Richtig: übersät!
Im Herbst ist der Boden übersät mit Blättern. Oder ist er übersäht? Ich sehe was, was Du nicht siehst, und das ist falsch! Denn das Säen hat rein gar Nichts mit dem Sehen zu tun, wird aber gern in einen Topf geworfen. Deswegen ist ´übersäht´ falsch.
Übersät kommt von Säen. Ein Grammatik Ausflug.
Dem Adjektiv ´übersät´ liegt das Verb ´Säen´ zugrunde, das zugehörige Nomen ist ´Säer, Säerin`. Und weil ich gerade bei der Grammatik bin, bietet es sich an, das Säen einmal kurz zu konjugieren:
- Säen
- Du säst
- Er/sie/ es sät
- Du sätest
- Gesät
- Säe!
Holländer zaaien. Ein Ausflug in die Geschichte des Säens.
Sprache ist ein komplexes Thema. Wann immer ein Wort geklärt werden soll, das mit einer traditionellen Tätigkeit zu tun hat, lohnt sich ein Ausflug in die Geschichte. Das Deutsche Wörterbuch, kurz DWB, ist die umfangreichste Sammlung von Wörtern seit dem 16. Jahrhundert und wurde von Niemand geringerem als Jakob und Wilhelm Grimm zusammengetragen. Eine schier unglaubliche Arbeit. Zu Recht darf man zu diesem Werk auch ´Der Grimm´ sagen…
Der Mensch ist seit der landwirtschaftlichen Revolution kein Jäger und Sammler mehr, sondern Ackerbauer. Dem Säen, Bestellen der Felder und Ernten kommt und kam also eine zentrale Bedeutung im täglichen Leben zu. Dies erklärt die Fülle an Wörtern und unterschiedlichen Variationen, die es zu diesem Vorgang gibt. Laut Grimm gibt es klare Zusammenhänge zwischen den unterschiedlichen Sprachen, was das ´Säen´ betrifft.
Das Lateinische ´Serere´ bedeutet Nichts anderes als pflanzen, aneinanderreihen, knüpfen. Bei den Gothen hieß es ´Saien´ und im Mittelenglischen ´Sowen´. Viele Formen sind im Mittelhochdeutschen nachgewiesen, zum Beispiel ´sæjen´, ´sægen´, ´sêgen´, ´sâgen´, ´saigen´, ´seigen´, ´saien´, ´seien´, ´sæn´, ´sæwen´, ´seuwen´ oder ´sæhen´. Man beachte die vorletzten zwei Variationen des Mittelhochdeutschen und vergleiche mit der mittelenglischen Form.
Während der Völkerwanderung sind zum Beispiel die elbgermanischen Langobarden durch Britannien gezogen. Das spätere Hochmittelalter war dann außerdem die Zeit der Kreuzzüge, so kam man dann auch in der Welt rum…
Eine Eselbrücke
Damit sich die richtige Schreibweise von Säen beziehungsweise ´übersät´ einprägt, eignen sich Eselsbrücken ganz gut. Wie wäre es mit „Säen ist nicht Sehen“!