Wir stehen auf dem ehemaligen Gelände der Rinderschlachthalle im Karolinenviertel Hamburgs. Hier tummeln sich Restaurantbetreiber, Musiklabels, Agenturen und Kunstschaffende. Die ungewöhnlichsten Mieter jedoch dürften die Schlumper sein. 24 Künstler mit unterschiedlichen Behinderungen, die Kunst produzieren und dafür bezahlt werden.
Helge Thiers, Anja Makrusksa, Magid Adjane von den Schlumpern
Steffi Wiesner, die Autistin, hält sich den Spiegel vor die Nase. Ihr blankes Messer strähnt ihr blondes Haar. Heute, so erfahren wir,ist sie ausgesprochen gut gelaunt. Stumm streicht sie durch’s Atelier und spiegelt sich unablässig in Blankem. Manchmal malt sie „ausgesprochen gute Bilder“, wie Rolf Laute, der künstlerische Leiter des Projekts Schlumper, meint.
Inspirationen
Nein, keiner arbeitet hier durchgängig. Auch Künstler mit Behinderung haben Schaffenskrisen oder einfach mal keine Lust. Darin unterscheidensie sich nicht von den so genannten normalen Künstlern. Und auch der Schaffensprozess ist von Künstler zu Künstler verschieden. Manche malen akribisch über Wochen an einem Bild und andere produzieren 10 Blätter am Tag.
Bernhard Krebs an: Tratsch im Treppenaus
Bernhard Krebs: Jungfrau mit Kind
So wie der Asiat Tongtad Mahasuwan zum Beispiel. Der Boden, die Wände, alles ist bedeckt mit Farbspritzern. Obwohl Tongtad den Actionpainter Jackson Pollock nicht kennt, hat sein Stil viel mit dem des großen Künstlers gemeinsam. Ungesteuert und mit Unmengen von Farben füllen sich Untergründe schnell und wild.
Actionpainter Tongtad Mahasuwan
Niemand bekommt hier etwas vorgesetzt oder beigebracht. Keine Themen, keine Übungen. Obwohl die Betreuenden allesamt selbst Kunstschaffende sind. Doch die Schlumper sollen so bleiben wie sie sind: „authentisch“.
Janika Roth und Host Wäßle, der am liebsten nackte Frauen oder Fahrräder malt …
Wie die Bilder von Werner Voigt, einer der ersten Schlumper und „Ruhmbegründer“. Der Maler entwickelte einen Typen, der auf fast allen seinen Bildern eine Rolle spielt. Mit lachendem Mund und riesigen Ohren. Sein früheres hartes Leben in den Alsterdorfer Anstalten hält Voigt in riesigen religiös adaptierten Bildern fest. „Ich habe drei Berufe“, so Voigt, „Herrenschneider, Damenschneiderin und Kunstmaler. Mal sehen, was Gott noch mit mir vorhat.“
Solche Begabungen nicht am Fließband einer Behindertenwerkstatt verkommen zu lassen, hat sich Rolf Laute und das Team um Frauke Hraba-Rau vom Verein „Freunde der Schlumper“ zur Aufgabe gemacht. „Fließbandarbeit“, so Rolf Laute, „macht vielen Menschen mit Behinderung Spaß. Damit wird ihr Tag gegliedert. Es gibt aber auch welche, die das nicht gut finden. Das sind meistens diejenigen, die künstlerisch begabt sind. Diesen Leuten wollen wir die Möglichkeit geben, hier ihren Platz zu finden. Sie bekommen einen Lohn, sind sozial- und krankenversichert, wie Angestellte eben. Es sind sozusagen angestellte freischaffende Künstler!“
Frauke Hraba-Rau und der künstlerische Leiter Rolf Laute
Demnächst wollen Laute und Hraba-Rau einen Ort finden, der sich als Museum und ständiger Ausstellungsort der Schlumpersammlung eignet. Ein in Europa einmaliges Projekt. Das hamburgblog wünscht den Beiden, dass dieser Traum in Erfüllung geht.
Galerie Schlumper, Neuen Kamp 30, Hamburg:
Öffnungszeiten für alle Kunstliebhaber und Interessierte Mi.-Fr. 16-19 Uhr, Sa 11-17 Uhr.
Das ist doch mal eine super Sache. Ein Hoch auf „The Schlumpers“! Weiter so!
Kunst im GesprächAm Sonntag, dem 5.11.2006 um 18 Uhr:Der Schlumper Künstler Uwe Bender und Rolf Laute, der Leiter der Schlumper, kommen zum Gespräch.Musik: Klaus Roemer, SaxophonEine Veranstaltung in der Reihe „Gedankengänge“Sonntag, 5. November 18 UhrSt. Johanniskirche Altona Max-Brauer-Allee / Ecke Sternbrücke
Am 24.05.2007 liest Erwin Riess um 20 Uhr bei den Schlumpern aus seinem Roman „Der letzte Wunsch des Don Pasquale“.
Das ist ein interessantes Projekt. Ich habe bislang nichts von den Schlumpern gehört, jedoch würde unterstütze ich solche Projekte. Die Galerie auf http://www.schlumper.de/ sieht gut aus. Die leisten da verdammt gute Arbeit.
Liebe Leute,
Ich möchte Euch gerne erzählen, wie die diesjährige Reha-Care Messe die im Oktober 07 statt fand für mich verlaufen ist.
Das war nicht meine erste Ausstellung auf der Messe, aber das war in diesem Jahr etwas Anders für mich.
In meiner neuen Wohnung habe ich unten im Keller einen Raum für mich, den ich als mein persönliches Atelier nutzen kann. Da ich diesen Raum erst einen Monat vor der Messe zur Verfügung bekam, war es für mich fast ein Jahr lang nicht möglich zu malen. Ab diesen Zeitpunkt jedoch, wo ich meinen neuen Raum nutzen durfte, habe ich jeden Abend sehr hart gearbeitet. Aufgrund meiner Behinderung bin ich auf fremde Hilfe angewiesen und es wird wahrscheinlich mein Leben lang so sein, ich bemühte mich jedoch mein Atelier so zu gestalten, dass ich möglichst alles alleine machen kann. Ich glaube, es ist mir sehr gut gelungen und es ist einfach ein sehr gutes Gefühl der Unabhängigkeit. Da ich, wie gesagt, fast ein Jahr nicht malen konnte, hatte ich sehr viele neue Ideen im Kopf. Auf einmal kamen mir auch neue Techniken, mit welchen ich malen konnte und es war für mich eine neue Erfahrung. Für mich ist das Malen sehr wichtig, es ist eine Chance sich mitzuteilen und über meine Gefühlswelt zu sprechen. Ich habe mir auch immer wieder Gedanken gemacht, wie öffne ich z.B. ein Glas Farbe ohne Hilfe der Assistenz. Es bereichert mich zu wissen, dass ich vieles ohne fremde Hilfe schaffen kann. Dieses Gefühl zu wissen, das ich unabhängiger werde, dass ich für mich neue Kompetenzräume entdecke, sie mir zugestehe und vieles wage, das alles ist einfach unbeschreiblich für einen Menschen wie ich, der von einer Behinderung betroffen ist. Es fühlt sich wie Freiheit, Glück, Licht und Wärme an.
Auf der Messe habe ich einige Bilder verkauft, es war ein gutes Gefühl zu sehen
das ich mit meinen Bildern erfolg haben kann. Die Bilder zumalen ist harte Arbeit aber ich habe spaß daran und es ist sehr gutes Gefühl das sich andere Menschen an meinen Bildern
erfreuen. Ich kämpfe für mich und für mein Leben ich tue das was jeder tun sollte.