Zweimal im Jahr ist das Unterwäschefach fällig: Ehemals weiße, jetzt angegraute Stücke fliegen raus, ebenso wie Slips oder BHs, die im Laden gut aussahen, aber dann doch irgendwie nie richtig saßen. Ein Graus, diese kneifenden Slips oder BHs über deren Rand es quillt oder aber sie labbern und geben zu wenig Halt. Auch verblasste farbige Teile sollten radikal rausfliegen.
Schritt 2 führt mich jedenfalls in die Dessous-Abteilung des frisch renovierten Kaufhofs um die Ecke. Nach dem Umbau ist das Unterwäsche-Angebot gigantisch. Von verspielt bis sportlich, von rattenscharf sexy bis schlicht funktional, vom Set zum Schleuderpreis bis zum Slip für 50 Euro ist alles dabei. Tanga, Rio, String und die angesagten Hüftpants, hauchzarte Microfaser-BHs und dick gepolsterte Wonderbras mit Schleifchen, Perlen und Strass. Das Sortiment an Liebestötern und Oma-Miedern nimmt höchstens noch ein Zehntel der gesamten Fläche ein. Für meinen Lieblings-BH von Marie Jo (gibt es jede Saison in einer neuen Farbe) führt der Weg aber dann doch unausweichlich in die Lingerie-Boutique.
Ich habe versucht herauszufinden, wie viel Geld Frauen im Jahr für „Drunter-Fashion“ ausgeben, leider vergeblich. Auf dem Recherche-Trip ließen sich aber ein paar andere lustige Facts zum Thema sammeln. Here they are:
1. Laut einer GEWIS-Umfrage kaufen Frauen am liebsten Accessoires – die Dessous sind das Stiefkind und werden am wenigsten gern geshoppt.
2. Über 52 Prozent der Frauen haben grundsätzlich Probleme damit die richtige BH-Größe zu finden, 51 Prozent sind unzufrieden mit der Passform.
3. Junge Frauen sind mutiger bei Wäsche mit Mustern und erstehen diese bevorzugt bei einem günstigen schwedischen Moderiesen.
4. Angeblich putzt Desperate Housewive Eva Longoria am fröhlichsten in Unterwäsche. Naja, wer’s glauben möchte.
5. Nach Schnürmiedern, Korsetts und Krinolinen gefielen den Damen um 1870 besonders Tornüren. Sie formten einen verlängerten ausgebuchteten Steiß und beflügelten die erotischen Phantasien der Männer.
6. Während frau im 19. Jahrhundert rund 2,5 Kilo allein an Unterwäsche zu schleppen hatte, wiegt unsere heute kaum mehr als 100 Gramm. Damals wurde extra ein „Allgemeiner Verein für die Vereinfachung von Damenbekleidung“ gegründet – mit mäßigem Erfolg.
7. 1860 erfand die Firma Schiesser die erste Unterhose für den Herren. Frauen war das Tragen des Männlichkeitssymbols „Hose“ verboten.
8. Negligés machen Männer wild. 65% der deutschen Kerlen werden schwach, wenn Frau sich derart lecker präsentiert.
9. Während des US-Superbowls gab es als Pausenhäppchen einen Zusammenschnitt des Lingerie-Bowl zu sehen: Damen spielen Football in Unterwäsche.
9. In den 20er Jahren dienten BHs vor allem dem Plattdrücken des Busens, Hemdhosen kaschierten Hüftrundungen. Frauen sollten möglichst knabenhaft wirken. Hollywood und Marilyn brachten die Kehrtwende.
10. Die Forschungsgruppe "Mieder" hat 1500 Frauen vermessen und festgestellt: Körpergröße und Brustumfang der weiblichen Bevölkerung nehmen zu. Wurde 1983 noch zu 50% Körbchengröße A gekauft, sind es heute C und D. Wie viele Silikon-Beautys unter den Testpersonen waren, wird nicht verraten.
Mehr Dessous-Historie findet Ihr unter www.buestenhalter.com
Wirklich ein sehr schöner Artikel. Alle vorhandenen Daumen nach oben!
Mittlerweile gibt es eine Studie zu den jährlichen Ausgaben für Unterwäsche:
http://www.vogue.de/articles/dummy/rubrikfrei/–/2008/10/08/11411