Verbot des Füllers an bayrischen Schulen

Ganz so weit ist es noch nicht, ähnlich argumentiert die bayrische Regierung allerdings beim Thema Handys auf dem Schulhof. Auf das mobile Telefonieren müssen die bayrischen Schüler künftig verzichten. Das hat der bayrische Landtag beschlossen. Zwar dürfen Schüler das Handy mitführen, es jedoch nur in Notfällen benutzen. Erwischt ein Lehrer in den Pausen einen telefonierenden Schüler, dann darf er das Handy in Verwahrung nehmen.

Auslöser, und noch in unangenehmer Erinnerung, sind die Vorkommnisse an einer Hauptschule im Allgäu. Dort wurden bei einer Schulhofrazzia grausame und menschenverachtende Gewalt- und Pornovideos auf Schülerhandys gefunden.

Das ist natürlich abstoßend und muss dringend bekämpft werden. Überhaupt keine Frage. Aber das Handy als Grund für die Verbreitung von Gewalt- und Pornovideos?

Sicher, es ist _ein_ Medium, das zu tun. Aber es ist sicher nicht der Grund, warum das passiert. Es ist eine Auswirkung, nicht die Ursache. Auch Pickel kann man überschminken, es ändert aber nichts an den Pickeln. Interessant wäre zu wissen, ob und wie sich diese Entscheidung als ein Baustein in ein Gesamtkonzept, angefangen bei der Sensibilisierung der Eltern über Art und Inhalte der Pädagogik bis hin zu öffentlichen Aufklärungsaktionen.

Ich bin mir sicher, dass die Lehrerinnen und Lehrer an den Schulen hier sehr aktiv sind. Bei den medienwirksamen Aktionen der Politiker bleibt wieder mal der schale Beigeschmack von Aktionismus. Anstatt Medienkompetenz zu vermitteln, wird das Medium verboten. Anstatt die zugrundeliegenden Werte zu aktiverene, wird eine Randproblematik thematisiert. Und es wird erst mal, typisch deutsch, mit Generalverdacht, Gemeinschaftsstrafen und Regulierungen reagiert. Anstatt zu agieren.

Bleibt noch eine Frage: Dürfen Schüler mit Handys ohne Kamera, die damit ja auch keine Porno- und/oder Gewaltdarstellungen übertragen können, künftig in den Pausen doch telefonieren und simsen? Darum ging es ja offensichtlich…

Generös verzichtet der bayrische Kultusminister auf eine systematische Durchsuchung und Überprüfung der Schüler. Gut, dass der Füller doch noch nicht verboten ist. Werden halt wieder beschriebene Papierkugeln anstelle von SMS durchs Klassenzimmer fliegen.

Eine Kapitulation der Politik vor den Herausforderungen des digitallife?

Schreiben Sie Ihre Meinung

Ihre Email-Adresse wird Mehrere Felder wurden markiert *

*