Velour oder Velours? Auf das „s“ kommt es an

Mokkassis sind besonders bequem, wenn sie aus „Verlour“ sind – oder heißt es „Verlours“?Mit „Velours“ oder „Velour“ – die korrekte Schreibweise soll erst etwas später verraten werden – wird teils Widersprüchliches bezeichnet. Einmal ist Velours das französische Wort für Samt. Ein „v“ wie ein „w“ gesprochen, „ou“ in der Mitte und ein „s“ am Ende – das sieht ja schon ziemlich französisch aus.

„Velours“ oder „Velour“ ist flauschig-weich, nicht umsonst steigert man das Adjektiv „weich“ mit dem „haptisch-taktil-metaphorischen“ Kompositum „samtweich“, denn so ist Samt: weich. Aber komischerweise ist Velours auch die allgemeine Bezeichnung für raue oder geschmirgelte Oberflächen – also was denn nun? Rau, weich, geschmirgelt? Was auch immer, „Velour“ ohne „s“ ist es nicht. Die richtige Schreibweise lautet „Velours“, egal in welcher Bedeutung das Wort verwendet wird.

Ganz professionell im Sinne der Textiltechnik ausgedrückt, ist Velours eine durch Rauen einer Fläche entstandene gewinkelte Richtungslage als Faserschicht. Durch den Erfinder des Klettverschlusses, George de Mestral, hat es das Wort zu einem Neologismus gebracht, der sich an dem bösen Schreibfehler vorbei rettet: der Markenname „Velcro“, zusammengesetzt aus eben dem französischen Wort für Samt und dem für Haken, „crochet“.

Gesprochen gibt’s den Fehler nicht, das „s“ bleibt stumm

Bei manchen Wörtern, meistens sind es die zusammengesetzten, kann man sich über die Schreibweise gar nicht sicher sein, so oft findet man sie in Prospekten in falscher Schreibweise. Nur ein kleines „s“ mehr und alles wäre gut! Denn es gibt keine Regel, nach der das „s“ am Ende, etwa durch Bindung, getilgt werden könnte.

„Velour“ dürfen nur die bequemen Amerikaner und Engländer schreiben, die kennen den rauen Samt mit und ohne das berühmte französische „s“ am Ende. Fragen Sie in einem Geschäft ruhig nach Leder, Teppich, Vlies oder Tuft aus „Verlour“– und Sie werden schon das Richtige bekommen. Denn in der gesprochenen Sprache fehlt das „s“ immer – und da darf es das auch, anders als in der geschriebenen Sprache.

Foto: Fabien R. C. – Fotolia

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