Spieltag zwei, Alltag ist dabei

Das Schöne an der Sache ist, dass der Alltag sich alles andere als grau und grisselig präsentiert, z.B. in Anbetracht fehlender Sonnenstunden oder Punkte. Zu groß ist die Strahlkraft der WM, WM, WM, von der WIR (wer ist wir?) immer noch profitieren. Und außerdem läuft es doch ganz gut. Tabellenführer Nürnberg genießt wohlverdient aber wohl eher kurzfristig viel Ehre als Liga-Primus, allein die fantastischen Bremer und – vielleicht anders als erwartet – auch die Bayern haben noch eine blütenweiße Weste. Schalke, Hamburg, sichere Distanz, bloß nicht zu viele Aufmüpfige.

Hertha ist für mich auf Grund seiner wenig attraktiven Spielweise zwar nicht unbedingt der Sympathieträger der Liga, sollte aber als Hauptstadtklub einfach viel erfolgreicher sein. Nicht regelmäßig im UEFA-Cup gegen unbekannte und eigentlich schwächere Teams die Segel streichen. Da tut so ein 4:0 wie gegen Hannover natürlich gut. Um unken zu wollen: Die Bochumer haben genau wie Aachen ihre Position wohl schon gefunden. Das Leistungsniveau dieser Teams ist im Vergleich zur aktuellen Hannoverschen Schwäche wohl keine Zeiterscheinung, sondern blanke Realität. Aber noch ist ja nichts verloren.

Bei Dortmunds Pienaar und Werders Diego zeigt sich außerdem, wie unterschiedlich Neuzugänge die Erwartungen erfüllen. Und dass die Stärke des Einschlags eines solchen Spielers extrem von Mannschaftsgefüge, Spielplan und auch vom Zufall beeinflusst werden kann. So ein Spieler wie Diego – ok, das ist jetzt ein kleines Vorurteil – so ein verspielter, kampfstarker, wendiger Typ mit grandioser Technik und Zug zum Tor, hat doch meist nur eine Schwäche: die eigene Lustlosigkeit, wenn er ständig nur auf die Socken bekommt oder die erste Aktion misslingt. Das ist jedoch nicht passiert – Diego flankt, trickst und trifft, und nicht nur die Bremer schnalzen begeistert mit der Zunge. Klaus Allofs warnt inzwischen schon vor allzu großer Begeisterung.

Das sieht beim ebenfalls mit vielen Hoffnungen erwarteteten Pienaar im Moment noch anders aus. Kein Wunder. Mit einem 1:1 beim Heimauftakt hat noch kein Spieler die Fans auf seine Seite gezogen, nachdem schon das erste Spiel mit 0:2 verloren ging. Der Südafrikaner hat zwar gegen Mainz die Vorarbeit zu Amedicks Treffer geleistet, doch in diesem ergebnisorientierten Spiel ist das noch zu wenig. Viel war von den Dortmundern erwartet worden, schon jetzt scheinen sie die aus den letzten Jahren bekannten kleineren Brötchen backen zu müssen. Aber mit Tinga ist ja der nächste Hoffnungsträger schon da – mal sehen, wie er einschlägt. Nationalstürmer Podolski dürfte sich ebenfalls ein wenig mehr Einsatzzeit gewünscht haben. An der Isar genießt Santa Cruz das Vertrauen des Trainers, der bisher als Goalgetter eher wenig in Erscheinung getretene "Spielmacher". Und solange das Team ohne einen Spieler wie Diego den abgewanderten Ballack ersetzen kann, sind das in München auch Luxusprobleme.

Nächste Woche geht es jedenfalls weiter. Mit einem Freitagsspiel zwischen Schalke und Bremen. Mit einem Duell zwischen den Bayern und dem Tabellenführer aus Nürnberg. Mit einem HSV, der am Mittwoch hoffentlich die Champions League Quali gegen Osasuna klar macht (Hinspiel 0:0) und danach am Sonntag auf die Hertha trifft, die ihrerseits hoffentlich ins internationale Geschäft einzieht: Am Donnerstag steigt das Rückspiel der 2. Qualifikationsrunde bei Ameri Tiflis (Hinspiel 1:0 für Hertha). Von wegen grauer Alltag.

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Eine Meinung

  1. „Tabellenführer Nürnberg genießt wohlverdient aber wohl eher kurzfristig viel Ehre als Liga-Primus…“Tja, doch wohl nicht so kurzfristig, was? Is das hier eigentlich ein HSV-Blog?

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