Reden ist Schreiben

Eines der besten Bücher zum Thema hat der langjährige NRW-Regierungschef Heinz Kühn im Jahr 1985 verfasst. Leider ist es damals in einem Wirtschaftsverlag erschienen, wo Optik und Ausstattung auf ein anderes Publikum zielten. So hat das Buch wohl damals sein Publikum verfehlt, denn Managerkunden denken sich: Was soll mir die politische Rede? Dabei redet dieser große Essay, der gleichrangig neben den Schriften Friedrich Naumanns zum Thema steht, schlicht über die öffentliche Wirkung aller gesprochenen Worte – also auch über Reden auf Vorstandssitzungen, Aktionärs- oder Betriebsversammlungen. Und darüber, welcher Vorarbeit eine Rede immer bedarf. Einige Beispiele:

Der amerikanische Präsident Joseph Chamberlain: „Der ungewöhnlichen Auffassung eines nichtunterrichteten Publikums scheinen wir Redner unsere Gedanken in einem spontanen Ausbruch von Beredsamkeit auszuströmen, der keine Vorbereitung und keine Mühe kennt. Das Gegenteil ist der Fall, und ich weiß von keiner Arbeit, die an Intensität und Hingabe vergleichbar wäre mit der Vorbereitung einer Rede".

Oder Frankreichs Präsident de Gaulle: „Wann immer möglich, fahren wir in unser Haus. Dort schreibe ich die Reden, die mir schmerzliche und endlose Mühe bereiten".

Weitere, ausführlichere Beispiele mag sich jeder selber heraussuchen. In unserem Zusammenhang ist vor allem eins wichtig: Wer über Podcasts nachdenkt oder Vloggen möchte wie Toni Mahoni, der soll bitte nicht glauben, dass er dann nichts mehr schreiben müsse. Das Gegenteil ist richtig: Nichts muss so sehr gefeilt und geschliffen werden, wie das Spontane …

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