Was erwarten Sie von einem 50plus Hotel?

Bei näherem Hinsehen wurde mir dann jedoch ziemlich schnell klar, dass hier der Begriff 50plus ausschließlich zu Marketingzwecken gewählt wurde. Sucht man nach den Besonderheiten des Angebots erhält man Plattheiten, wie:

Alle Häuser sind sehr persönlich geführt und bieten Ihnen somit eine individuelle Betreuung, zuvorkommende Beratung und aufmerksamen, herzlichen Service. So werden beispielsweise persönliche Ernährungswünsche oder andere Vorlieben gerne berücksichtigt. Auch das Erledigen kleiner Besorgungen über die Rezeption und die Abholung vom nächsten öffentlichen Verkehrsmittel gehören zu den Zusatzleistungen der zertifizierten Hotels.

Diese „Besonderheiten“ erwarte ich ehrlich gesagt von jedem Hotel. Bei speziellen Angeboten für ältere Menschen sollten doch auch einige eher bauliche Besonderheiten, wie zum Beispiel Rollstuhlzugänglichkeit der gesamten Anlage, breitere Türen in den Zimmern, große Badezimmer mit bodengleichen Duschen etc. geboten werden. Davon ist jedoch nicht die Rede!

Ein Angebot also nur für diejenigen 50plus, die noch topfit auf den eigenen Beinen unterwegs sind und auch ansonsten keinerlei Unterstützung benötigen. Wozu aber dann spezielle 50plus-Hotels? Ich sehe nur für Singles einen sinnvollen Grund, ein solches Angebot zu buchen. Man darf wohl mit großer Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass man in diesen Hotels Gleichgesinnte / -altrige treffen wird.

Alles in allem aber eine Luftnummer. Das kommt davon, wenn Unternehmensberater zertifizieren….

8 Meinungen

  1. Na ja, es ist wohl schon ein Unterschied, ob ich ein 50plus-Hotel bewerbe oder ein Seniorenhotel.Wenn ich am Markt offensiv als Seniorenhotel auftreten will, dann weise ich ganz klar auf rollstuhlgerechte Zugänge und barrierefreie Einrichtungen hin. Mit der Gefahr, dass ich dann nicht die angepeilte Zielgruppe „Generation 50+“ erreiche, sondern wohl eher die echten Senioren, die sich mit dem Begriff des Seniors auch schon längst identifizieren und für sich selbst erkannt haben, dass sie erste körperliche Einschränkungen haben.Alle anderen werden sagen: „So alt (und so krank) bin ich doch noch gar nicht. Und womöglich sind dann im Urlaub nur alte Leute um mich herum…“Es stimmt schon, dass die Angebote der 50plus-Hotels nicht unbedingt außergewöhnlich sind, sondern eigentlich selbstverständlich sein sollten. Aber was spricht dagegen, derartige Selbstverständlichkeiten auch noch einmal nach außen hin zu kommunizieren? Was hilft es meinem Unternehmen, wenn es ganz toll ist, aber keiner weiß es?

  2. Na ja, es ist wohl schon ein Unterschied, ob ich ein 50plus-Hotel bewerbe oder ein Seniorenhotel.Wenn ich am Markt offensiv als Seniorenhotel auftreten will, dann weise ich ganz klar auf rollstuhlgerechte Zugänge und barrierefreie Einrichtungen hin. Mit der Gefahr, dass ich dann nicht die angepeilte Zielgruppe „Generation 50+“ erreiche, sondern wohl eher die echten Senioren, die sich mit dem Begriff des Seniors auch schon längst identifizieren und für sich selbst erkannt haben, dass sie erste körperliche Einschränkungen haben.Alle anderen werden sagen: „So alt (und so krank) bin ich doch noch gar nicht. Und womöglich sind dann im Urlaub nur alte Leute um mich herum…“Es stimmt schon, dass die Angebote der 50plus-Hotels nicht unbedingt außergewöhnlich sind, sondern eigentlich selbstverständlich sein sollten. Aber was spricht dagegen, derartige Selbstverständlichkeiten auch noch einmal nach außen hin zu kommunizieren? Was hilft es meinem Unternehmen, wenn es ganz toll ist, aber keiner weiß es?

  3. Dieter Petereit

    Hallo Marcus.Klar! Genau so gut hätte man allerdings Kind+-Hotels oder Komfort-für-Alle-Hotels dranschreiben können. Oder man hätte es als „Hotel, wie es sowieso sein sollte“ bezeichnet. Die Zielgruppenspezifik halte ich in diesem Fall für absolut daneben.Ansonsten hast Du natürlich allgemein BWL-mäßig Recht.

  4. Dieter Petereit

    Hallo Marcus.Klar! Genau so gut hätte man allerdings Kind+-Hotels oder Komfort-für-Alle-Hotels dranschreiben können. Oder man hätte es als „Hotel, wie es sowieso sein sollte“ bezeichnet. Die Zielgruppenspezifik halte ich in diesem Fall für absolut daneben.Ansonsten hast Du natürlich allgemein BWL-mäßig Recht.

  5. Hallo Mr. P.!Das, was Du forderst, nämlich die Beachtung spezieller baulicher Vorgaben usw., gibt es ja auch schon. Der DEHOGA hat vor mehr als einem Jahr eine Zielvereinbarung nach Behindertengleichstellungsgesetz abgeschlossen und klassifiziert seitdem Hotels in den Kategorien A,B,C,D und E – je nachdem, wie stark man sich baulich auf Behinderte Menschen eingestellt hat. Hotels der Kategorie A könnten dabei durchaus auch für den „normalen“ 50+-Reisenden interessant sein. Berücksichtigt werden dort nämlich eher leichte Einschränkungen. Alle anderen Kategorien gehen sicherlich zu weit – bis hin zu blinden Gästen.Was diesen Kategorien aber völlig fehlt, ist der Service. Was hilft es, wenn ich ein baulich wirklich gutes Haus habe, aber es fehlt an freundlichen Services?Jetzt könnten wir wieder argumentieren, dass guter Service ja sowieso selbstverständlich ist. Ist das tatsächlich so? Oder sollte man das den Gästen nicht auch sagen bzw. zeigen – zum Beispiel durch ein Merkmal / Qualitätssiegel wie „50+-Hotel“?Das ist sicherlich besser, als sich „barrierefreies“ Hotel zu nennen. Da vermutet doch manch ein „normaler“ Gast, dass es dort nur so von Rollstuhlfahrern, alten und behinderten Menschen wimmelt. Und das will man im Urlaub doch auch nicht. Wie schon an anderer Stelle gesagt: „So alt (und so krank) bin ich doch noch gar nicht. Und womöglich sind dann im Urlaub nur alte Leute um mich herum…“

  6. Hallo Mr. P.!Das, was Du forderst, nämlich die Beachtung spezieller baulicher Vorgaben usw., gibt es ja auch schon. Der DEHOGA hat vor mehr als einem Jahr eine Zielvereinbarung nach Behindertengleichstellungsgesetz abgeschlossen und klassifiziert seitdem Hotels in den Kategorien A,B,C,D und E – je nachdem, wie stark man sich baulich auf Behinderte Menschen eingestellt hat. Hotels der Kategorie A könnten dabei durchaus auch für den „normalen“ 50+-Reisenden interessant sein. Berücksichtigt werden dort nämlich eher leichte Einschränkungen. Alle anderen Kategorien gehen sicherlich zu weit – bis hin zu blinden Gästen.Was diesen Kategorien aber völlig fehlt, ist der Service. Was hilft es, wenn ich ein baulich wirklich gutes Haus habe, aber es fehlt an freundlichen Services?Jetzt könnten wir wieder argumentieren, dass guter Service ja sowieso selbstverständlich ist. Ist das tatsächlich so? Oder sollte man das den Gästen nicht auch sagen bzw. zeigen – zum Beispiel durch ein Merkmal / Qualitätssiegel wie „50+-Hotel“?Das ist sicherlich besser, als sich „barrierefreies“ Hotel zu nennen. Da vermutet doch manch ein „normaler“ Gast, dass es dort nur so von Rollstuhlfahrern, alten und behinderten Menschen wimmelt. Und das will man im Urlaub doch auch nicht. Wie schon an anderer Stelle gesagt: „So alt (und so krank) bin ich doch noch gar nicht. Und womöglich sind dann im Urlaub nur alte Leute um mich herum…“

  7. Dieter Petereit

    Natürlich gibt es Spezifikationen etc. Wir sind ja immerhin in Deutschland 😉 Ich kritisiere auch nicht, dass man sich in der Zielgruppe 50plus zu positionieren versucht. Das finde ich ja sogar richtig und gut.Ich sehe nur bei dem beschriebenen Angebot den Ansatz als frei aus der Luft gegriffen an.Was Deine Bedenken hinsichtlich der Frage „Sind dann da vielleicht nur Alte und Kranke um mich rum“ betrifft, gebe ich Dir allerdings völlig Recht.

  8. Dieter Petereit

    Natürlich gibt es Spezifikationen etc. Wir sind ja immerhin in Deutschland 😉 Ich kritisiere auch nicht, dass man sich in der Zielgruppe 50plus zu positionieren versucht. Das finde ich ja sogar richtig und gut.Ich sehe nur bei dem beschriebenen Angebot den Ansatz als frei aus der Luft gegriffen an.Was Deine Bedenken hinsichtlich der Frage „Sind dann da vielleicht nur Alte und Kranke um mich rum“ betrifft, gebe ich Dir allerdings völlig Recht.

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