Ehen werden immer später geschlossen und auch wieder geschieden – und nur allzu oft sind „Scheidungskinder“ gar nicht mehr also solche zu bezeichnen, weil sie schon volljährig oder auch über 20 sind. Die Anzahl erwachsener Scheidungskinder steigt rasant: In welchem Maße das geschieht, wird allerdings nicht erfasst, da nur minderjährige Kinder in die Scheidungsstatistik eingehen. Vermutlich wird allgemein davon ausgegangen, dass eine Trennung der Eltern für junge Erwachsene nicht so schlimm ist – in der Öffentlichkeit findet das Thema jedenfalls kaum Beachtung. Davon kann überaus häufig jedoch nicht die Rede sein: So dachten viele junge Erwachsene ihr Leben lang, sie seien in einer glücklichen Familie aufgewachsen und sehen sich plötzlich mit der gegenteiligen Tatsache konfrontiert.
Schritt mit Ursachen und Folgen
Gehen die Kinder aus dem Haus, beginnt eine neue Lebensphase: Viele Ehen zerbrechen an der neuen Zweisamkeit. Diese Paare haben vielleicht jahrelang zusammengehalten, um den familiären und beruflichen Aufbau abzusichern – sind alle Ziele erreicht und die Kinder erwachsen, fehlt diesen Beziehungen oft die Grundlage. Eine Trennung der Eltern ist für jedes Kind schlimm – für 15- bis 25-jährige ergeben sich daraus aber die gravierendsten Folgen. Während jüngere Kinder meistens noch Trost und Halt in der eigenen Familie bekommen, suchen junge Erwachsene draußen nach Orientierung und brauchen das Elternhaus als wichtigsten Anlaufpunkt. Sie verlieren nicht nur eine heile Welt, sondern auch ihren Glauben an die Liebe – eine Tatsache, die sich immer auch auf die eigenen Beziehungen auswirkt.
Zwischen den Fronten
Erwachsene Kinder getrennter Eltern haben fast immer das Gefühl, zwischen den beiden zu stehen – beide Elternteile schütten dem Kind unabhängig voneinander ihr Herz über die Nöte mit dem Ex-Partner aus und sprechen im schlechtesten Fall nicht mehr miteinander. Die jungen Erwachsenen stehen ständig an der Schwelle zwischen sich raushalten wollen und sich einmischen müssen – hat man zu beiden ein emotionales Verhältnis, eine sehr schwierige Situation.
Gibt es irgendwann neue Wohnungen oder auch neue Paarkonstellationen, fühlen sich die Kinder nur noch als Gast – ihr altes Zuhause ist dann endgültig Vergangenheit.
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