantreiben können.
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Du scheinst Dir zum Jahreswechsel eine Menge Gedanken über das Bloggen an sich gemacht zu haben. Der vorige Eintrag ging ja auch schon in die Richtung. Ich glaube ja, die Sucht nach Zugriffszahlen und möglichst vielen Kommentaren kann einen Blogger schon verleiten, beim Ton (oder beim Inhalt oder bei der Meinung…) daneben zu langen. Denn wie uns die BILD lehrt: Deutschlands meistgelesene Zeitung wird man nur, wenn man nichts zu sagen, aber viel zu stänkern hat.Der Blogger an sich ist ja nicht der bessere Mensch sondern auch nicht mehr und nicht weniger als ein Bild dieser Gesellschaft. Wenn die Blogs intelligenter werden sollen muss auch die Gesellschaft intelligenter werden. Das ist ja mal ein schönes Ziel. Ich persönlich habe als Teenager auch noch an die Weltrevolution geglaubt. Längst vorbei die Zeiten…Frohes neues Jahr.
Leider ist es so: Only bad News are good News – oder wer am meisten stänkert, kommt am Ende GROSS raus. Auch ich tröste mich mit Peter: Es gibt Blogger, die schön und WAHR schreiben, z.B. Peter.
.@nomadyss: Du hast Recht. Leider..@gerd kebschull: Mensch, kebsch. Ich heiß doch Dieter und nich Peter. Oder meintest Du am Ende gar jemand ganz anderen?.