Überfüllte Wartezimmer, mehr Aufgaben und Papierkram und eine sinkende Zahl von Arztpraxen – wegen dieser Probleme, die viele Patienten gut kennen, schlagen deutsche Kinder– und Jugendärzte jetzt Alarm. Sie kämen mit den Behandlungen nicht mehr hinterher. Das zumindest klagen die Mediziner. Egal ob auf dem Land oder in den Städten: Die Versorgung scheint allerorts unzureichend.
Weniger als fünf Minuten pro Kind
Während der Arzt das eine Kind untersucht, macht seine Helferin nebenbei schon Termine für den nächsten jungen Patienten. Behandeln, erklären und beruhigen macht der Kinderarzt mittlerweile im Akkord: Durchschnittlich haben Kinder– und Jugendärzte nicht einmal mehr fünf Minuten pro Kind. Ein Skandal! Pro Quartal kommen durchschnittlich 1500 junge Patienten auf einen Kinderarzt.
Entsprechend voll ist es im Wartezimmer. Es dauert, bis jeder einzelne drankommt, und trotzdem sind immer mehr junge Eltern froh, überhaupt einen Arzt gefunden zu haben, der ihnen noch einen Termin gibt. Eltern klagen über teilweise sechsmonatige Wartezeiten.
So schnell gibt es wohl keine Besserung
Was bislang nur für ländliche Regionen galt, hat nun auch die Städte erreicht. Der Verband der Kinderärzte warnt vor einem bundesweiten Versorgungsengpass. Denn: Obwohl seit ein paar Jahren mehr Babys geboren werden, gibt es nicht mehr Kinderarztpraxen. Zudem haben die Ärzte mehr Aufgaben bekommen: Vorsorgeuntersuchungen, neue Impfungen, psychische Erkrankungen der Kinder und auch pädagogische Hilfestellung sollen geleistet werden.
Doch einfach mehr Praxen zu öffnen geht nicht, denn es gibt eine Obergrenze für Arztpraxen. Die wurde allerdings vor mehr als 20 Jahren ermittelt und seitdem kaum geändert. Im Januar 2018 soll es jedoch ein neues Gutachten geben. Aber bis dieses etwas ändert heißt es für Eltern weiterhin: warten!