The Beautiful Game

Wenn Deutschland heute Abend gegen Argentinien um den Einzug ins Halbfinale spielt, wird das ganze Land mitfiebern, ob in Biergärten, zu Hause vor dem Fernseher, im Stadion oder auf öffentlichen Plätzen. Dasselbe gilt für Argentinien, England und alle anderen Nationen, die noch vertreten sind. Doch nicht nur in den Ländern, die noch im Wettbewerb vertreten sind wird mitgefiebert, sondern weltweit. Fußball setzt Emotionen frei, wie kein anderer Sport weltweit – und das nicht nur in Zeiten einer Weltmeisterschaft.


Was macht Fußball zu DEM globalen Sport? Warum, mehr als bei jeder anderen Sportart, setzt Fußball solche Emotionen frei; ob in Paraguay, Dänemark oder Thailand?  Einige Antworten springen sofort ins Auge:


Fußball wird überall gespielt. Zur Zeit hat die FIFA mehr Mitglieder als die Vereinten Nationen. Die Regeln, die 1863 im Londoner Pub „Freemasons´Tavern“ aufgestellt wurden, bilden immer noch die Grundlage für das heutige Spiel (heute sind es 17 einheitliche Regeln). Auch braucht es nicht viel um das Spiel zu spielen, im Grunde genommen nur ein ballähnliches Objekt und etwas was die Tore markiert. Das funktioniert in Bhutan genauso wie in den Hinterhöfen von Castrop-Rauxel.


Auch hat der Fußball in den letzen Jahrzehnten eine große Veränderung durchlaufen, wie er in der Öffentlichkeit angenommen und repräsentiert wird.  Es ist „in“ ins Stadion zu gehen, die Business Seats und VIP-Logen bei den Vereinen sind oft über Jahre hinweg ausgebucht. Fußball ist salonfähig geworden und schon längst nicht mehr explizit das Spiel der Arbeiterklasse. Fußball ist Big Business und wird dementsprechend vermarktet.


Dabei können die Vermarkter auf eins zählen, zumindest bei den „eingefleischten“ Fans – Ihre Loyalität. Während ein unzufriedener Gast im Regelfall nicht ein zweites Mal in dasselbe Restaurant gehen wird, geschieht beim Fußball genau das Gegenteil. Man geht wieder hin. Egal was kommt. Als die Englischen Landesligamannschaften Exeter City und Carlisle United letztes Jahr aufeinander trafen, mussten die Auswärtsfans eine Strecke von insgesamt mehr als 1000 Kilometer auf sich nehmen. Es waren nicht wenige, die trotzdem ihren Verein unterstützten…


Betrachtet man das Phänomen Fußball und seine Fans von der semantischen Seite, mag vielleicht eher klar werden, wie viel mehr dahinter steckt. Das Wort „Fan“ leitet sich von „fanatisch“ ab, welches alles andere als positiv zu betrachten ist. Noch deutlicher wird es bei der Bezeichnung der italienischen Fans, der „Tifosi“, was so viel bedeutet wie „vom Typhus besessen“. Schwitzend, schreiend, krank. Diese Namen kommen nicht von ungefähr. Ist also Fußball wie eine Krankheit von der man besessen wird und man deswegen nicht mehr von ihr loskommt?


Hier gibt es natürlich keine richtige oder falsche Antwort. Ich denke allerdings, dass die Frage warum Fußball von so vielen als „The Beautiful Game“ gesehen wird,  von einem ganz wichtigen Faktor beeinflusst wird, der nur ganz selten erwähnt wird. Wie Nick Hornby schon in „Fever Pitch“ treffend erwähnte will der Fan nicht glücklich sein, sondern er leidet während eines Spiels. Und das ist beim Fußball der Regelfall. Während bei Sportarten wie Basketball oder Tennis im Grunde genommen kontinuierlich Dinge gelingen, ist  beim Fußball meistens genau das Gegenteil der Fall.


Das liegt vor allem daran, dass nur mit dem Fuß gespielt wird, welcher weitaus schwerer zu kontrollieren und einzusetzen ist als zum Beispiel unsere Hände. Und von daher verzückt es den Fußballfan, wenn der Ball von Ballkünstlern wie Zidane, Beckham oder auch dem besten Spieler des örtlichen Kreisligavereins, gestreichelt wird und die Flanke zentimetergenau den Kopf des Stürmers findet und der Ball sich im Netz wieder findet. Dieses ist eher die Seltenheit, meistens geht es eben schief. Und daher ist Fußball, ein bisschen wie das richtige Leben; meistens klappt es nicht so wie wir es uns vorstellen, doch wenn es dann einmal passiert, dann sind wir Feuer und Flamme und können unsere Emotionen kaum noch zügeln. 


Das ist es, was den Fußball so besonders und populär macht. Der Carlisle Fan wird auf jeden Fall wieder seinem Verein hinterher reisen, genauso wie der Schalker niemals seinen Verein wechseln wird. Ob die Fußballbegeisterung bei den WM-VIP’s, die tagtäglich in den Logen der WM weilen nach dem Wettbewerb immer noch so euphorisch sein wird steht auf einem anderen Blatt…
 
 

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