Was ist der Kindergarten?

Der BDA fordert Ungewöhnliches. Um jedwede Schwelle abzubauen, soll das gesamte Angebot, anders als bisher, für die Eltern kostenfrei sein. Zunächst soll ein Vorschuljahr obligatorisch werden. Dieses wird dann mittelfristig durch einen verbindlichen Vorschullehrplan über drei Jahre ersetzt. Dabei soll eine Überprüfbarkeit des Bildungsauftrags möglich sein. Man will also offenbar Zeugnisse im Kindergarten, zumindest eine Abschlussprüfung eingeführt sehen.

Inhaltlich sollen die „Grundkompetenzen" in den Vordergrund der Bemühungen gerückt werden. Damit meint der BDA gezielte Sprachförderung, den ersten Umgang mit Zahlen, Relationen und Naturphänomenen, die Entwicklung der Grob- und Feinmotorik durch sportliche Aktivitäten sowie die Beschäftigung mit Musik und Kunst zur Förderung der Kreativität. Ein beachtliches Programm für die Kleinen…

Ein Bündel von Fragen und Anmerkungen ergibt sich:

Zunächst muss noch einmal deutlich gesagt werden, was offenbar niemand bislang verstanden hat: Ein Kindergarten ist KEINE Bildungseinrichtung. Ein Kindergarten ist eine soziale Einrichtung. Ist doch unbeachtlich, werden jetzt ein paar Oberschlaue sagen. Ist es aber nicht, denn ein ganz wesentlicher Punkt schließt daran an.

Erzieherinnen sind Sozialpädagoginnen auf Fachschulniveau. Sie sind mit mittlerem Schulabschluss und einer dreijährigen Ausbildung schon konzeptionell nicht in die Lage versetzt, einen Bildungsauftrag an kleinen Kindern zu verrichten. Im europäischen Ausland, welches natürlich schon seit längerer Zeit einen Fokus auf die frühkindliche Förderung gelegt hat, findet die Ausbildung des Kindergartenpersonals auf akademischem Niveau, in der Regel als Studium statt.

Soll im Kindergarten die Elementarbildung geleistet werden, wäre zumindest mal eine Qualifikation ähnlich der Grundschullehrer(innen) erforderlich. Denn letztlich wird hier nur etwas vorgezogen, was ansonsten die Grundschule zu leisten hätte.

Die rechtlichen Konstruktionen in der heutigen Kinderbetreuungslandschaft wären also in vielfältiger Hinsicht zu überprüfen und vor allem zu verändern. Die Finanzierungsfrage bleibt unklar, auch wenn der BDA die einfache Parole rausgibt, man könne das Geld an den Hochschulen sparen.

Führt man sich den massiven Kraftakt vor Augen, den eine Umstrukturierung des deutschen Kindergartenwesens erforderlich machte, stellt sich unweigerlich die wesentliche Frage: Wofür?

Wofür soll solches passieren? Damit wir die schulische Ausbildung um ein weiteres Jahr verkürzen können? Gehen Gymnasiasten dann nur noch 11 Jahre zur Schule? Und wenn es so wäre. Was dann? Was haben wir davon? Dann verkürzen wir noch die Studienzeiten dramatisch.

Am Ende haben wir jede Menge arbeitsloser Akademiker, die mit 18 ihr Diplom gemacht haben. Toll. Von denen, die nicht die gymnasiale Laufbahn gegangen sind und mit 12 ohne Ausbildungsplatz die Schule verlassen, ganz zu schweigen.

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