Was macht Ihr eigentlich den lieben langen Schultag?

Kennen Sie das? Ihr Kind sitzt vor den Hausaufgaben und weiß nicht weiter. Woran liegt das? Kind = dumm, sagt der Lehrer stereotyp. Sie fragen andere Eltern nach deren Erfahrungen und hören allenthalben identische Berichte. Alle Kinder = dumm? Sehr unwahrscheinlich, würde ich sagen. Kennen Sie das? Am Vorabend eines Tests müssen Sie Ihrem Kind das notwendige Wissen vermitteln. Glück für Sie, wenn Sie dazu überhaupt in der Lage sind. Nur: Warum müssen Sie das tun? Werden dafür nicht Heerscharen von Pädagogen bezahlt? Sollen diese Fachleute nicht genau das leisten?

Erst gestern habe ich zu meiner Frau gesagt: "Komm, lass uns die Kids aus der Schule nehmen. Wir kaufen uns ein paar Bücher und unterrichten sie komplett selbst. In der Schule scheinen sie ja eh nicht vernünftig belehrt zu werden. Sparen wir uns die 32 Stunden und nutzen sie für einen effektiveren Hausunterricht." Meiner Frau gefror das Lächeln im Gesicht, denn so abwegig, wie es auf den ersten Blick klingt, ist das gar nicht. Und darin liegt das eigentlich Erschreckende.

Lehrer schaffen es offenbar nicht, den ihnen anvertrauten Kindern den Lehrstoff in einer Weise näher zu bringen, die dazu führt, dass die Kids sich den Stoff merken bzw. die Lösungsmethodik begreifen. Was machen die eigentlich den lieben langen Schultag? Wie kann es sein, dass ein Kind am Vorabend eines Tests sich im Grunde den gesamten Stoff zu Gemüte führen muss, als hätte es noch nie davon gehört? Wieso kann ein Kind seine Hausaufgaben nicht lösen, obwohl es ja wenige Stunden zuvor genau dieses Thema behandelt haben müsste?

Es wäre ja schön, wenn man wenigstens einen Konsens dahingehend erzielen könnte, dass die Methoden der Lehrer suboptimal zur Zielerreichung sind. Auf der Basis einer dann möglichen einvernehmlichen Lösung und daraus resultierenden Veränderungen könnte man sich danach gezielter diejenigen Lehrer vornehmen, die es nicht nur nicht schaffen, sondern die in der Perspektive des Schaffens auch keine Notwendigkeit sehen; sprich diejenigen Lehrer, die keinen Bock haben.

Die gibt es nicht? Mein Sohn erzählte gestern, dass er seiner Lehrerin eine Arbeit zurück gegeben hat, weil diese ihm etwas fälschlicherweise als falsch angestrichen hatte. Die Lehrerin änderte das zwar umstandslos, konnte sich aber nicht verkneifen, den Grund für ihren Fehler zu benennen. Sie hatte nämlich am Vorabend einer Geburtstagsfeier beigewohnt und die Arbeiten erst nach ihrer nächtlichen Rückkehr korrigiert…

Auch ein Klassiker: "Jetzt habe ich es verstanden, Papa. Herr Lehrer hat uns das noch nie so erklärt."

(Foto: www.pixelquelle.de / Fotograf: S. Hofschlaeger)

7 Meinungen

  1. Meine Oma weiß,was so eine Lehrerin den lieben langen Tag macht.Ihre Nachbarin nämlich hat zu ihrem Full-Time-Job auch noch Familie….Vor Schulbeginn bringt sie ihren Jüngsten zuerst in den Kindergarten,zufuß,weil Dackel Cäsar auch Auslauf braucht.Dann mutiert sie zu Deutschlands Super-Nanny,indem sie versucht,in ihrer Klasse Regeln einzuführen,an die sich keiner hält.Sie versucht es dann mit Disziplin und erhöht den Leistungsdruck.Wer sich zuhause NICHT an den Schreibtisch fesseln läßt,kassiert eine 5.Sie kann ja Französisch.Wozu erklären;schließlich gibt es gut bezahlten Nachhilfe-Unterricht am Nachmittag in diversen Lern-Studios.Mittags kocht für diese gestresste Frau die Mikro- und Nicht Wester-Welle….Keine Zeit für ein Privat-Leben:Zuerst fährt sie die Tochter in ein Tanz-Studio,in der Zwischenzeit schiebt sie Sohn und Einkaufswagen an den ungesunden Sachen im Supermarkt vorbei,um sich auf der Heimfahrt von Klara anhören zu müssen,sie sei jetzt alt genug,um an „You can dance“ teilzunehmen.Wozu quält sie sich seit 10 Jahren mit Klassischem Ballett ab?Termine wie Arztbesuche,Friseur…ect. sind morgen dran.Klausi fährt sie noch schnell zur Früh-Förderung,weil das Personal in dieser christlichen Kinderbetreuungs-Stätte auf Vorschul-Erziehung verzichtet.Sie ist auch Famlien-Schlichterin,wenn Klausi die große Schwester mit nervigen Computer-Spielen ärgert.Dann verbarrakiert sich Klara stundenlag im Badezimmer,um sich zu verschönern und in Ruhe mit ihrem Handy zu telefonieren.Nicht „nuhr“ mit ihrer besten Freundin….Der Feierabend dieser studierten Nachbarin besteht aus Vergeben von meistens schlechten Noten und Klagen dem Ehemann gegenüber,dass an allem die Eltern schuld seien….Auch eine Kollegin von der Grundschule meinte neulich,dass es unmöglich sei,die Hausaufgaben ihrer Schüler zu kontrollieren,wo es ausgerechnet in ihrer Klasse 10 Ausländer-Kinder gibt,die entweder alles falsch machen oder ohne Hausix sind.Ganz zu schweigen von mehreren Schülern,die unter einem Sydrom leiden,das sich Aufmerksamkeits-Defizit schimpft;dabei sind die meisten oft nur hyperaktiv oder unkonzentriert…..Meine Oma denkt sich manchmal,warum sich ihre Nachbarin das antut:Hat gestern ihren 40. Geburtstag gefeiert und sieht aus wie 60.Das alles für ein bisschen Selbst-Verwirklichung???Meine Oma ist eine Pragmatikerin ….Diese Frau sichert sich so ihre PENSION als BEAMTIN,die….“ist nämlisch noch sischer“…..und sie hat weder “ Silberne Löffel“ geklaut,noch schlägt sie Kinder.Auch nicht ihre eigenen.

  2. Zu dem Thema fällt mir ein Satz meines ehemaligen Lehrers ein: „Ich weiß, dass mein Unterricht scheiße ist, aber tut wenigstens so, als würdet ihr zuhören“. Sehr motivierend…

  3. Tilmann Dürring

    Ich bin Lehrer und Vater. Sozusagen mit beiden Ohren habe ich den blog-Eintrag gelesen.Er legt den Finger in die Wunde, versucht beim Namen zu nennen.Natürlich sind die Lehrmethoden, die wir Lehrer anwenden oftmals suboptimal – und glaub mir, ich kenne genügend Lehrer, die darunter leiden.Natürlich ist Hausunterricht, so er denn gelingt, individueller und somit was die im Text erwähnten Lernziele angeht wesentlich effektiver und effizienter.Nur: Beim Untericht zu Hause würden die sozialen Chancen wieder und noch ungerechter verteilt. (Professor vs. alleinerziehnde Mutter ohne Schulabschluss)und außerdem, sind wir doch ehrlich: Viele Eltern sind mehr als froh, dass ihre Kinder ihnen zumindest einen halben Tag lang nicht auf die Nerven gehen …Schule ist mehr als Lernen (manchmal für alle Beteiligten: leider, oft: zum Glück!). Tendenz steigend. Die Gründe müssten wir einmal länger und ausführlicher diskutieren …

  4. Das angesprochene Problem haben wohl sehr viele Eltern. Ich denke, dass die Misere damit zusammenhängt, dass viele Lehrerinnen und Lehrer ihren Beruf als Job verstehen und nicht als Berufung – und dies beeinflusst die Qualität der Arbeit.Den Lehrerberuf als Job anzusehen, der ein regelmäßiges Einkommen sichert und einem viel Ferien beschert, schein leider weit verbreitet zu sein – darunter müssen dann oftmals unsere Kinder leiden !Wohl dem, der diese Mißstände selbst erlebt hat und es vermag, die erforderlichen Konsequenzen daraus zu ziehen. Ich selbst bin froh, dass ich die Zeit habe und sie mir auch nehme, gemeinsam mit meinem Sohn die Lücken zu füllen, die er aus der Schule mit nach Hause bringt. Und ich bin froh darüber, dass ich aus meiner schulischen und universitären Zeit immer noch ausreichend Wissen in die heutige Zeit hinüber gerettet habe, um ihn fachlich inhaltlich unterstützen zu können.In der freien Wirtschaft und leider nur sehr schleppend auch im öffentlichen Dienst setzt sich zunehmend das Prinzip durch, dass Arbeitnehmer nach leistungsbezogenen Kriterien entlohnt werden. Dieses Verfahren sollte in viel stärkerem Maße und durchaus beschleunigt auch im Bildungsbereich Fuß fassen.Schließlich steht für mich eines fest: Schlechte Noten spiegeln nicht immer mangelnde Fähigkeiten des Schülers wider – sie sind mindestens ebenso häufig das Resultat der Unfähigkeit von Lehrern.Nur: Wenn der Lehrer fähig ist und nur ein Schüler schlecht, dann genügt es häufig, nur diesen einen Schüler zu unterstützen. Wenn die Schüler vielleicht alle gut sind und der Lehrer unfähig, leiden alle Schüler darunter. Personelle Konsequenzen hat das aber in der Regel nicht !

  5. Karin Fuchs-Gamböck

    Ich denke nicht, dass es an den Lehrern liegt, dass Schule in Deutschland einfach nicht funktioniert, sondern an einem völlig antiquierten Schulsystem, dessen qualitative Mängel und unglaubliche Ungerechtigkeit Deutschland ja in den Pisastudien und der Untersuchung des UN Inspektors bescheinigt wurden. Meine Tochter ist seit diesem Schuljahr von einer Ganztags-Grundschule auf ein bayerisches Gymnasium gewechselt und seither kämpfe ich mit dem Lehrplan des G8. Völlig unbezahlt darf ich praktisch meine gesamte Freizeit opfern, um einer eigentlich sehr guten Schülerin bei der Bewältigung eines unsinnigen Lehrplans zu helfen. Ja, Herr Petereit, Ihre Frage ist gut und extrem relevant: Warum müssen Eltern Zeit oder/und Geld für zusätzlichen Unterricht ihrer Kinder opfern, wenn es doch dafür bezahlte Pädagogen gibt? Und warum müssen wir das kostenlos tun, warum können wir die eingesetzte Zeit nicht zumindest steuerlich geltend machen? Hält mich der tägliche zeitliche Aufwand von bis zu 3 Stunden in den langen Wochen der Schulaufgabenvorbereitung doch davon ab, mich stärker meinem Beruf zu widmen und Gelder zu erwirtschaften, die wir dringend für das teure Großstadtleben benötigen. Klonen kann ich mich leider noch nicht und daher muss ich zusätzlich zum eigenen Einsatz für private Fremdbetreuung sorgen, was natürlich auch bezahlt werden muss. Kinderfremdbetreuung dürfen wir ja neuerdings steuerlich gelten machen; aber welcher Babysitter oder Nachhilfelehrer arbeitet schon auf Rechnung? Die als steuerliche Erleichterung für berufstätige Eltern gedachte Neuerung geht doch völlig an der Realität und am Bedarf vorbei. Wir brauchen endlich vernünftige Ganztagesschulen (9h bis 16h wäre sehr schön) mit rhythmisiertem Unterricht für alle Kinder und einem revolutionär umgestalteten Schulsystem: weg von der viel zu frühen Auslese, weg von den 45 minütigen Unterrichtsstunden und hin zu längeren Lerneinheiten, die es den Kindern erlauben, sich Wissen selbst zu erarbeiten; zeitgemässe und vor allem kindgerechte Schule; weg von einem antiquierten Lehrplan, der nur Frontalunterricht erlaubt, der wiederum dafür verantwortlich ist, dass die Kinder sich dann erst zuhause das eigentliche Wissen erarbeiten müssen, weil so in der Schule einfach nichts hängenbleiben kann. Eltern und vor allem Kindern fehlt es einfach an einer Lobby, um ihre Interessen durchzusetzen, was schlicht und einfach daran liegt, dass uns der Alltag mit Kindern zeitlich derart fordert, dass wiederum keine Zeit für ein politisches Engagement bleibt. Eine Lösung wäre es, hauptberuflichen Eltern- und Kindervertreter an jeder Schule, in jeder Gemeinde, im Schulreferat, im Rathaus einzusetzen. Ehrenamtliches Engagement reicht nicht aus, um ein Leben mit Kindern in einer tendenziell familienfeindlichen Gesellschaft in Zukunft besser zu gestalten.

  6. Meine Oma ist der Auffassung,dass das G8 „acht Jahre Gefängnis“ in einer reinen Pauk-Maschinerie bedeutet,die zeitminimal ein Wissen vermittelt,das dann unter dem Stress-Faktor von 45min und einem optimalen Kurzzeit-Gedächnis abrufbar sein muss.Vorgebene Lösungswege,die so ein/e gebeutelte/r Gymnasiast/in nachproduziert.Ihre Nachbarin holt sich aus Zeitmangel sogar ihre genormten Tests aus dem Internet.Selbst die Verteilung der Punkte ist dort genauestens festgelegt.Wehe es bricht ein Schüler aus diesem Norm-Gefängnis aus und wagt es,eigene Gedanken zu entwickeln.Das gibt dann bestenfalls 0 Punkte,weil solche Lösungsansätze im Schema nicht vorgesehen sind.Kritisches Gedankengut könnten so einen Beamten-Lehrkörper schwer aus der Ruhe bringen,vor allem aber aus seinem so übervollen LEHR-PLAN.

  7. .Ich stelle fest, dass zu dem Thema bislang keine abweichenden Meinungen vertreten werden. Das ist zwar einerseits schön, andererseits schließt sich daran die Frage an, warum nichts passiert, wenn doch alle der gleichen Auffassung sind. .In der Pflicht sehe ich hier ganz klar die Lehrer, die guten, engagierten, selbstkritischen Lehrer, die diesen Kampf von innen heraus führen müssen. Von außen kann zwar Unterstützung kommen und Druck aufgebaut werden, abschneiden müssen die Lehrer die alten Zöpfe jedoch selbst. .

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