Zum Leben, ob nun digital oder nicht, gehört das Rechtfertigen einfach dazu. Man kann nicht immer der Mehrheit angehören oder dem, was viele dafür halten. Und auch wenn man sich stets bemüht, nicht aufzufallen: Irgendwann erwischt es einen doch.
Als Besitzer eines Apple sowieso. Meist wird die passende Erklärung der anderen auch schon mitgeliefert: „Willst anders sein, ne?“ Nicht wirklich, aber solchen Leute widersprechen zu wollen ist absolute Zeitverschwendung.
Mit ungläubigem Staunen wurde oft quittiert, dass auf Macs was anderes als Windows läuft. Die nächste Frage: „Und was hast Du statt Word und Excel?“ Die konnte ich mit ein, zwei Klicks entkräften: Microsoft Office gibt es schon seit ewigen Jahren in einer eigenen Mac-Version. Mich erstaunt, dass man das heute noch immer erklären muss.
Die Hölle gefriert: Windows auf dem Mac
Aber jetzt kommt’s ja richtig dick: Windows auf dem Mac. Fast egal, welche PC-Zeitschrift man in der letzten Zeit in der Hand hatte, die Macs mit Intel-Prozessor waren drauf. Die c’t buhlte gar mit der provokanten Schlagzeile um Leser: „Mac – der bessere PC“. Kompletter Unsinn, der so im Artikel auch gar nicht behauptet wird. Aber der Platz am Kiosk ist begrenzt und da muss eine kräftige Überschrift her.
Ein Apple ist der letzte PC, bei dem Hardware, Betriebssystem und weite Teile der mitgelieferten Software aus einer Hand kommen. Zudem hat Apple bei seinem aktuellen Betriebssystem Mac OS X einfach mal mit der Vergangenheit komplett gebrochen. Nicht nur optisch, auch bis runter in den Kern ist das Betriebssystem komplett neu. Und die inzwischen fünfte Version mit dem Code- und Kosenamen „Tiger“ ist eine runde Sache.
Und weil Apple gerade noch einmal mit der Vergangenheit bricht und sich von den PowerPC-Chips verabschiedet und zu Intel greift, wird alles noch viel revolutionärer.
Zwei Lösungen im Angebot
Windows kann nun auf einem Mac installiert werden. Zwei Lösungen werden derzeit angeboten:
1. Boot Camp von Apple. Hier hat man die Möglichkeit, beim Start des Rechners zu entscheiden, welches Betriebssystem laufen soll. Nachteil: Will man ein Windows-Programm nutzen, muss der Rechner also neu gestartet werden. Vorteil: Windows kann uneingeschränkt auf die Hardware zugreifen.
2. Parallels Desktop. Die Software bringt Windows innerhalb eines Fensters von Mac OS X zum Laufen. Vorteil: Um Windows-Programme zu starten, kann der Rechner wie bisher weiterlaufen. Nachteil: Die Geschwindigkeit des Rechners wird wohl nicht so optimal genutzt wie bei Boot Camp.
Weitere Lösungen sind angekündigt, darunter auch Virtual PC von Microsoft, das derzeit nur auf PowerPC-Macs läuft.
Und was noch cooler wäre
Möglich wäre eventuell noch eine dritte Lösung: Ein Doppelklick genügt und das Programm startet innerhalb von Mac OS X, ob es nun für den Mac geschrieben ist oder für Windows oder für Linux. So etwas gibt es beispielsweise für Programme, die nur auf dem alten Mac-Betriebssystem laufen oder für Programme, die nur auf PowerPC-Macs laufen.
Was noch kommt
Anfang 2007 soll die nächste Version von Mac OS X namens „Leopard“ erscheinen. Und „Boot Camp“ soll ein Teil des Betriebssystems werden. In welcher Form und mit welchen Funktionen, ist noch offen.
Deshalb ist wichtig zu wissen: Sowohl Boot Camp als auch Parallels Desktop sind derzeit noch Vorabversionen und nicht fertig. Entsprechend funktioniert noch nicht alles so, wie es sollte. Beides ist wahrscheinlich schon jetzt geeignet, um es gelegentlich zu nutzen. Wer aber ernsthaft mit dem Gedanken spielt, sich einen Mac anzuschaffen und Windows-Software zu nutzen, sollte sich wohl eher bis Anfang 2007 gedulden.