US-Open: Wer gewinnt den Grand Slam bei den Herren?

Als Tennislaie könnte man bei Betrachtung der Statistiken aller Gewinner der vier großen Tennis-Turniere in den letzten fünf Jahren eine gewisse Langeweile im Herren-Tennis vermuten: Denn 17 der letzten 20 Grand Slams konnten entweder der Spanier Rafael Nadal oder Tennis-Gott Roger Federer für sich entscheiden, zwei weitere Titel ergatterte der neue Branchen-Primus und Spaßvogel der Tour Novak Djokovic. Und so scheint es auch in diesem Jahr unter Kennern ausgemacht, dass einer aus diesem Trio am Ende auf dem Center Court im New Yorker Stadtteil Queens triumphieren wird. Doch gerade diese Dominanz einiger weniger Spieler schafft in der Herren-Konkurrenz eine unglaubliche Leistungsdichte und Konstanz. Die Zuschauer dürfen sich also auf enge Matches, große Emotionen und spektakuläre Ballwechsel gefasst machen, wenn es im Arthur Ashe Stadium um ein Preisgeld von 1,8 Millionen Dollar geht. Und wer weiß, neben den Drei Großen lohnt sich auch der Blick auf den erweiterten Favoritenkreis, denn wo, wenn nicht im Land der unbegrenzten Möglichkeiten, sollte denn einer der jungen Wilden für eine Überraschung sorgen? Die US-Open 2011 – it must be love!
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US Open: Die Top 10

1

Novak Djokovic

Der Serbe hat das geschafft, was ihm eigentlich keiner so recht zugetraut hat: Er hat die schier endlos scheinende Finalticket-Buchung und Zweier-Dominanz von Rafael Nadal und Roger Federer durchbrochen. Bereits fünfmal konnte „Nole“ alleine in diesem Jahr den Spanier schlagen und ihn somit auch als Nummer 1 der Weltrangliste ablösen. Bereits vor vier Jahren schnupperte Kronprinz Djokovic Höhenluft am herrschenden Tennis-Paar, konnte sich damals aber noch nicht endgültig oben festsetzen. Wahrscheinlich, weil der Serbe zu beschäftigt damit war, Kollegen und Rivalen mit seinen gefürchteten Scherzen zu verägern, wie erst jüngst bei Maria Sharapova. Doch dank seiner herausragenden Saison hat er nun das Selbstvertrauen der beiden Konkurrenten, und die Selbstverständlichkeit für deren Finalticket-Einlösung endgültig zerstört. Nachdem er letztes Jahr noch in vier Sätzen an Nadal scheiterte, drücken wir dem Gute-Laune-Kind in diesem Jahr die Daumen für seinen ersten Sieg in Flushing Meadows.
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2

Rafael Nadal

Der Spanier, der vielen als einziger Name in den letzten Jahren für die Wachablösung Roger Federers galt, hat seine gefährlichste Waffe im Moment verloren: Das unbändige Selbstvertrauen ins eigene Spiel. Nicht nur wurde er in dieser Saison ein ums andere Mal von Djokovic geschlagen, sogar gegen einen Mardy Fish verlor er jüngst im Viertelfinale beim Masters in Cincinnati. Ein Paukenschlag, denn die heimische Kulisse Amerikas, die Fish im Spiel gegen Rafa extra pushte, wird auch bei den US-Open vorhanden sein. Es bleibt abzuwarten, ob Nadal sein gewohnt starkes Spiel wieder aufnehmen kann, oder ob der an Nummer zwei Gesetze noch die Wunden der vergangenen Niederlagen lecken muss.

3

Roger Federer

Roger Federer – der erfolgreichste Grand-Slam-Spieler aller Zeiten, der von allen Kritikern, Gegenspielern und Tennis-Legenden zum Beinahe-Gott erhobene Langzeitprimus – ist nicht mehr der unanfechtbare und mit Zaubertennis verzückende Dauerabonnent der US-Open. Nachdem er von 2004-2008 fünf Jahre in Folge den Titel erringen konnte, läuft es seit zwei Jahren einfach nicht mehr rund in seinem – nach Wimbledon – zweiten Wohnzimmer. Doch auch wenn so mancher über den langsamen Abschied des Schweizers, seiner nicht mehr vorhandenen Schnelligkeit oder gar einem Karriereende unkt, muss der Eidgenosse, alleine schon seiner Erfahrung wegen, zum ganz engen Favoritenkreis gezählt werden.

4

Die Stürmer und Dränger

Es gibt eine ganze Liste von (teilweise auch nicht mehr allzu) jungen Spielern, die sich lange im Schatten der großen Drei verstecken mussten, in der Saison 2011 aber stetig der Sonne entgegen traten:

  • Andy Murray ist seit langem eigentlich fester Bestandteil der Halbfinale. Auch wenn er noch nie eines der Grand Slam-Turniere gewinnen konnte, war es immer er, der jegliche Chance nutzte, zumindest Finalluft zu schnuppern und vorne mit dabei zu sein – einen verletzten Djokovic besiegte er erst diese Woche nach Aufgabe in Cincinnati. Auch bei den US-Open wird er wieder weit kommen, an Nummer vier ist er immerhin gesetzt.
  • Auch Gael Monfils ist immer für eine Überraschung gut, und konnte den Branchenprimus beim Masters fast zu Fall bringen. Genauso wie US-Amerikaner Mardy Fish und Publikumsliebling Jo-Wilfried Tsonga können diese drei immer wieder einmal weit nach vorne stoßen, und gerade beim amerikanischen Publikum durch kräftiges Anfeuern für die ein oder andere Überraschung sorgen.
  • Der Tscheche Thomas Berdych hat eine starke Saison vorzuweisen und konnte unter anderem Roger Federer schlagen. Dies gelang dem an Nummer 6 gesetzten Schweden Robin Söderling ebenso bei einigen Grand-Slam-Turnieren – Konkurrenz ist also genug vorhanden.

5

Und was machen die Deutschen?

Das deutsche Herren-Tennis-Aufgebot kann in der Setzliste nicht – wie gerade im Damen-Tennis geschehen – auf den ganz vorderen Plätzen mitmischen. Lediglich Florian Mayer ist als 26. des ATP-Rankings auf der Setzliste vertreten. Nach zuletzt starken Leistungen vom Augsburger Philipp Kohlschreiber können sich diese Beiden allerdings Hoffnungen machen, auch die zweite Turnierwoche noch aktiv mitzubestimmen.

Tipps und Hinweise

  • Die US-Open finden vom 29. August bis zum 11.September 2011 im USTA Billie Jean King National Tennis Center in Flushing, New York, statt.
  • Der die ATP-Rangliste anführende Serbe Novak Djokovic ist im US-Open Ranking ebenfalls als Nummer 1 gesetzt.
  • Eurosport wird die US-Open live ab Montag, den 29. August, übertragen.

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