Der Smart, der auf Basis der Swatch-Idee von Nikolaus Hayek entstandene Kleinstwagen von DaimlerChrysler, kam mit einem hochinnovativen integrierten Gesamtkonzept auf den Markt. Querparken auf Parkplätzen (eine schon beim Fiat 500 beliebte Praktik) wie auf Zügen, die für längere Strecken genutzt werden sollten, spezielle Plätze in Parkhäusern und modulbasierte Variabilität des Fahrzeuges selbst waren nur einige der vielen Ideen, mit denen völlig neues Mobilitätskonzept verwirklicht werden sollte. Es hat die Zielgruppe ganz offensichtlich überfordert, obwohl die meisten Ideen schon zehn und mehr Jahre alt waren. Dass es in solchen Projekten auch immer um Egoismen und Politik zwischen den Partnern geht, in diesem Falle zwischen Hayek und DaimlerChrysler, ändert nichts am Scheitern der eigentlichen Idee in der Akzeptanz der Kunden. Es deutet im Gegenteil nur darauf hin, dass neben der Erkennung der Chance noch viele weitere Erfolgsvoraussetzungen geschaffen werden müssen.
Der VW Lupo, das erste Drei-Liter-Serien-Auto der Welt, wurde der Fahreröffentlichkeit bereits 1999 angeboten. Er wurde 2005 wegen Erfolglosigkeit ersatzlos eingestellt. Auch wenn es Konstruktions- und Kalkulationsfehler gab, letztlich wollten zu wenige Fahrer ein solch asketisches Auto haben. Die Hormone siegten über Innovation und Vernunft. Erst 2007 begannen die Autofahrer mehrheitlich umzudenken. Klimastudien mit dramatischen Prognosen lösten eine neue Vernunft aus. Plötzlich konnte sich eine Mehrheit vorstellen, aus Gründen des Klimaschutzes ein kleineres und schwächeres Auto zu fahren und Flugreisen zu reduzieren.
Zusammengefasst ist es empfehlenswert, die Aufnahmefähigkeit Ihrer Kunden für Innovationen nicht zu überschätzen und sie nicht durch die eigene Lust an großen Innovationssprüngen zu überfordern
Quellen:
1. Das ZukunftsRadar; Pero Mićić, 2. Auflage, 2007
2. Die fünf ZukunftsBrillen; Pero Mićić, 1. Auflage, Juli 2007
Ein sehr guter Beitrag. Bei uns im Handwerk trifft diese Einschätzung um so mehr.
Der Smart, mich wundert eigentlich grundsätzlich warum man immer noch an den Smart glaubt! Gut, steigende Benzinpreise sind natürlich ein Argument. Als nur Stadtfahrzeug könnte das Ganze noch durchgehen. Aber in der Stadt fährt man besser U-Bahn oder Taxi!
vielleicht ist es doch schicker mit drei kindern in einem minivan herum zu kutschieren, als mit zwei wasserkästen in einem smart- die stars machen es vor!was innovationen und neue trends angehen, so brauchen die sicher etwas mehr zeit um bis in die hintersten winkel der bevölkerung vor zu dringen; wie es so schön heißt: der mensch ist ein gewohnheitstier. allzu andersartig darf es nicht so plötzlich daherkommen, lieber tröpfchenweise…
Mir faellt dazu der sms dienst ein, der ja viel simpler und einfacher ist als beispielsweise MMS, aber trotzdem sich viel besser etabliert hat. Oft entscheiden einfach argumente wie einfachheit und usabillity viel mehr als innovation…
Ich glaub es sollte nicht darum gehen Innovationen vorsichtig einzusetzen sondern wichtig ist dass Innovationen einen deutlichen Mehrwert haben.Leichtere Bedienung, einfachere Funktionen, besseres Handling – alles wichtige Sachen.Aber nur neue Funktionen zu bieten um NEUES zu haben wird auf dauer nicht reichen.
Die meisten Innovationen haben dann Erfolg, wenn die gegenwärtigen Lebensumstände dazu passen.
Vielleicht ist dar SMART auch einfach nur zu früh dran – Autos sind immer noch mehr als ein simples Fortbewegungsmittel, sondern auch Statussymbol oder auch ein Mittel um eine Familie organisieren zu können. Für beides taugt das Fahrzeug zur Zeit nicht. Innovationen müssen halt auch immer den Nerv einer kritischen Masse treffen.
Dem Artikel kann ich nicht zustimmen. Ich war ein potentieller Smart-Käufer. Mich hat das Konzept voll überzeugt. Aber er war schlicht und einfach zu teuer. Was nützt die beste Innovation, wenn man dafür einen als durchschnittlicher Käufer unbezahlbaren hohen Preis bezahlen muss? Genauso wie bei den Elektroautos… wenn ich das richtig mitbekommen habe plant VW ein Elektroauto für 35.000 Euro. Vollkommen an der Realität vorbei, genauso wie viele andere „europäische Hersteller“. Hinzu kamen neben dem Smart damals auch die Benzinpreise, die damals einfach zu niedrig waren, um mit Kleinstwagen erfolgreich zu sein.
All das verhinderte den Erfolg vom Smart… und in meinen Augen nicht die „Überforderung der Kunden mit Innovationen“.
Das werden auch die neuen Elektroautos aus Fernost zeigen… wenn Innovationen zudem preiswert sind, dann haben sie auch Erfolg.
Das erste „solide“ Elektroauto für 9.999 Euro ist meins, und wird einen Erfolg wie damals der VW Käfer haben.
Es ging nicht um die Überforderung durch die Innovation am Auto selbst, denn abgesehen vom nötigen Downsizing der Ansprüche konnte dieses kaum überfordern. Ich meinte vielmehr die Überforderung mit dem gesamten Verkehrskonzept, das damit ursprünglich verbunden sein sollte. Zitat aus dem Artikel: „Querparken auf Parkplätzen (eine schon beim Fiat 500 beliebte Praktik) wie auf Zügen, die für längere Strecken genutzt werden sollten, spezielle Plätze in Parkhäusern und modulbasierte Variabilität des Fahrzeuges selbst waren nur einige der vielen Ideen, mit denen völlig neues Mobilitätskonzept verwirklicht werden sollte.“ Wenn man sich das damals vorgedachte Mobilitätskonzept RUND UM den Smart ansieht, war man in der Tat seiner Zeit und den meisten Menschen um einige Jahrzehnte voraus. Dass der Preis zu hoch war oder ist, ist in der Tat ein weiteres Hindernis. Aber da werden die „low cost cars“, wie etwa aus Indien, schon für eine Lösung sorgen.