(Foto:PixelQuelle.de/ Vollmert – Schraube locker?)
Die Qualitätssicherung in der Medizin ist eine heikle Sache: "Wo gehobelt wird, fallen Späne", aber ein ärztlicher "Span" kann existenzielle Folgen haben. Für den Patienten können die Auswirkungen alptraumhaft bis tödlich enden und für den Arzt wird solch eine "Unachtsamkeit" im Extremstfall sogar den Entzug der Approbation bedeuten – was zumindest seinen beruflichen Tod darstellt. Dementsprechend lange werden Fehler geleugnet, abgewehrt und vertuscht. Laut einem Bericht des Robert-Koch-Instituts versuchen bis zu 40.000 Patienten im Jahr, sich Kunstfehler auf dem Gerichtsweg bestätigen zu lassen, um zumindest Schadenersatzansprüche geltendmachen zu können. Da aber, um weiter im Volksmund zu sprechen, „keine Krähe der anderen ein Auge aushackt", sind oft endlose Gutachterkriege die Folge.
Klar, dass sich Arzt und Patient solche Schlachten nach Möglichkeit lieber ersparen und was liegt da näher, als zunächst die Ursachen des Übels zu bekämpfen? Damit sich vermeidbare Behandlungsfehler nicht endlos wiederholen, ist eine Kommunikation unter den „Übeltätern" nützlich. Wie so etwas gemacht wird, läßt sich gut in anderen Branchen oder Ländern abschauen. In der Pilotenausbildung gehört das Fehler-Reporting bereits zum Lehrplan und im Schweizer Gesundheitswesen wird es ebenfalls erfolgreich eingesetzt. Das Eidgenössische Critical Incident-Formular (CIRS) sieht dann so aus: [CIRS-Demo]
An diesen Vorbildern haben sich die Macher des deutschen „Fehlerberichts- und Lernsystems für Hausarztpraxen" [www.jeder-fehler-zaehlt.de] orientiert und bieten so eine anonyme Austauschplattform für Mediziner an. Dieses freiwillige Qualitätssicherungsinstrument wird vom allgemeinmedizinischen Institut der Universität Frankfurt a.Main, in Zusammenarbeit mit dem Aktionsbündnis Patientensicherheit e.V. betrieben. Neben einem Berichtsformular [Fehler eingeben…] und einer umfangreichen Fehlerdatenbank, findet sich auf der Website auch ein Diskussionsforum und die Rubriken „Fehler der Woche/des Monats". Nicht nur für Medizinvoyeure interessant…
Dieses freiwillige Dokumentationssystem ist ein erster Schritt in Richtung Transparenz, um so mehr wundert es mich, dass keine öffentlich einsehbaren Rankings für unsere Krankenhäuser existieren. Es wäre doch sehr nützlich für den Patienten, wenn er sich für eine OP die Klinik aussuchen könnte, die den benötigten Eingriff statistisch am erfolgreichsten durchführt? Die notwendigen Daten für solche „Top of the Pops" liegen den Krankenkassen vor, es fehlt letztlich nur der Wille zur Veröffentlichung und damit zum Wettbewerb.
Wenn aber die Krankenkassen als Leistungsträger/Kunden kein Interesse am Wettbewerb unter den Krankenhäusern/Anbietern zeigen, was läuft denn dann falsch im System? Hallo?
Die Chefarztfrau
Ärzte gelten in Deutschland noch immer als Engel in Weiß. Mit der konsequenz, dass solche Ärzte, die einen Fehler unterlief, gefallene Engel sind, die dann auch gleich Luzifer Gesellschaft leisten können. Auch die Ärzte selbst sind da nicht unschuldig. Denn selbstverliebt wie der Stand ist, duldet er niemanden, der das Nest beschmutzen könnte. Allerdings sieht es doch so aus, als würde langsam Bewegung ins System kommen (Stichwort: Stärkung des Hausarztes). Da sind Projekte wie das Beschriebene sicher ein Schritt in die richtige Richtung. Mal sehen ob ich meinen Arzt auch in der Datenbank finde…
@Claudius,irgendwie erzieht man sich seine Ärzte ja selber. Die „Götter in Weiß“ sind auch das Produkt einer seltsamen Haltung ihrer Patienten. Wer pateranalistische Führung erwartet, bekommt die eben, leider! Allerdings ist da doch Einiges in Bewegung geraten. Auch Ärzte fühlen sich von solchen „Heilsprojektionen“ überfordert, wenn sie die nicht mehr erfüllen mögen, springen leider allerlei Scharlatane in die Breche.Soweit zum Arzt-Patientenverhältnis, ein ganz anderes Problem ist die Durchsetzung von Qualitätsmanagementsystemen in den Krankenhäusern. Ich kenne die QMS-Problematik aus Industrie und Wirtschaft. Da leistet vornehmlich die mittlere Führungsebene erbitterten Wiederstand gegen die Einführung umfassender Dokumentation ihrer Tätigkeiten. Die Argumente sind ganz ähnliche wie im Gesundheitswesen: Zuviel Administration, keine Zeit, Papierkram usw…. Die wahren Motive sind dort aber eher: „Wenn ich aufschreibe was ich tue, dann kann das ja jeder!“ oder „Nachher bin ich noch dafür verantwortlich?“.QMS-Systeme sind aber zur Kosten- und Fehlervermeidung ein unerlässliches Werkzeug. Vor allem systemimmanente Fehlerquellen lassen sich mit ihnen sehr schnell beheben. Für solche modernen Methoden braucht es allerdings zunächst eine „Kultur des Irrtums“, d.h. ein Fehler muss als Chance zur Verbesserung der eigenen Leistung genutzt werden können und nicht zum Anlass für Sanktionen und persönliche Herabsetzung werden.
Ich stimme dir voll und ganz zu! Insbesondere, was das Patienten-Arzt Verhältnis angeht. Allerdings liegt es in der Natur der Sache, dass Ärzte noch größere Hemmungen haben, ihre Fehler zu dokumentieren. Denn ganz schnell geht es bei Ärzten nicht mehr um wirtschaftliche Nachteile, die aus Fehlern entstehen, sondern dramatisch gesagt um Leben und Tod. Viele medizinische Kunstfehler sind nur schwer wieder ‚gut‘ zu machen. Die Hemmungen eines Arztes werden deshalb noch ungleich höher sein als die einer Führungskraft in der Wirtschaft.
Per Definition ist eine „Verantwortliche Tätigkeit“ eine für deren Konsequenzen man eben die Verantwortung trägt, d.h. ökonomisch oder juristisch zur Verantwortung gezogen werden kann. Wer diese Folgen zu umgehen sucht, muss von solchen Aufgaben „befreit“ werden!. Solches grob fahrlässiges Fehlverhalten, also damit auch strafrechtlich relevant, ist aber sicher die Ausnahme im KH! Viel gefährlicher ist es, wenn organisatorische Umstände zu „suboptimalen“ Verfahren zwingen!
aerztlichepraxis.deDie Brucker-Biofeedback-Methode wird zur Behandlung von Patienten mit Schädigungen des Gehirns oder des Rückenmarks eingesetztZNS-Schädigungen erfolgreich therapierenMit der Brucker-Biofeedback-Methode (BBFM) werden Patienten mit Steuerungsstörungen der Muskulatur wie schwache Rumpfkontrolle, Gangstörung, Spastik und Koordinationsschwäche behandelt.Verloren geglaubte Bewegungen können mit einer speziellen Lerntechnik wiedererlernt werden. Foto: Orthozentrum München 21.08.06 – Dazu gehören Schädigungen im zentralen Nervensystem, beispielsweise nach Schlaganfall, Querschnittlähmung, Schädel-HirnTrauma oder Infantiler Cerebralparese (ICP), einer Bewegungsstörung aufgrund frühkindlicher Hirnschädigungen. Bisher galt die Meinung, dass eine Schädigung des zentralen Nervensystems nach einer gewissen Zeit nicht mehr zu bessern sei. Sowohl in wissenschaftlichen Studien als auch durch mehrjährige Erfahrung im Orthozentrum München (Kontakt unter Tel.: [0 89] 62 11-20 71) ist inzwischen belegt, dass durch die Lerntechnik des neuromuskulären Brucker-Biofeedbacks für immer verloren geglaubte Bewegungen wiedererlernt werden können.Über ein speziell entwickeltes Computerprogramm werden selbst geringste Signale vom Gehirn zum Muskel auf einem Bildschirm sichtbar gemacht. Der Patient, vom Kleinkind bis ins hohe Alter, lernt über diese Rückmeldung (= feedback), seine Muskulatur wieder gezielt einzusetzen. Dabei übernehmen nicht geschädigte Gehirnzellen die Aufgaben zerstörter Zellen. „Es ist, als ob unser Gehirn auf die Jagd nach intakten Nerven ginge“, so Prof. Bernard Brucker, Begründer der gleichnamigen Methode.Die Lerntheorie basiert auf Versuch und IrrtumEin Therapieblock der Brucker-Biofeedback-Methode dauert durchschnittlich 15 Behandlungen, die ambulant durchgeführt werden. Danach muss intensiv physiotherapeutisch geübt werden, um das erreichte Steuerungssignal vom zentralen Nervensystem (ZNS) zum Muskel in funktionelle Bewegung umsetzen zu können. Durch die BBFM schafft man oft erst die zwingende Voraussetzung für eine Bewegung, sie kann aber ein nachfolgendes Muskelaufbautraining nicht ersetzen.Das sonst allgemein bekannte Biofeedback wird häufig bei Inkontinenzbeschwerden, Migräne, Tinnitus oder zu hohem Blutdruck angewendet. Aber auch in der Psychotherapie findet Biofeedback seit Jahren immer mehr Anerkennung und Einsatz bei Stressbewältigung, Phobiebehandlung, Angst- und Schlafstörungen oder Panikattacken. Die der Brucker-Biofeedback-Methode zugrunde liegende Lerntheorie ist auch als „Versuch und Irrtum – Lernen“ oder „operantes Konditionieren“ bekannt. Mit den ersten Forschungen haben Wissenschaftler Anfang der 1960er Jahre in den USA begonnen, seit 1980 ist die Methode dort als Therapie anerkannt. 2002 wurde sie vom Orthozentrum München als erste Fachklinik in Europa übernommen.
Kunstfehler bedeutet, daß er bereits passiert ist. Zu spät also. Der Kunstfehler beginnt bereits mit der Gefährlichsten aller Krankheiten, der Diagnose. Und das Unheil nimmt seinen Lauf.Um das zu vermeiden sind, ausser den Göttern in Weiß, auch die Patienten gefragt. Zum Beispiel durch das Einholen einer zweiten Meinung.Viele Kunstfehler sind auch dadurch zurückzuführen, daß Ärzte nicht gewohnt sind über ihren eigenen Horizont hinauszudenken und sich weigern mit Fachfremden Ärzten Zusammenzuarbeiten. Sei es aus Bequemlichkeit, Unwissenheit, Sturheit oder Eitelkeit.Und schon ist es passiert. Das zu ändern sollte an dieser Stelle Absoluten Vorrang haben. Allein schon um in Zukunft Fehldiagnosen zu vermeiden.
Liebe LeserDann darf ich mal auf meine Seite verweisen.Gutachterlich bewiesener Behandlungsfehler … und den Rest kennen alle …. Versicherung will sich raus kaufen.Für Hilfe, Tipps oder Ratschläge bin ich dankbar.Gruss aus Wien
Mir ist es kürzlich passiert, dass mich ein Arzt nach der OP in den Senkel stellte wegen eines Fehlers, der seinem Team unterlaufen ist (was mich letztendlich dazu brachte, über dieses Thema öffentlich zu schreiben). Qualitätssicherung und Transparenz wären zwei wichtige Fortschritte. Insofern habe ich gern einen Trackback zu diesem Artikel hier gelegt, schade, dass er nicht anzukommen scheint.
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